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Investoren-Deal vom Tisch: DFL stoppt Verhandlungen

Beschluss im Präsidium

Investoren-Deal vom Tisch: DFL stoppt Verhandlungen

Bekommt keinen neuen Investor: Die DFL hat sich aus den Verhandlungen zurückgezogen.

Bekommt keinen neuen Investor: Die DFL hat sich aus den Verhandlungen zurückgezogen. imago images/osnapix

Wie die DFL am Mittwoch in einer Mitteilung bekanntgab, hat das Präsidium auf der Sitzung in Frankfurt am Main "einstimmig beschlossen, den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterzuführen".

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"Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich", wird Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke zitiert. "Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Klubs, sondern teilweise auch innerhalb der Klubs zwischen Profis, Trainern, Klubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden."

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Im Dezember hatten die Klubs der 1. und 2. Bundesliga mit knapper Mehrheit für die Aufnahme von Verhandlungen mit einem potenziellen Investor votiert und damit den Weg frei gemacht. Bereits in den Tagen danach waren allerdings Fragen rund um das Abstimmungsverhalten von Martin Kind, dem Geschäftsführer von Hannover 96, aufgeworfen worden. Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen, das Abstimmungsergebnis ließ jedoch darauf schließen, dass er in der geheimen Wahl mit Ja gestimmt und damit zur nötigen Mehrheit beigetragen hatte.

In den vergangenen Wochen hatten die Fans bei den Spielen der obersten deutschen Ligen heftig gegen den geplanten Einstieg protestiert. Wegen Spruchbannern, Würfen von Tennisbällen und anderen Gegenständen waren zahlreiche Spiele lange unterbrochen. Einige Spiele standen kurz vor einem Abbruch. Der Abbruch der Verhandlungen ist nun ein großer Erfolg für die Fans und ihre Proteste.

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"Ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans", kommentierte etwa Thomas Kessen vom Fan-Verband "Unsere Kurve" auf SID-Anfrage. "Die umfassenden, aber sehr friedlichen und sehr kreativen Proteste sind am Ende der Schlüssel zum Erfolg gewesen", sagte der Fan-Vertreter weiter. "Für alle aktiven Fußball-Fans und alle Mitglieder der Vereine ist das ein großer Erfolg, der zeigt, dass der deutsche Fußball mitgliederbasiert und demokratisch ist und eben diese Mitglieder bei solch richtungsweisenden Entscheidungen mitgenommen werden müssen."

"Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Klubs kann in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsklubs nicht mehr sichergestellt werden", so Watzke weiter. Zuletzt hatten immer mehr Vereine gefordert, aufgrund der Unklarheit um Kinds Stimme eine Neuabstimmung vorzunehmen. Der 1. FC Köln hatte in der vergangenen Woche einen entsprechenden Antrag bei der DFL eingereicht. "Das Präsidium ist auch in Würdigung aller rechtlichen Aspekte zu der Überzeugung gekommen, dass etwaige weitere Abstimmungen keine Lösung des Problems bringen würden", wird Watzke nun zitiert.

DFL lädt zu Klubgesprächen ein

Zwar sehe man das Votum aus dem Dezember "als rechtwirksam" an, allerdings dürfe "nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehlt", heißt es in Watzkes Statement. "Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein." Rund um Kinds Votum stand der Verdacht im Raum, dass gegen eben diese 50+1-Regel verstoßen wurde. Man wolle mit dieser Entscheidung "das Risiko neuer rechtlicher Fragen oder sogar Auseinandersetzungen" vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückkehren, so Watzke weiter.

Vergangene Woche hatte sich das Private-Equity-Unternehmen Blackstone aus den Verhandlungen zurückgezogen. Damit blieb nur noch CVC Capital Partners als möglicher Partner übrig. Man sei nun aber "einstimmig zu der Überzeugung gelangt, (...) den Prozess nicht fortzusetzen und nicht zum Abschluss zu bringen", schließt das Statement. Man werde in den kommenden Wochen zu Klubgesprächen einladen, um "Ableitungen aus dem Prozess gemeinsam zu besprechen".

mib

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