Mit dem Rucksack im Gepäck, im neuen Jahr 2024 noch gar keinen Bundesliga-Sieg erreicht zu haben, war Niko Kovac ins Heimspiel gegen den VfB Stuttgart gegangen und hatte im Vergleich zum jüngsten 2:2 in Frankfurt nur einmal getauscht: Cerny bekam von Beginn an seine Chance, rückte auf den rechten Flügel. Dadurch wurde im Zentrum für Majer frei, weil Angreifer Wind zunächst auf der Bank saß. Laut seines Trainers eine schwierige Entscheidung, doch Stoßstürmer Behrens wurde von ihm gegen die Schwaben mehr Druck zugetraut.
Apropos: Stuttgarts Coach Sebastian Hoeneß nahm nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Kellerkind Köln ebenfalls einen Tausch vor: Jeong rückte als Joker raus, dafür durfte Mittelstädt beginnen. Zudem wurde das System in ein 3-4-3 abgeändert - mit Rouault, Kapitän Anton und Ito hinten.
Und gerade mit diesen drei Profis ließ sich eines vom Start weg feststellen: Die schwäbische Abwehr ließ die Wölfe trotz einer ordentlichen Druckphase Mitte der ersten Hälfte nicht groß aufkommen, hatte vor allem Zielspieler Behrens total im Griff. Lediglich mit einer ersten Annäherung in Form eines scharfen Querpasses (2. Minute), einem Hackenversuch von Gerhardt (16.) sowie nach einem zu kurzen Rückpass von Anton, als der lauernden Maehle daraufhin Keeper Nübel umkurvte, aber aus spitzem Winkel keinen sauberen Schuss mehr hinbekam (40.), kam Wolfsburg mal auf.
Guirassy ist zu abgebrüht
Die insgesamt spielerisch besseren und beständiger kombinierenden Stuttgarter hatten die Partie aber unter Kontrolle, ließen die Kugel teils 20- oder 30-mal sauber in den eigenen Reihen laufen. Und nach einer ersten Chance von Vagnoman, der verzog (11.), klingelte es auch schon: Führich trieb dabei die Kugel an, nahm links draußen seinen Partner Mittelstädt mit. Und nach dessen sauberer Flanke schraubte sich im Zentrum Guirassy hoch - und nickte den Ball unhaltbar rechts unten ins Eck (14.). Sein 19. Saisontor im erst 18. Ligaeinsatz.
Mit dem 1:0 im Rücken trat der Gast insgesamt abgezockt auf und konnte es sich erlauben, selbst im finalen Drittel nicht allzu ideenreich aufzutreten. Lediglich der agile Führich meldete sich mit zwei ordentlichen Schüssen (37. und 45.+1) nochmals fürs 2:0 an.
Maehle vorn stark, hinten zu plump
Bundesliga, 24. Spieltag
Weiter ging's mit den zweiten 45 Minuten, für die VfL-Coach Kovac direkt mal Ex-Stuttgarter Tiago Tomas reinwarf. Der Joker zeigte sich auch direkt aktiv, brachte eine Flanke scharf ins Zentrum, wo Anton beinahe ein Eigentor unterlief (46.). Es war der Beginn einer kurzen Sturm- und Drangphase der heimischen Niedersachsen, die sich selbst nun spielerisch gefällig präsentierten und auch prompt zum 1:1 kamen. Über Paredes und Majer wurde der durchgestochene Maehle bedient, der aus leicht spitzem Winkel fein traf (50.).
Maehle war es aber auch, der nur kurze Zeit später hinten gefragt war und hier zu sehr gegen den davoneilenden Millot klammerte. Die Folge: Elfmeter und seine 5. Gelbe Karte. Guirassy trat an und traf mit etwas Glück - Casteels hatte die richtige Ecke auserkoren - zur neuerlichen Führung, zum 2:1 (54.).
Spannung bis in die Nachspielzeit
Das 3:1 sollte auch noch folgen: Der über die rechte Seite durchgebrochene Vagnoman, dem in der 56. Minute bereits ein Tor aufgrund einer knappen Abseitsstellung aberkannt worden war, besorgte diesen ganz wichtigen Treffer. Nach Zuspiel des eingewechselten Leweling täuschte der Flügelspieler einmal an, um dann äußerst präzise wie unhaltbar ins linke untere Eck zu treffen (77.).
Für Wolfsburg war das ein bitteres Gegentor, hatten die Autostädter insgesamt doch eine gute zweite Hälfte dargeboten und sich auf Augenhöhe mit dem Champions-League-Kandidaten gezeigt. Aufgeben war jedoch keine Option - und so kamen die VfL-Kicker in den Schlussminuten noch zum 2:3. Nach glücklicher Vorlage des eingewechselten Wind staubte Joker Nmecha aus nächster Nähe ab (83.), konnte in der Folge mit seinen Kollegen allerdings kein allzu großes Feuerwerk Richtung 3:3 mehr abbrennen. Lediglich Stürmer Sarr (90.+1) und Vranckx (90.+4) - jeweils als frische Kräfte gekommen - wussten sich noch einmal etwas anzunähern.
Kurzum: Am Ende verloren die Wölfe knapp mit 2:3 - und verpassten damit erneut den ersten Sieg im neuen Jahr 2024. Damit blieben die Niedersachsen bereits im neunten Ligaspiel in Folge ohne Dreier (drei Niederlagen, sechs Remis) - und müssen am kommenden Spieltag zum Spitzenreiter. Am Sonntag um 19.30 Uhr ist Wolfsburg bei Meisterschaftskanditat Bayer 04 Leverkusen zu Gast. Die Schwaben eröffnen den 25. Spieltag derweil mit dem Freitagabendspiel (20.30 Uhr) zuhause gegen Union Berlin.