Der FC Liverpool kann Jürgen Klopp nur noch mit maximal drei Titeln verabschieden. Der League-Cup-Sieger, Europa-League-Viertelfinalist und Premier-League-Zweite verpasste am Sonntag das FA-Cup-Halbfinale - weil Manchester United in einem denkwürdigen Duell einfach nicht kaputtzukriegen war und nach Verlängerung mit 4:3 gewann.
Den besseren Start hatten zunächst die entschlossen wirkenden Red Devils erwischt, für die bis zur 35. Minute alles nach Plan lief: Vorne traf McTominay per Abstauber, nachdem Liverpool Vorlagengeber Garnacho aus den Augen verloren hatte (14.); hinten ließen sie abgesehen von einem akrobatischen Salah-Abschluss (9.) wenig zu. Doch kaum hatte McTominay die große Chance aufs 2:0 vergeben, als er aus bester Position genau auf Kelleher zielte (35.), verloren sie den Faden.
Liverpool dreht die Partie vor der Pause - verpasst aber die Vorentscheidung
Die Reds, anfangs defensiv immer wieder zu weit weg, fanden zu ihrem Rhythmus, eroberten mehrmals Bälle mit aggressivem Pressing und schlugen zweimal eiskalt zu: Eingeleitet durch ein unbedrängtes Dribbling von Innenverteidiger Quansah traf zunächst Mac Allister, dessen Schuss Mainoo entscheidend abfälschte (44.). Drei Minuten später staubte Salah erfolgreich ab, nachdem Onana einen Darwin-Schlenzer zunächst reflexartig pariert hatte (45.+2).
FA Cup, Viertelfinale
Auch nach dem Seitenwechsel blieb der Unterhaltungsfaktor im verregneten Old Trafford hoch, doch dazu trug erst mal nur noch Liverpool bei. Während United offensiv keine Mittel mehr fand - auch Höjlund blieb bei seinem Comeback wirkungslos -, kontrollierte Klopps Elf die Partie nun vollends, verpasste aber immer wieder das vorentscheidende dritte Tor: Onana angelte einen kuriosen Darwin-Abschluss aus ganz spitzem Winkel (48.) ebenso aus dem kurzen Eck wie einen strammen Schuss des Uruguayers, der Varane ausgetanzt hatte (63.). Selbst einen Fünf-gegen-zwei-Konter überstand United (79.).
Joker Antony rettet United in die Verlängerung - Matchwinner Amad fliegt vom Platz
Und das rächte sich: Der eingewechselte Antony verarbeitete ein Zuspiel von Garnacho im Strafraum mit dem Rücken zum Tor gegen Endo stark und erzielte aus der Drehung das 2:2 (87.). Weil Liverpools Joker Elliott eine Minute später am Innenpfosten scheiterte (88.) und Rashford nach Traumpass des eingewechselten Eriksen den Ball in der letzten Aktion der regulären Spielzeit allein vor Kelleher rechts vorbeischob (90.+4), gab es Verlängerung.
Und obwohl United den Schwung aus der packenden Schlussphase mitnahm und am Drücker blieb, schlugen die Gäste dort zuerst zu: Elliotts 20-Meter-Schuss fälschte Eriksen ganz unglücklich ab - Onana war chancenlos (105.). Aber wieder hatte United eine Antwort. Darwin patzte im Aufbau, und nach McTominays Zuspiel blieb Rashford diesmal vor Kelleher cool (112.). Liverpool war angeknockt, bekam aber noch eine späte Ecke - aus der United jedoch das 4:3-Siegtor machte: Der eingewechselte Amad, der mit seiner Balleroberung den Konter selbst eingeleitet hatte, traf nach Garnachos Zuspiel mithilfe des Innenpfostens (120.+1) - und kassierte umgehend Gelb-Rot, weil er sich, bereits verwarnt, das Trikot ausgezogen hatte.
ManUnited im Halbfinale gegen Coventry, ManCity gegen Chelsea
"Wir müssen die Saison retten", hatte Trainer Erik ten Hag vor dem Spiel gesagt und dabei womöglich auch an seinen Job gedacht. Mit Auftritten wie am Sonntag kann das gelingen. Zwei Siege fehlen nun nur noch, um nach dem League Cup 2022/23 auch in seiner zweiten Saison einen Titel zu holen. Wie die Auslosung im Anschluss ergab, trifft United im Halbfinale in Wembley auf Zweitligist Coventry City, der es sensationell unter die letzten vier geschafft hat. Den zweiten Finalisten spielen Manchester City und der FC Chelsea aus.