Bundesliga

Zingler: "Wir werden niemanden entlassen"

Unions Klubboss fordert von seinen Profis Disziplin ein

Zingler: "Wir werden niemanden entlassen"

Stellte sich nach der Entscheidung der DFL, die Saison fortzusetzen, den Medien: Union-Klubboss Dirk Zingler.

Stellte sich nach der Entscheidung der DFL, die Saison fortzusetzen, den Medien: Union-Klubboss Dirk Zingler. imago images

Der Klubchef des 1. FC Union stand am Donnerstagnachmittag in einer Lounge in der Haupttribüne des Stadions und sprach zu den Medienvertretern über die "schwierige erste Etappe", die der deutsche Profifußball bewältigt hat, jetzt, da der Spielbetrieb aufgenommen werden darf. Noch bevor der Ball wieder rollt, betonte Zingler allerdings, dass man vor einer "Herausforderung" stehe, bei der "unheimlich viel Disziplin vonnöten" sei.

Eindringliche Warnung an die Profis

Es war Zinglers erster Auftritt vor den Medien seit Wochen, weshalb er auch mit den Worten einleitete: "Erst mal hallo in die Runde, wir haben uns lange nicht gesehen." Der Klubchef der Eisernen sprach anschließend zunächst von Dankbarkeit und Erleichterung, weil der Profifußball die Saison fortsetzen kann. Auch ging es natürlich um das finanzielle Aufatmen, weil eine erste Tranche der ausstehenden TV-Gelder bereits geflossen ist und eine weitere zeitnah nach dem Re-Start der Liga bei den Klubs eingehen soll. Vor allem aber nutzte der 55-Jährige die Gelegenheit, um eine Mahnung zu platzieren, die in erster Linie an die Adresse der Profis ging. Denn nicht nur die Medienvertreter bekamen Zingler am Donnerstag erstmals wieder persönlich zu sehen, auch vor der Mannschaft trat der Klubchef seit langer Zeit mal wieder auf.

Trainersteckbrief Fischer
Fischer

Fischer Urs

Spielersteckbrief Malli
Malli

Malli Yunus

1. FC Union Berlin - Vereinsdaten
1. FC Union Berlin

Gründungsdatum

20.01.1966

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Das ist eine Herausforderung, bei der unheimlich viel Disziplin notwendig ist.

Dirk Zingler

"Ich habe ihnen deutlich gesagt, dass uns ein riesengroßer Vertrauensvorschuss gegeben wurde. Dieses Vertrauen muss jeder Einzelne rechtfertigen", sagte Zingler. Ein Appell an die Disziplin der Profis, auf die es in den kommenden Wochen ankommt, nicht zuletzt bei der Umsetzung des Hygienekonzepts der DFL. "Das ist eine Herausforderung, bei der unheimlich viel Disziplin notwendig ist", betonte Zingler, der auch vor Rückschlägen warnte: "Es muss sich im Alltag beweisen. Es wird Fehler geben, dann muss man korrigieren."

Einen Rückschlag hatte die Branche zu Wochenbeginn bereits erleben müssen, durch Salomon Kalou und Hertha BSC. Zingler - Stichwort: Disziplin der Protagonisten - erinnerte daran, ohne Namen zu nennen. Das Video des Hertha-Routiniers soll als Gedächtnisstütze dienen. Momentan seien alle "noch ein bisschen erschrocken" und "sensibilisiert", sagte Zingler. Dieser Effekt dürfe aber in ein paar Wochen nicht nachlassen. "Die Kurve darf nach dem ersten, zweiten Spieltag nicht nach unten gehen", forderte Zingler.

Malli wartet auf ärztliche Freigabe

Die Worte des Klubchefs erhielten - wohl zufällig - durch einen Besuch des Ordnungsamtes Nachdruck, das bei Union laut Klubangaben am Donnerstag die Einhaltung der behördlichen Vorgaben bei der Durchführung des Gruppentrainings kontrollierte. Auf die Freigabe des Mannschaftstrainings wartet der Aufsteiger noch, diese soll bald vorliegen. Am Samstag, so der Plan, brechen die Berliner dann ins niedersächsische Barsinghausen auf, wo die Mannschaft von Trainer Urs Fischer das im DFL-Konzept vorgesehene einwöchige Trainingslager abhält. Ob Yunus Malli Teil der Reisegruppe sein wird, war am Donnerstag noch offen. Bei dem Mittelfeldspieler steht die ärztliche Freigabe noch aus.

Niemand weiß, wie Mannschaften, wie einzelne Spieler mit dieser veränderten Atmosphäre umgehen.

Dirk Zingler

Ob mit oder ohne Malli - in der Sportschule Barsinghausen bereitet sich Union auf den Re-Start der Liga vor. Bei dem kommt es für den Bundesliga-Neuling zunächst zum Duell mit Rekordmeister FC Bayern - und insgesamt zu einer sportlich schwer einzuschätzenden Lage. "Es ist eine Wunderkiste, eine Wundertüte. Niemand weiß, wie Mannschaften, wie einzelne Spieler mit dieser veränderten Atmosphäre umgehen", sagte Zingler, der von einem Start in eine Etappe sprach, "die es noch nicht gab. Es wird spannend werden, vielleicht werden wir das eine oder andere kuriose Ergebnis sehen."

Zingler sieht "Spielbetrieb unter Extrembedingungen"

Die ungewisse sportliche Lage für Liga-Neuling Union (der mit 30 Punkten eigentlich gute Chancen auf den Klassenerhalt hat), dazu die anspruchsvolle Umsetzung des Hygienekonzepts der DFL, dann die Geisterspiele, die niemand will, die aber derzeit als alternativlos hingenommen werden (müssen) - die neue Realität entspricht keiner Wunschvorstellung. Das machte auch Zingler noch einmal deutlich. Aber der "Spielbetrieb unter extremen Bedingungen", wie er formulierte, ist derzeit die einzige Option. Auch finanziell. Der Klub sei stabil, werde die Krise bewältigen, versicherte der Präsident. "Wir werden niemanden entlassen", kündigte Zingler an.

Die Erlaubnis zur Fortsetzung der Saison hat auch bei Union für ein Stück Sicherheit gesorgt. Ein erstes Zwischenziel ist erreicht. Jetzt startet die nächste Etappe. Es wird wohl wieder eine Bergfahrt.

Jan Reinold

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