Bundesliga

Träsch über Otavio: "Paulo ist ganz sicher kein fieser Treter"

Der Ex-Wolfsburger spricht über seinen ehemaligen Teamkameraden

Träsch über Otavio: "Paulo ist ganz sicher kein fieser Treter"

Spielten unter Jens Keller in Ingolstadt: Paulo Otavio und Christian Träsch.

Spielten unter Jens Keller in Ingolstadt: Paulo Otavio und Christian Träsch. imago images

Auch er traute seinen Augen kaum. Zunächst hatte Christian Träsch, der nach seinem Karriereende aktuell mit seiner Familie noch in Dubai lebt, nur vom Platzverweis Paulo Otavios gelesen und dachte sich schon, dass es eine Notbremse gewesen sein könnte. Schließlich sei der Wolfsburger alles andere als ein unfairer Spieler, erzählt Träsch. "Paulo ist ein herzensguter Mensch, der ohne böse Gedanken durchs Leben geht. Einfach eine Frohnatur, ganz sicher kein fieser Treter." Umso überraschter war der Ex-Profi dann, als er die Aktion seines ehemaligen Teamkameraden sah. Träsch glaubt: "Paulo hat in diesem Moment einfach nicht nachgedacht, war im vollen Tempo. Er wollte Dabbur ganz sicher nicht verletzen, sondern einfach nur das Gegentor verhindern."

Dass diese Szene eigentlich gar nicht zum Typen Paulo Otavio passt, zeigt auch die Statistik. Zuvor war der Brasilianer, der 2016 nach Europa wechselte, zunächst in Österreich unter dem heutigen VfL-Trainer Oliver Glasner beim Linzer ASK spielte und anschließend über Ingolstadt nach Wolfsburg kam, nie des Feldes verwiesen worden. Kein Rot, kein Gelb-Rot, kein Wiederholungstäter. "Auch im Training", erinnert sich Träsch an die gemeinsame Zeit beim FCI, "war er immer total angenehm und fair. Und unglaublich schnell."

Das demonstrierte Paulo Otavio auch am vergangenen Samstag, als er Dabbur einholte. Und diese Geschwindigkeit machte ihn in den vergangenen Wochen und Monaten zu einem der besten Außenverteidiger der Bundesliga. Über den zuletzt fehlenden Jerome Roussillon sprach in Wolfsburg kaum noch jemand. "Zu der Verpflichtung von Paulo kann man dem VfL nur gratulieren", sagt Träsch, der eine Entwicklung bei dem 26-Jährigen festgestellt hat. "Der Speed ist sein großes Plus, mittlerweile aber hat er seine Fähigkeiten verstanden und nutzt sie." In Ingolstadt sei es mitunter noch der Fall gewesen, dass Paulo Otavio mehrere Gegner stehen ließ, "den letzten Pass aber nicht an den Mann brachte". Das habe der Außenverteidiger abgestellt, "dadurch ist er mittlerweile ein richtig guter Bundesligaspieler". Der sich nun mit seinem rüden Foul auf für ihn untypische Art und Weise in die Erinnerungen der Fußball-Zuschauer manövriert hat. Träsch betont deshalb: "Es wäre unfair, Paulo nun nur darauf zu reduzieren. Er ist ein ganz toller Mensch und super Fußballer."

Thomas Hiete