Bundesliga

Norbert Meier: "Ich war selbst schockiert von mir"

Zehnjähriges "Jubiläum" des denkwürdigen Kopfstoßes

Norbert Meier: "Ich war selbst schockiert von mir"

Was auf den ersten Blick wie eine Tätlichkeit von Albert Streit aussieht, entpuppt sich als glasklare Schwalbe Norbert Meiers (li.).

Was auf den ersten Blick wie eine Tätlichkeit von Albert Streit aussieht, entpuppt sich als glasklare Schwalbe Norbert Meiers (li.). imago

Und Meiers böses Foulspiel inklusive folgender Schauspieleinlage ist zwar nicht vergessen, aber längst vergeben. Von Albert Streit selbst wie auch von der Öffentlichkeit.

Seinerzeit allerdings hatte Meier seinen Ruf und damit die Karriere als Fußballlehrer auf unvorstellbare Weise aufs Spiel gesetzt. Auslöser war ein an sich harmloser Zweikampf zwischen dem Kölner Streit und Duisburgs Razundara Tjikuzu wenige Minuten vor dem Abpfiff. Meier zeterte an der Seitenlinie, was ein Heißsporn wie Streit natürlich nicht widerspruchslos hinnahm. Der Profi ging auf Meier zu, die Gesichter kamen sich bedrohlich nahe, schließlich folgte ein Kontakt Kopf an Kopf. Nacheinander gingen beide Kontrahenten zu Boden, erst Meier und Augenblicke später auch Streit.

Pressekonferenz war Meiers größerer Fehler

Für Schiri Manuel Gräfe schien der Fall klar: Rot gegen Streit wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit. Eine Wahrnehmung, die Meier auch noch auf der folgenden Pressekonferenz stützte: "Wir beide sind sehr dicht aneinandergeraten", schilderte der Coach den angeblichen Hergang, "ich habe mich hinfallen lassen bzw. bin hingefallen, weil ich denke, ich habe eine Wunde davongetragen. Das sieht man, und das ist einfach eine normale Reaktion."

Meier: "Eine absolut lächerliche Geschichte"

Doch dieser Erklärungsversuch machte Meier vollends zum Buhmann und war im Nachhinein gewiss sein größter Fehler. Denn die TV-Bilder belegten zweifelsfrei: Meier selbst stieß mit dem Kopf zu, während Streit völlig passiv blieb, der folgende Sturz war pure Theatralik des Trainers. Mit einigem Abstand sah das schließlich auch Meier vollkommen objektiv: "Eine absolut lächerliche Geschichte, die ich noch lächerlicher gemacht habe. Ich war damals selbst schockiert von mir."

Dreimonatiges Berufsverbot für Meier

Streit wurde aufgrund von Gräfes "Tatsachenentscheidung" für eine Partie gesperrt, die Konsequenzen für Meier fielen wesentlich gravierender aus: Der DFB sprach ein dreimonatiges Berufsverbot für den Coach aus, der MSV Duisburg reagierte folgerichtig mit der Entlassung seines Aufstiegstrainers. Für den 16-maligen A-Nationalspieler, der als bis dahin untadeliger Sportsmann weithin hohes Ansehen genoss, ein einschneidender Karriereknick. Nicht wenige prognostizierten, dass die so vielversprechende Trainerlaufbahn des damals 47-Jährigen damit am Ende sei.

Die außergewöhnlichsten Sperren in der Bundesliga

Doch nach einer gewissen Karenzzeit und einem glücklosen Engagement bei Dynamo Dresden wurde Fortuna Düsseldorf ab 2008 zur berühmten "zweiten Chance" für Meier - die er beeindruckend nutzte. Meier führte den Traditionsklub vom Rhein aus der Dritten Liga zurück ins Oberhaus. Trotz der einvernehmlichen Trennung nach dem unmittelbar folgenden Abstieg eine bleibende Erfolgsgeschichte.

Ebenso wie Meiers aktuelles Engagement bei Arminia Bielefeld, das mit dem Relegationsdrama gegen Darmstadt im Sommer 2014 und der Zweitliga-Rückkehr zwölf Monate später sowie dem Einzug ins DFB-Pokalhalbfinale ebenfalls bereits seinen Platz in den Annalen sicher hat.

Streits Karriere endet mit Knorpelschaden

Ob Albert Streit noch einmal auf die Fußballbühne zurückkehrt, steht derweil in den Sternen. Nach einem 2014 im Training bei Fortuna Köln erlittenen Knorpelschaden ist die aktive Karriere des 35-Jährigen beendet. Eine Trainer- oder Managertätigkeit, ließ Streit einmal verlauten, strebe er nicht unbedingt an. Schließlich begleitet ihn aufgrund seiner zwar immer ehrlichen, aber eben oft auch eigensinnigen und uneinsichtigen Art erst Recht der Ruf des enfant terrible.

Letztlich viel mehr als Meier, obwohl Streit an jenem 6. Dezember 2005 definitv das Opfer war. Großes Aufhebens um diese Geschichte hat der Spieler indes nie betrieben: "Norbert Meier hat damals eben einen Fehler gemacht - ich schon tausend."

Thiemo Müller