Bundesliga

René Adler im Interview: "Beinahe so schnell wie Aubameyang"

Ex-Nationaltorhüter über den Zweikampf Zentner/Dahmen

René Adler im Interview: "Beinahe so schnell wie Aubameyang"

Sie alle standen schon in Mainz zwischen den Pfosten: Finn Dahmen, René Adler und Robin Zentner (v.li.).

Sie alle standen schon in Mainz zwischen den Pfosten: Finn Dahmen, René Adler und Robin Zentner (v.li.). imago images (3)

Den einen objektiven Grund, Stammkeeper Robin Zentner rauszunehmen, gibt es nicht. Ganz im Gegenteil, der 26-Jährige gilt als Leader und hat maßgeblichen Anteil an der starken Rückrunde der Rheinhessen. Doch klar ist auch: Dahmen kommt als frischgebackener U-21-Europameister mit Rückenwind und mit 23 Jahren braucht er nun konstant Spiele. Ex-Nationaltorwart Adler, dessen Handschuhfirma "T1tan" beide Keeper mit ihrem Arbeitsgerät ausstattet, sprach mit dem kicker über die spezielle Konkurrenzsituation und die besondere Mainzer Torwartschule unter Stephan Kuhnert und Sven Hoffmeister.

Herr Adler, mit Stammtorwart Zentner und U-21-Europameister Dahmen hat Mainz 05 ein Luxusproblem. Sie kennen beide gut, zudem den Klub. Wie bewerten Sie diese Situation?

Die Konstellation wird natürlich durch den EM-Titel befeuert, Finns Selbstvertrauen ist dank der guten Leistungen als Stammtorhüter bei der U 21 nochmal gewachsen. Aber: Robin ist extrem wichtig für die Hierarchie bei Mainz 05, er ist eine zentrale Persönlichkeit in diesem Klub - leistungstechnisch und wenn es darum geht, gewisse Teamdynamiken zu erkennen und zu durchbrechen. Er ist absoluter Wortführer.

Ist das Zentners "besonderes Pfund"?

Grade für eine Mannschaft wie Mainz 05, die in den letzten Jahren gegen den Abstieg gekämpft hat, ist das extrem wichtig: Was kann mir der Spieler neben Leistung an Persönlichkeit geben? Aufgrund der extrem starken Rückrunde mit Bo Svensson sehe ich sie nächste Saison aber nicht im Abstiegskampf.

Was eine neue Situation wäre. Strahlt das auch aus auf die Frage, wer Nummer eins sein wird?

Es ist immer eine Frage der Leistung und der Überzeugung. Wenn Mainz den unter Svensson eingeschlagenen Weg weitergeht, sehe ich sie eher im gesicherten Mittelfeld. In so einem Umfeld ist es immer einfacher, junge Spieler zu installieren. Aber: Robin hat in den letzten beiden Jahren sehr gute, stabile Leistungen gebracht.

Was zeichnet Zentner aus?

Sein Torwartspiel ist brutal athletisch. Für Außenstehende wirkt er zwar manchmal schwerfällig und teils hölzern aufgrund seiner Größe und seines Gewichts, aber ich kenne wenige Spieler, die so schnell sind. Wir haben mal Zeiten gemessen, da war er auf die 100 Meter beinahe so schnell wie Aubameyang.

Nicht wenige in Mainz trauen ihm den Sprung zur Nummer eins zu.

René Adler über Finn Dahmen

Wir sprechen also von zwei völlig unterschiedlichen Torwarttypen?

Ja, Robin kommt über Kraft, Athletik und Persönlichkeit. Finn ist kleiner, das wird ihm manchmal als Manko ausgelegt. Das macht er aber über eine überragende Technik wett. Finns große Stärke ist, wenn er den Ball am Fuß hat, vor allem der erste Kontakt, der beim Torwart extrem wichtig ist. Er wird immer wieder in den Aufbau integriert, fällt nicht ab, wenn er im Feld mittrainiert. Nicht wenige in Mainz trauen ihm den Sprung zur Nummer eins zu.

Denken Sie, die Mainzer wechseln?

Ich bin echt froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss. Beide haben sehr gute Argumente und es sich irgendwo verdient, zu spielen. Im offenen Zweikampf wird die Trainingsleistung entscheiden, wobei Robin als starker Stammtorhüter, der maßgeblich am Lauf der Mainzer beteiligt war, mit einem gewissen Vorsprung reingeht.

Dahmen ist 23 Jahre alt. Er müsste doch zusehen, dass er jetzt permanent spielt, oder?

Da bin ich Ihrer Meinung. Ein Leihgeschäft wäre sinnvoll, das hat mit Florian Müller prima geklappt - mir fallen spontan einige Vereine ein, wo er gut reinpassen würde. Dann könnte er jede Woche seine Qualität zeigen und seinen Marktwert steigern, davon hätte auch Mainz etwas. Der FSV bräuchte dann eine gute Nummer zwei, wobei ich mir da bei deren Torwartschule mit Stephan Kuhnert bei den Profis und Sven Hoffmeister im Nachwuchs keine Gedanken mache.

Wer würde sich durchsetzen in einem Zweikampf Zentner/Dahmen?

Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung: Robin Zentner ist eine Trainingsmaschine, der beißt jeden Konkurrenten ein Stück weit raus. Finn aber ist auch ein absolutes Trainingstier, die bringen beide immer ihre Leistung. Wenn man einem Duell aus dem Weg gehen will, wäre eine Leihe meine Empfehlung.

Kuhni ist ein Unikat, ein Hermann Gerland für Torhüter.

René Adler über Stephan Kuhnert

Loris Karius, Zentner, Müller, Dahmen - was macht Stephan Kuhnert, der ja selbst nie ein Bundesligaschlussmann war, zu einem derart guten Coach?

Kuhni ist ein Unikat, ein Hermann Gerland für Torhüter, positiv bekloppt und ein Mann klarer Worte. Er baut Widerstände ein, das ist extrem wichtig, weil du als Torwart immer mit Fehlern umgehen lernen musst. Das Wichtigste ist: Der hat das Herz am rechten Fleck und marschiert mit seinen Torwartjungs durchs Feuer. Da geht es manchmal auch darum, die Jungs gegen den Cheftrainer zu unterstützen oder sie zu beschützen. Und: Kuhni, der ein Torhüter alter Schule war und auch mal freestyle trainiert, und Hoffi, der eher auf die Technik und die sauberen Abläufe schaut, ergänzen sich hervorragend. Das macht die Mainzer Schule aus.

Interview: Benni Hofmann

Neuer im 500er-Klub: Die Rekordspieler der Bundesliga