Gleich zum Saisonstart kam es am Gladbacher Bökelberg zum Traditionsduell, das die Fans schon vor dreißig Jahren fesselte. Zusammen zählen die beiden Vereine 22 nationale Meistertitel, 13 Pokalsiege und sage und schreibe acht Erfolge im Europapokal. Allerdings waren die Vorzeichen am Samstag natürlich etwas anders gelagert. Die Borussen kehrten erst in diesem Sommer wieder in die Bundesliga zurück, während die Bayern amtierender Deutscher Meister und Champions-League-Sieger sind. Auf dem Bökelberg musste der Titelverteidiger auf den Gelb-Rot-gesperrten 16-Millionen-Mark-Einkauf Claudio Pizarro sowie die verletzten Jens Jeremies (Knie), Willy Sagnol (Bänderdehnung), Michael Tarnat (Zehenbruch) und Ciriaco Sforza (Trainingsrückstand) verzichten. Bei den Borussen stand Neuzugang Jörg Stiel zwischen den Pfosten, Uwe Kamps befindet sich nach seiner Knie-Operation noch im Aufbautraining, Meier saß auf der Bank. Im Angriff bot Trainer Hans Meyer mit Korzynietz, van Lent und Van Houdt drei Stürmer auf, behielt also sein in der Zweiten Liga so erfolgreiches 4-3-3-System bei.
Der 1. Spieltag auf einen Blick
Bei hochsommerlichen Temperaturen begannen die Borussen sehr engagiert, hoch motiviert, aber stellenweise auch nervös und mit hartem Einsatz. Die Bayern suchten die Kontrolle über das Spiel zu erlangen, taten sich gegen die nissigen Gladbacher aber schwer. Der Aufsteiger agierte risikofreudiger, hatte mehr Spielanteile. Korzynietz spielte auf rechts stark gegen Lizarazu, links schaltete sich Witeczek häufig mit nach vorne ein. Der verdiente Lohn nach 24 Minuten: Die 1:0-Führung. Ein 60-Meter-Pass von Witeczek auf Arie van Lent, Thomas Linke passt nicht auf, und der Fußballdeutsche lässt Kahn mit einem satten Linksschuss vom linken Eck des Fünf-Meter-Raumes hoch ins lange Eck keine Chance. In der Folge änderte sich das Bild kaum. Gladbach zeigte mehr Herz, den Münchnern fehlten die entscheidenden Ideen, das Überraschungsmoment blieb aus. Nachdem mit Kurzpass-Spiel gegen die eng deckenden Gladbacher kein Staat zu machen war, versuchte es Effenberg zunehmend mit langen Bällen in die Spitze, wo sich die Bayern-Stürmer jedoch kaum in Szene setzen konnten. Nach dem Wechsel brachte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld Scholl für Sergio, stellte damit vom 4-3-3 auf ein 4-4-2-System um. Gladbach, personell unverändert zur ersten Halbzeit, agierte mit etwas weniger Tempo, jedoch nach wie vor sehr konzentriert und couragiert. Die Bayern erreichten etwas mehr Spielanteile, entwickelten aber zu wenig Druck. Obendrein fehlte es an der nötigen Bewegung ohne Ball, vor dem Tor von Stiel setzte kein Münchner gefährliche Akzente. Scholl vergab zwei gute Freistoßchancen - scheiterte einmal an der Mauer und schoss das andere Mal drüber. Einziger echter Akivposten war Hargreaves; Effenberg fand nicht ins Spiel, wirkte teils etwas lethargisch. Die Borussen, nun stärker in die Defensive gedrängt, aber dort sicher stehend, kämpften nach wie vor aufopferungsvoll, suchten ihrerseits das Heil in Kontern. Je näher der Schlusspfiff rückte, desto mehr mussten die Borussen dem hohen Tempo aus der ersten Hälfte Tribut zollen, immer weiter wurden sie an den eigenen Strafraum gedrängt. Doch der Deutsche Meister brachte nichts Kreatives zu Stande. Viele Ungenauigkeiten im Abspiel und im Abschluss verhinderten Erfolg. Aufsteiger Gladbach meldete sich verdient wie eindrucksvoll im Oberhaus zurück. Bayern München fehlte es über die gesamte Spielzeit am nötigen Durchschlagsvermögen gegen die couragierten wie engagierten Borussen und legte so einen klassischen Fehlstart hin.