Werder-Coach Florian Kohfeldt reagierte im Vergleich auf das turbulente 3:2 in Augsburg mit drei Wechseln: Der ehemalige Dortmunder Sahin kam zu seinem Startelf-Debüt für Bremen, außerdem begannen Harnik und Osako. Dafür draußen waren Bargfrede, Kainz und Pizarro (jeweils auf der Bank).
Berlins Trainer Pal Dardai beließ es indes im Vergleich zum höchst ansehnlichen wie teils begeisternden 4:2 gegen Gladbach bei zwei Veränderungen - eine davon gezwungenermaßen: Rekik kehrte nach einer muskulären Verletzung im Adduktorenbereich zurück, außerdem durfte Dardais 19-jähriger Sohn Palko beginnen. Sie ersetzten Kalou (Bank) und den schwerer verletzten Grujic (Bänder- und Kapselriss im Sprunggelenk).
Auch dank Lustenberger: Harnik eröffnet mit der Hacke
Aufgrund eines bundesweiten Fan-Protests gegen die "zunehmende Spieltagszerstückelung" verhielten sich im Übrigen die Zuschauer im Weser-Stadion in den ersten 20 Minuten etwas ruhiger - wenngleich die Aktionen auf dem Rasen durchaus lautstarke Reaktionen von den Rängen verdient gehabt hätten. Denn: Nach kurzen selbstbewussten Angriffsaktionen der Gäste übernahm der SV Werder ab der 5. Minute vollends das Kommando über dieses Spiel. Gegen fortan tiefstehende Berliner ließen die Bremer den Ball gekonnt laufen, erarbeiteten sich Raumgewinne, waren stets nah am Geschehen und suchten den Torabschluss.
Wenig verwunderlich gingen die Norddeutschen auch zeitnah in Front - und das auf absolut kuriose Art und Weise: Nach einer Sahin-Freistoßflanke links in den Strafraum zu Moisander drückte dieser den Ball per Kopf ins Zentrum. Dort kam Gebre Selassie leicht heran - und über den Oberschenkel von Lustenberger ging die Kugel zunächst an die Latte. Im Anschluss griff der am Boden liegende Torwart Jarstein hin, doch der hinter ihm und auf der Torlinie postierte Lustenberger hatte das offenbar nicht registriert und schlug seinem Keeper den Ball wieder aus den ausgestreckten Händen. So konnte der lauernde Harnik letztlich mit der Hacke aus kurzer Distanz abschließen (11.).
Bundesliga, 5. Spieltag
Stark abgekocht: Veljkovic legt nach
Wie Bremen mit der Führung im Rücken agierte, war bemerkenswert: Die Kohfeldt-Elf ließ die Hertha in der Folge bis auf ganz wenige Ausnahmen (15., 44.) kaum aufkommen, stand defensiv äußerst sicher, zog teils feines Kurzpassspiel auf und erarbeitete sich selbst durch Klaassen (23.) oder Harnik (25.) gute Möglichkeiten aufs 2:0. Kurz vor der Pause sollte der Führungsausbau dann auch noch gelingen: Veljkovic stieg nach einer Sahin-Ecke hoch, erarbeitete sich im Duell mit Stark den nötigen Raum und nickte unhaltbar ins Tor (45.) - und so wurden die Werderaner von ihren inzwischen lautstarken Fans mit verdientem Applaus und Gesängen in die Kabine geschickt.
Dilrosun meldet die Hertha an
Den Schwung verloren die Hausherren in den Katakomben aber ein wenig: Zwar wollten die Werderaner weiter druckvoll spielen, bis auf einen Eggestein-Vorstoß (47.) oder ein paar zu ungenau ausgespielte Konter sprang aber wenig heraus. Anders dagegen die Hertha, die zur Pause Ersatztorwart Kraft für den verletzten Jarstein bringen musste und die auf einmal griffiger agierte sowie schnell zum Anschlusstreffer kam: Dilrosun, 20-jähriger Neuzugang von Manchester City, war nach Steilpass von Ibisevic durch und feuerte den Ball aus spitzem Winkel flach links unten ins Tor (53.). Einen Vorwurf musste sich dabei auch SVW-Keeper Pavlenka gefallen lassen, denn er machte das Torwarteck etwas auf.
Kruse, Mister Zuverlässig
Sicher vom Punkt: Max Kruse. imago
Fortan war die Alte Dame am Drücker, wollte das 2:2 - und leistete sich defensiv mitten in diese Phase hinein ein Foul: Plattenhardt traf Gegenspieler Gebre Selassie, womit die Berliner auch im fünften Spiel in dieser Saison eine Strafstoß verursachten (neuer Bundesliga-Rekord). Bremens Kapitän Kruse trat an und verwandelte in gewohnter Manier sicher ins linke Eck - 19 von 19 Elfmetern hat der 30-Jährige damit in seiner Laufbahn verwandelt (66.). Gefeiert wurde der Treffer zwischen ihm und Kumpel Harnik wie schon beim zwischenzeitlichen 1:0 mit einem Tänzchen. Ganz nebenbei sorgte er damit auch für die Vorentscheidung an diesem Abend, weil sein Team fortan nichts mehr anbrennen ließ und das 3:1 souverän über die Zeit brachte.
Lediglich der ehemalige Bremer Selke, der als Joker kam und mit Pfiffen bedacht wurde, sorgte noch einmal für ein klein wenig Gefahr (86.). Insgesamt war das an diesem Abend aber von der Alten Dame zu wenig.
Für den SV Werder Bremen, der somit ungeschlagen bleibt und mit elf Punkten aus fünf Spielen einen Top-Start feierte, geht es am Samstag (15.30 Uhr) in Stuttgart weiter. Berlin indes empfängt bereits einen Tag zuvor und damit am Freitagabend (20.30 Uhr) den FC Bayern München.