Zu wenig: Christian Gentner nutzt einen Geromel-Patzer zum zwischenzeitlichen 1:1. picture-alliance
Wolfsburgs Coach Armin Veh änderte nach der 1:3-Auftaktniederlage zum Rückrundenbeginn in Stuttgart seine Startformation auf einer Position: In der Abwehrzentrale verteidigte Ricardo Costa anstelle von Madlung.
Personalprobleme hatte sein Gegenüber auf Seiten des FC, Zvonimir Soldo, im Vergleich zur 2:3-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund. Zwar stand der nach Bronchitis genesene Geromel wieder zur Verfügung und rückte für McKenna in die Innenverteidigung, dafür aber fehlte mit Podolski und Novakovic der etatmäßige Angriff. Freis und Yalcin waren die Vertreter des Sturm-Duos.
Gar nicht nach dem Geschmack des VfL begann die Partie: Nach gerade einmal sieben Minuten lagen die Gastgeber zurück, wie so oft in dieser Spielzeit nach einem Standard: Chihi brachte eine Ecke von links nach innen, wo Pezzoni am linken Fünfereck den Kopf hinhielt. Der Ball fand zwischen Josué und dem Pfosten den Weg ins Netz.
Gegen die kompakt stehenden und kompromisslos verteidigenden "Geißböcke" steigerte dieses Zwischenergebnis die Verunsicherung der Gastgeber, deren Kombinationsspiel in einer temporeichen Partie gar nicht auf Touren kam - die Soldo-Elf hatte zunächst wenig Mühe, den Gegner vom eigenen Strafraum fernzuhalten und blieb selbst das gefährlichere Team.
Wie aus heiterem Himmel fiel der Ausgleich: Geschenkt, wie vorher das Führungstor der Gäste: Nach Misimovics Eckball war Barzagli mit dem Kopf dran. Geromels versuchter Befreiungsschlag misslang völlig und landete vor den Füßen von Gentner, der aus sechs Metern flach ins rechte Eck einnetzte (21.).
Wer gedacht hatte, das 1:1 würde dem Meister Rückenwind verschaffen, sah sich getäuscht. Nach wie vor wenig Struktur begleitete das Spiel der Wolfsburger, denen das Bemühen zwar nicht abzusprechen zwar, deren Fehlpassquote aber ungewöhnlich hoch blieb. Ein laufstarker, aber unglücklich agierender Dzeko war zu wenig, um die durchaus nicht sattelfeste Deckung der Kölner (Geromel!) in echte Gefahr zu bringen.
Auch der FC spielte den Ball im Vorwärtsgang oft in die Beine des Gegners, hatte aber, nachdem Yalcin einen Konter stümperhaft vergeben hatte (40.), kurz vor der Pause die Riesenchance zur erneuten Führung: Chihi spitzelte Breckos Flanke aus drei Metern aufs Tor, Lenz lenkte das Leder gerade noch um den Pfosten (44.).
Der 19. Spieltag
Mit unverändertem Personal starteten beide Mannschaften in die zweiten 45 Minuten, die Wolfsburg druckvoll begann. Mohamad unterlief nach klasse Flanke von Schäfer fast eine Eigentor (51.), Mondragon musste sich bei Misimovics 20-Meter-Schuss lang machen (54.).
Das Offensivspiel der Niedersachsen hatte nun wesentlich mehr Linie, die alten Abwehrschwächen aber blieben: Yalcin verlängerte einen Abwehrschlag per Kopf in den Lauf von Freis. Der Stürmer setzte sich zunächst im Laufduell gegen Ricardo Costa durch und blieb auch nach der Grätsche von Barzagli am Ball. Der Ex-Karlsruher umkurvte schließlich auch noch Lenz und schob die Kugel über die Linie (57.).
Postwendend aber waren die "Wölfe" zurück im Spiel: Nach Flanke von Misimovic zog Hasebe aus halbrechter Position ab. Dzeko verlängert Richtung Tor, Geromel brachte den Ball nicht weg, den Ricardo Costa aus kurzer Distanz über die Linie schoss und damit seinen Patzer reparierte (59.). Allerdings aus Abseitsposition, da der Verteidiger zunächst passiv blieb, dann aber aktiv wieder ins Spiel eingriff.
Wie auch immer, nach dem höhepunktreichen Zwischenspurt nahm sich die Partie vorübergehend eine Auszeit. Erst Ricardo Costa, der eine Misomovic-Flanke knapp vorbeiköpfte, unterbrach diese ereignislose Phase (71.).
Katastrophales Abwehrverhalten ermöglichte dann die dritte Führung der "Geißböcke": Yalcin schlug den Ball aus dem Halbfeld Richtung Tor. Freis war halbrechts im Strafraum völlig frei, flankte diagonal auf Chihi, der aus kürzester Distanz nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte (74.).
Der VfL war geschockt. Natürlich versuchte die Veh-Elf, in der Schlussphase mit Dejagah und Kahlenberg, nochmals zurückzukommen. Doch gegen die nun stabile Deckung der Rheinländer sollte der nochmalige Ausgleich nicht mehr gelingen. Der Druck auf Armin Veh wird nach dem siebten sieglosen Spiel in Folge sicherlich nicht geringer werden, Köln dagegen jubelt nach dem Coup und kann den nächsten Aufgaben etwas gelassener entgegensehen.
Bereits am Freitagabend gastiert der VfL Wolfsburg beim Hamburger SV. Der 1. FC Köln reist am Samstag zu Eintracht Frankfurt.