kicker: Herr Moisander, mit welchen Gefühlen blicken Sie zurück aufs Frankfurt-Spiel?
Niklas Moisander: Es ist sehr enttäuschend. Die Leistung war okay. Wir haben Kampfgeist und Charakter gezeigt. Und wir haben mit Ball besser gespielt, Chancen herausgearbeitet. Umso schmerzhafter, praktisch in letzter Minute zu verlieren. Ich glaube nicht, dass wir eine Niederlage verdient hatten.
kicker: Ist das einfach nur Pech?
Moisander: Natürlich müssen wir wacher, konsequenter sein in den entscheidenden Momenten. Sowohl vor unserem eigenen Tor als auch vorm gegnerischen. Wir müssen unsere Chancen nutzen.
kicker: Was konkret lief vor Hallers 2:1 schief? Werders Abwehrspieler waren in Überzahl ...
Moisander: Frankfurts Flanke von der rechten Seite war sehr gut, sehr früh gespielt nach der Verlagerung. Haller bewegte sich dann zwischen Thomas (Delaney, die Red.), Ludwig (Augustinsson) und mir - und kam an den Ball. Genau das meinte ich: Wir müssen wacher sein.
"Bestimmt eines unserer besten Spiele in dieser Saison"
kicker: Gibt Ihnen die Gesamtleistung dennoch Zuversicht?
Moisander: Es war bestimmt eines unserer besten Spiele in dieser Saison. Wir waren aggressiv, haben Chancen herausgespielt, die richtige Mentalität bewiesen. Wir müssen auf diese Art und Weise weitermachen.
kicker: Welchen Einfluss hatte Trainer Florian Kohfeldt bereits?
Moisander: Ihm und uns blieb nicht viel Zeit. Aber er hatte einen Matchplan, von dem wir überzeugt waren. Es ging darum, etwas offensiver zu spielen, etwas aggressiver, etwas höher zu verteidigen. Insgesamt hat das gut funktioniert. Wir waren gut im Spiel, hätten auch gewinnen können. Der Trainer hat in den wenigen Tagen einen guten Job gemacht.
kicker: Ist das ein Argument dafür, dass Kohfeldt Trainer bleiben sollte?
Moisander: Das ist keine Frage für mich. Frank Baumann und die übrige Vereinsführung müssen das entscheiden. Aber die Signale, die in Frankfurt zu erkennen waren, sahen gut aus, keine Frage.
kicker: Hat Sie der Trainer nicht nur taktisch, sondern auch emotional neu eingestellt?
Wir Spieler wissen, dass auch wir in den Spiegel schauen müssen und gefordert sind. Wenn etwas schiefgelaufen ist, war es nie allein die Schuld eines Trainers.
Niklas Moisander
Moisander: Vielleicht ein bisschen. Aber grundsätzlich gibt es ja fast immer einen Effekt durch einen Trainerwechsel. Wir Spieler wissen, dass auch wir in den Spiegel schauen müssen und gefordert sind. Wenn etwas schiefgelaufen ist, war es nie allein die Schuld eines Trainers. Aber: Kohfeldt hat es geschafft, uns wirklich davon zu überzeugen, mit seinem Plan gewinnen zu können. Dieses Gefühl hatte ich über 90 Minuten auf dem Platz. Und das ist schon sehr wichtig in unserer Situation.
kicker: Dennoch geht Werder auf einem Abstiegsplatz und weiterhin sieglos in die Länderspielpause ...
Moisander: Ja, leider. Wenn wir in Frankfurt gewonnen oder zumindest einen Punkt geholt hätten, wäre das psychologisch ein großer Unterschied gewesen. So kurz vor Schluss zu verlieren, ist mental ein harter Schlag. Aber wir müssen zusammenstehen und den Glauben aufrechterhalten.