St. Paulis Trainer Ewald Lienen konnte im Vergleich zur 1:4-Niederlage im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach wieder auf Linksverteidiger Halstenberg zurückgreifen, der rechtzeitig fit wurde. Allerdings verspürte Gonther beim Aufwärmen einen Stich in der Wade und musste kurzfristig passen. Für ihn rückte der defensive Mittelfeldspieler Deichmann in seinem ersten Zweitligaspiel in die Innenverteidigung.
Kleeblatt-Coach Stefan Ruthenbeck tauschte derweil gegenüber dem 0:1 gegen Erzgebirge Aue viermal Personal: Mielitz, Caligiuri, Stiepermann und Freis standen für Flekken, Weilandt, Tripic (alle Bank) und Franke (nicht im Kader) in der Anfangself.
Ziereis beinahe mit dem Eigentor - Rzatkowski veredelt
Um ein Haar wäre die Partie direkt mit einem kuriosen Eigentor gestartet, doch Himmelmann grätschte Ziereis' zu scharfen Rückpass mit letzter Kraft von der Linie (1.). Liga-Neuling Deichmann machte derweil durch zwei rüde Fouls auf sich aufmerksam, für's zweite gab es die fällige Verwarnung (15.). Ansonsten war Fürth in der Anfangsphase die überlegene Mannschaft, während St. Pauli dicht gestaffelt verteidigte und auf Konter lauerte. Ein solcher führte dann zur Führung: Maier nahm auf links Buballa mit, dessen flache Rückgabe an den Elfmeterpunkt Rzatkowski gegen die Laufrichtung von Mielitz veredelte - 1:0 (19.).
Halstenberg wie in Karlsruhe
Die Führung gab den Kiez-Kickern einiges an Selbstvertrauen, plötzlich agierten sie mutiger. Auf Seiten der Mittelfranken war Zulj der auffälligste Akteur, er versuchte es bevorzugt mit Distanzschüssen (25. und 31.). Dass dies aber die Spezialität von Halstenberg ist, davon konnte sich das Millerntor in der 34. Minute wiedermal ein Bild machen. Wie schon in Karlsruhe schweißte der Linksverteidiger den Ball unhaltbar mit rechts (!) von der Strafraumkante ins lange Eck - 2:0 (34.).
Der 3. Spieltag
Das Kleeblatt berappelte sich aber und suchte und fand noch vor der Pause die Antwort: Ziereis verlor nach Theskers Flanke Freis aus den Augen, der aus der Nahdistanz unbedrängt einköpfte (42.). Um ein Haar hätte auch Berisha seine Freiheiten genutzt, sein nicht voll erwischter Flugkopfball strich aber knapp vorbei (45.+1).
Glück für Fürth und Mielitz
Nach dem Seitenwechsel war St. Pauli anfänglich am Drücker, gepusht vom Publikum suchten die Millerntor-Kicker das 3:1. In der 56. Minute wäre es dann beinahe so weit gewesen, doch Fürth hatte Glück, dass Halstenbergs abgefälschter Freistoß an den Pfosten und von da in die Arme des erstarrten Mielitz hoppelte. Und Halstenberg blieb torgefährlich, seine Direktabnahme ging als Aufsetzer knapp drüber (60.).
Auf der Gegenseite hätte Freis den Ausgleich erzielen müssen, seine Direktabnahme mit der Seite aus wenigen Metern war aber viel zu unplatziert (63.). Das Spiel nahm fast minütlich an Tempo auf, ein wahrer Thriller entwickelte sich: Verhoek vergab nach einem langen Ball das 3:1, als er Mielitz umrundete, dann aber schwach abschloss (72.), dann zappelte die Kugel auf der Gegenseite im Netz - doch der Treffer zählte nicht, weil Zulj bei seinem Kopfball haarscharf im Abseits stand (74.).
Rzatkowski im Nachsetzen - Fürth gibt nicht auf
Doppelt bitter für Fürth: Im direkten Gegenzug setzte es das 3:1. Himmelmann machte das Spiel schnell, Sobota marschierte über rechts, blieb mit seinem Schuss an Mielitz hängen. Der Ball prallte zu Rzatkowski, der den Nachschuss in die Maschen setzte (74.). Doch abermals gaben sich die Franken nicht auf, Zulj traf per Linksschuss nur fünf Minuten später wieder zum Anschluss (79.).
So entwickelte sich eine rasente, hart umkämpfte Schlussphase, in der Verhoek per Grätsch-Schuss das 4:2 verpasste, ehe Kumbela per Kopfball im sicheren Himmelmann seinen Meister fand (89.). Der letzte Schuss war dem auffälligen Halstenberg vorbehalten, seinen Freistoßkracher wehrte Mielitz zur Seite ab - dann freute sich das Millerntor über den Schlusspfiff, drei weitere Punkte und den ersten Heimsieg gegen das Kleeblatt seit 17 (!) Jahren.
Weiter geht's für die Kiezkicker am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) bei RB Leipzig. Die Fürther heißen bereits am Freitag (18.30 Uhr) den FSV Frankfurt willkommen.