Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt wählte gegenüber dem 0:0 im Auswärtsspiel beim Hamburger SV mit Gerhardt die etwas defensivere Variante im Mittelfeld, Origi saß zunächst auf der Bank.
Auf der anderen Seite warf Leipzigs Coach Ralph Hasenhüttl nach dem 2:2 im Heimspiel gegen Mainz 05 die Rotationsmaschine an und brachte ein frisches Quintett: Upamecano, Konaté, Keita, Bruma und Halstenberg ersetzten Orban, Demme, Laimer, Kaiser (alle Bank) und den kranken Bernardo.
Von Beginn an stellte Leipzig die Hausherren durch aggressives und hohes Anlaufen vor enorme Probleme. Der VfL kam nicht in den Spielfluss, erlaubte sich im Aufbau zahlreiche Abspielfehler und musste sich gegen die ständigen Angriffswellen der Gäste wehren. Ein statistischer Beleg: Im ersten Durchgang spielte Keeper Casteels die meisten Pässe beim VfL (25) und verbuchte ebenso die meisten Ballaktionen (35). Das ging für Wolfsburg beinahe früh schief, als Guilavogui Gegenspieler Werner mit einem kuriosen Querschläger rechts im Strafraum einsetzte. Der deutsche Nationalspieler visierte die lange Ecke an, Casteels tauchte schnell ab und parierte (7.).
Verhaegh, Mr. Zuverlässig bei Elfmetern
Als die Niedersachsen erstmals ihr Schneckenhaus verließen und sich nach vorne aufmachten, hieß es sofort 1:0. Gomez kam im Getümmel an der Linie des Fünfmeterraums an den Ball und wurde von Konaté am Fuß getroffen. Referee Winkmann entschied auf Strafstoß. Verhaegh ließ sich die Chance nicht entgehen und vollendete eiskalt in die rechte Ecke (15.). Der Niederländer ist damit der erste und einzige Feldspieler der Bundesliga-Geschichte, der 16 Treffer in Folge ausschließlich per Elfmeter erzielte. Die Hasenhüttl-Elf brachte der Rückschlag nicht aus dem Konzept, unbeirrt zogen die Sachsen weiter ihren Plan durch.
Ein ums andere Mal kombinierte sich RB, angetrieben von Stratege Keita, flüssig durch das Wolfsburger Mittelfeld, ehe der finale Pass im Angriffsdrittel bei einem VfL-Verteidiger landete. Oftmals überzeugte Brooks durch ein cleveres Kombinationsspiel, der Ex-Herthaner bereinigte etliche Hereingaben. 8:1 Torschüsse, knapp 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 56 Prozent Ballbesitz: Die Zahlen der ersten 45 Minuten unterstrichen die teils drückende Überlegenheit der Gäste, aus der RB letztlich allerdings keinen Profit schlug. So stand es zur Pause aus Sicht der Leipziger 0:1.
Bundesliga, 16. Spieltag
Halstenberg trifft - und der VfL taut auf
Mit Wiederbeginn knüpften die Sachsen an die Vorstellung aus dem ersten Durchgang an, übernahmen umgehend wieder das Kommando und drängten den VfL hinten rein - mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: RB nutzte nun seine Chance. Poulsen behauptete sich an der Strafraumkante gegen zwei Gegenspieler und behielt die Übersicht für den mitgelaufenen Halstenberg, der aus acht Metern im Fallen in die lange Ecke zum 1:1 vollstreckte (52.).
Mit dem Ausgleich ging ein Ruck durch die Schmidt-Elf, die sich in der Folge aktiver am Spiel beteiligte und nun auch ein spielerisches Mittel fand, um die erste Leipziger Verteidigungslinie zu überbrücken. Schnell sprang auch eine Gelegenheit heraus, Gomez zimmerte den Ball aus 17 Metern auf das Tordach (56.). Wolfsburg bewegte sich in dieser Phase erstmals in dieser Partie auf Augenhöhe mit RB.
Origi lässt Wolfsburgs Sieg liegen
Dass zu einem späten Zeitpunkt dieses Pflichtspieljahres allmählich die Kräfte schwinden, zeigte dann die Schlussphase - besonders bei RB wurde der Tank merklich leerer. Das Mittelfeld der Leipziger war praktisch nicht mehr vorhanden, der VfL rannte an und drückte auf das 2:1 - das hätte angesichts des Chancenwuchers auch zwingend fallen müssen: Origi vollbrachte das Kunststück, den Ball aus zwei Metern in Rücklage über den Querbalken zu schaufeln (78.). Zwei Minuten später prüfte der Belgier aus sieben Metern Gulacsi, ehe er bei einer Dreifachchance in der Nachspielzeit zum wiederholten Male im Ungarn seinen Meister fand. Kurz zuvor war Leipzigs Upamecano in dieser aufregenden Schlussphase noch mit Gelb-Rot vom Platz geflogen.
Wolfsburg spielt am kommenden Samstag (15.30 Uhr) zum Abschluss der Hinrunde beim 1. FC Köln, ehe die Niedersachsen das Pflichtspieljahr im Pokal am 19. Dezember in Nürnberg beschließen. Die Leipziger haben nach dem Ligaspiel am Sonntag (18 Uhr) gegen Hertha BSC schon Pause.