Sascha Lewandowski änderte bei seiner Rückkehr auf die Leverkusener Trainerbank nur Nuancen und vertraute weitgehend auf die Elf, die in der Vorwoche beim HSV mit 1:2 das Nachsehen gehabt hatte. Auf der Gegenseite stellte Herthas Übungsleiter Jos Luhukay im Vergleich zum 1:1 gegen Hoffenheim gleich viermal um: Kobiashvili, van den Bergh, Cigerci (nach Gelb-Sperre) und Wagner spielten für Ndjeng, Brooks, Ronny und Ramos (Muskelquetschung im Oberschenkel).
Die Partie begann direkt mit einem Paukenschlag: Hertha war noch dabei, sich zurechtzufinden, da leiteten die Leverkusener einen durchdachten Angriff über rechts ein: Donati hatte Platz, flankte präzise und scharf nach innen, wo sich Kießling freilief und per Kopf einnetzte - da waren gerade mal 40 Sekunden gespielt. Es war ein Traumstart für die Werkself, die unmittelbar danach gegen schläfrige Berliner direkt hätte nachlegen können, Castro verzog aber knapp (3.).
Der 30. Spieltag
Erst danach fing sich die "Alte Dame" und schaffte es, das Duell fortan offener zu gestalten. Die Hertha verdichtete nun das Mittelfeld und schnitt so Kießling von seinem Mitspielern ab, konnte offensiv gegen lauffreudige Rheinländer allerdings nicht punkten. Abschlüsse blieben weiterhin das Metier der Leverkusener: Boenischs Hammer klatschte ans linke Lattenkreuz (19.). Vier Minuten später setzten die Gäste schließlich ein erstes Ausrufezeichen über Ben-Hatira, der zumindest nach Lattentreffern ausglich. Im direkten Gegenzug setzte Bayer jedoch den nächsten Stich: Son spurtete auf links los und bediente im Sechzehner den mitgelaufenen Brandt, der den Ball technisch gekonnt per Direktabnahme über Kraft hinweg ins lange Eck chipte (24.).
Die Partie kam zuweilen recht seltsam daher. Abgesehen von den Toren und den zwei Lattentreffern passierte im Grunde nichts. Hüben wie drüben leisteten sich die Akteure schlicht zu viele leichte Fehler, sodass strukturierte Angriffe absoluten Seltenheitswert hatten. Vor allem Hertha strahlte aus dem Spiel heraus praktisch gar keine Gefahr aus, nutzte dann aber einen ruhenden Ball zum Anschluss: Cigercis Freistoßflanke von der linken Außenbahn fand im Zentrum Wagner, der per Kopf den 2:1-Halbzeitstand markierte (38.).
Luhukays Maßnahmen zünden nicht - Bayer rettet sich über die Zeit
Fingerzeig: Sandro Wagner bejubelt seinen soeben erzielten Anschlusstreffer. Getty Images
Luhukay reagierte in der Pause und brachte Schulz für Ben-Hatira zum zweiten Durchgang. Die Idee dahinter war wohl, das brach liegende Flügelspiel der eigenen Mannschaft zu beleben, um so die enorme Kopfballstärke von Wagner besser nutzen zu können. Aus diesem Plan wurde nichts, da sich nach Wiederanpfiff beide Teams vorwiegend in intensiven Zweikämpfen aufrieben und es daher vor beiden Toren ruhig blieb. Im Ansatz hatten die Hausherren allerdings weiterhin mehr Zug zum Tor, was nicht zuletzt Halbchancen von Can (52.) und Son (53.) belegten.
Bei den Gästen wurde das Risiko in der 57. Minute erhöht: Baumjohann kam für Kobiashvili. Berlin war damit nominell deutlich offensiver ausgerichtet und erhöhte nun auch die Schlagzahl. Jedenfalls störten die Berliner früher, konnten Bayer damit aber dennoch nicht wirklich in Bedrängnis bringen. Lediglich Allagui sorgte mit einer Einzelaktion für Wirbel (62.). Die besseren Möglichkeiten hatte demnach weiter Bayer, das nach 70 Minuten beinahe ohne eigenes Zutun gejubelt hätte: Van den Bergh rettete jedoch auf der Linie bei einem missglückten Klärungsversuch von Wagner. Dann rückte Schiedsrichter Tobias Stieler ins Rampenlicht, als er gleich zweimal Leverkusener Forderungen nach Handelfmetern (74., van den Bergh; 77., Langkamp) nicht nachkam - vor allem der zweite wäre jedoch ein Strafstoß gewesen. Am Ende fiel das aber nicht sonderlich ins Gewicht, da die Werkself den Dreier letzten Endes in einer spannenden Schlussphase dennoch über die Zeit brachte.
Leverkusen ist wieder am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) in Nürnberg gefordert, die Hertha greift tags zuvor zur gleichen Zeit in Augsburg ins Bundesliga-Geschehen ein.