Werder Bremens Trainer Viktor Skripnik musste nach dem 2:1-Auswärtserfolg bei der TSG Hoffenheim auf seinen zuletzt so formstarken Stürmer di Santo (Oberschenkelzerrung) verzichten, konnte aber wieder auf Junuzovic (nach Gelb-Sperre) setzen. Insgesamt gab es drei Wechsel bei den Hausherren: Sternberg, Junuzovic und Kroos spielten für Garcia, Öztunali und di Santo.
Leverkusens Trainer Roger Schmidt beließ es dagegen bei einer Änderung: Im Vergleich zum 1:0-Sieg bei Hertha BSC kehrte Spahic in die Innenverteidigung zurück und verdrängte Papadopoulos auf die Bank. Dort saß auch der vom Asien-Cup zurückgekehrte Son.
Die Anfangsphase im Weser-Stadion war von gehörigen Respekt und einer großen Scheu vor Risiko geprägt. Sowohl die Bremer als auch Bayer Leverkusen agierten zunächst sehr verhalten und legten ihr Hauptaugenmerk auf die eigene Abwehr. Diesbezüglich unterschieden sich beide Mannschaften durchaus: Während die Werkself gewohnt hoch verteidigte und aggressives Pressing spielte, agierten die Bremer weitaus tiefer, überzeugten aber enorm durch eine starke Raumaufteilung.
Der 20. Spieltag
Das hatte zur Folge, dass Bayer zwar mehr Spielanteile hatte, daraus aber zunächst überhaupt kein Kapital schlug und bis zum Ende des ersten Durchgangs praktisch keine echte Torchance hatte.
Der erste gefährliche Abschluss der Gäste ging auf das Konto von Brandt, der in der 40. Minute aus Nahdistanz letztlich ein gutes Stück neben den linken Pfosten köpfte. Zu diesem Zeitpunkt stand es aber schon 2:0 aus Sicht von Werder. Die Skripnik-Elf, die unter ihrem ukrainischen Trainer noch kein Heimspiel verloren hatte (vier Siege, ein Unentschieden), trumpfte auf, stand hinten fast immer stabil und konterte brandgefährlich. In der 17. Minute schloss Selke einen schulbuchmäßigen Angriff der Hanseaten über Fritz und Bartels mustergültig ab und brachte seine Farben in Führung.
Danach entwickelte sich ein rasantes Spiel, auch weil Bayer nun mit Tempo auf den Ausgleich drängte, was wiederum Werder Freiräume eröffnete. Bremen kam in dieser Phase immer wieder zu Standards, die es dann nutzte, um gegnerische Schwächen bei selbigen aufzudecken. So verhinderte Leno mit einer Glanztat gegen Gebre Selassie das 0:2 - zunächst (26.).
Calhanoglu trifft und muss gehen - Öztunali eingewechselt
"Freistoßgott": Zlatko Junuzovic bejubelt seinen Treffer zum 2:0. Getty Images
Nachdem Bartels verzogen hatte (27.), stoppte Toprak den Ball unfreiwillig mit der Hand vor dem eigenen Strafraum. Der Türke bekam dafür Gelb und Bremen einen Freistoß in bester Position: Junuzovic bedankte sich und schlenzte den Ball gekonnt ins linke Eck (29.). Es war der vierte Freistoßtreffer des Österreichers, der damit in die Fußstapfen des "großen" Diego trat. Diesem war das gleiche Kunststück 2008/09 gelungen.
Dass es aus Sicht der Hausherren dennoch keine traumhafte erste Hälfte wurde, war einer Unachtsamkeit der Werder-Abwehr geschuldet: Bellarabi setzte sich an der rechten Eckfahne stark gegen zwei Mann durch und bediente Brandt. Dieser hatte das Auge für Castro, der aus zwölf Metern am rechten Pfosten scheiterte. Der Abpraller landete wiederum bei Wendell, der allerdings den stark reagierenden Wolf nicht bezwingen konnte. Doch dann stand Calhanoglu goldrichtig: Dieser drückte die Kugel aus kürzester Distanz per Kopf über die Linie - 2:1 (43.).
Der zweite Durchgang stand zunächst ganz im Zeichen von Personalien. Schmidt brachte Son für Calhanoglu und verstärkte so seine Offensive, während auf der anderen Seite Skripnik wechseln musste: Galvez verletzte sich am rechten Sprunggelenk und musste daraufhin gegen Lukimya ausgewechselt werden (50.). Danach wurde wieder Fußball gespielt. Taktisch sah das so aus, dass Bayer das Tempo verschärfte und die immer passiver werdenden Bremen quasi in deren eigener Hälfte einschnürte. Es entwickelte sich fortan eine einseitige Partie, in der Bayer klare Feldvorteile hatte, dabei aber trotz großer Überlegenheit mit Ausnahme von Kießlings Pfostentreffer in der 52. Minute nicht zu klaren Abschlüssen kam. Entweder kam der finale Pass nicht sauber an oder ein Bremer Bein stand im Weg.
Es wurde emotional, auch weil es in den Zweikämpfen nun kernig zur Sache ging. In der 65. Minute fluchte Schmidt vor sich hin und wurde deshalb von Schiedsrichter Peter Sippel wegen "unflätigen Schimpfens" auf die Tribüne verwiesen. Spielerisch ließ die Begegnung fortan aber nach. Bayer blieb zwar bemüht, allerdings auch wirkungslos. Die Bremer, bei denen der im Winter aus Leverkusen ausgeliehene Öztunali in 63. Minute eingewechselt worden war, hatte Beton angerührt und hielt dem Dauerdruck Stand.
Dabei kam den Hanseaten wohl durchaus gelegen, dass Peter Sippel viel laufen ließ und recht sparsam mit Karten umging. Auf beiden Seiten nahmen die Spieler das Angebot an und legten eine durchaus harte Gangart an den Tag. Das ging letztlich auf Kosten des Spielflusses, weshalb sich am Ende am Resultat nichts mehr änderte und Werder den vierten Sieg in Serie feiern durfte.
Damit haben beide Mannschaften die anstrengende englische Woche hinter sich gebracht und nun fast eine Woche Zeit, um sich auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten: Werder Bremen trifft am kommenden Samstag (15.30 Uhr) auf den FC Augsburg, während Bayer Leverkusen zur gleichen Zeit den VfL Wolfsburg zu Gast hat. Dann aber ohne Spahic und Wendell, die Gelb-gesperrt fehlen werden.