Die Nachspielzeit der ersten Hälfte war eigentlich schon abgelaufen, da wurde es richtig turbulent in Berlin-Köpenick. Union spielte kurzzeitig in Unterzahl, weil Vertessen angeschlagen vom Feld gehumpelt war, da kam der bereits verwarnte Gosens mit einer Grätsche deutlich zu spät gegen Tella und sah folgerichtig Gelb-Rot (45.+3). Doch damit nicht genug: Nach dem folgenden Freistoß lenkte Trimmel in einer wilden Szene einen Hincapie-Schuss mit dem Arm an den Innenpfosten, nach langem VAR-Einsatz zeigte Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Punkt. Wirtz trat an und brachte Bayer 04 mit der letzten Aktion des ersten Durchgangs in Führung (45.+8).
Bereits zuvor hatte der Tabellenführer das Geschehen in der Hauptstadt weitgehend dominiert. Von Beginn an übernahm Leverkusen das Kommando und verzeichnete früh gute Möglichkeiten. Sowohl Grimaldo per Freistoß (11.) als auch Borja Iglesias per Kopf (15.) scheiterten aber am jeweils stark parierenden Rönnow. Union-Coach Nenad Bjelica konnte wieder auf den zuletzt gesperrten Schäfer zurückgreifen, der Ungar ersetzte in der Startelf Kaufmann - auf dem Papier defensiveres Personal als beim 0:0 in Frankfurt. So kam es nicht überraschend, dass die Köpenicker tief standen und auf Umschaltsituationen lauerten. Diese spielten sie aber meistens schlampig aus.
Tella stellt Gosens vor Probleme - Rönnow glänzend aufgelegt
Defensiv verdichteten die Hauptstädter das Zentrum, sodass Leverkusen es meist über rechts und den agilen Tella versuchte. Der Nigerianer war einer von gleich sechs Spielern, die Trainer Xabi Alonso nach dem 4:0-Pokalerfolg gegen Düsseldorf unter der Woche neu in die Startelf beordert hatte. Hradecky kehrte wie erwartet für Pokalkeeper Kovar zurück, außerdem spielten anstelle von Stanisic, Tapsoba, Frimpong, Adli und Schick die fünf neuen Feldspieler Kossounou, Hincapie, Hlozek, Borja Iglesias - und eben Tella, der Gosens vor große Probleme stellte und auch die nächste Leverkusener Großchance durch Grimaldo vorbereitete (28.).
Nach einer guten halben Stunde - Xabi Alonso hatte den verletzten Hlozek durch Adli ersetzen müssen (32.) - wurden die Hausherren aus Berlin aber selbst aktiver und kamen in Person von Gosens (36.) und Vertessen (39.) zu durchaus vorzeigbaren Abschlusssituationen, auf der Gegenseite war Rönnow erneut gegen Ex-Unioner Andrich (43.) zur Stelle. In die Pause retten konnte der starke Union-Keeper das Unentschieden aber aufgrund der wilden Episode vor dem Halbzeitpfiff nicht.
Wenig Glanz nach der Pause
Bundesliga - 28. Spieltag
Zur Halbzeit musste Bjelica aufgrund der Unterzahl nicht nur umstellen, sondern auch den verletzten Vertessen durch Kaufmann ersetzen. Vor den Köpenickern lag eine Mammutaufgabe, die diese aber mehr als ordentlich angingen. Zwar dominierte Leverkusen weiterhin, wurde aber sogar seltener gefährlich als noch im ersten Durchgang. Nur selten fand Wirtz mit seinen Pässen noch Lücken in der Union-Defensive - und wenn das der Fall war, dann verhinderte der glänzend aufgelegte Rönnow gegen Adli (59., 90.+5) und Tella (77.) mit mehreren Klasse-Paraden das zweite Gäste-Tor.
Union lehnte sich auch mit einem Mann weniger tapfer gegen die Niederlage auf, konnte aber keinerlei Gefahr mehr vor Hradecky entfachen. So brachte Leverkusen den knappen Vorsprung souverän, wenn auch glanzlos über die Zeit, feierte mit dem neunten Sieg in Folge einen neuen Vereinsrekord und steht nun unmittelbar vor der ersten Meisterschaft der Vereinshistorie. Weil der FC Bayern im Parallelspiel mit 2:3 in Heidenheim verlor, kann Leverkusen bereits am nächsten Wochenende mit einem Sieg gegen Bremen (Sonntag, 17.30 Uhr) aus eigener Kraft Deutscher Meister werden. Union gastiert bereits am Freitagabend (20.30 Uhr) in Augsburg.