Bundesliga

"Großer Zusammenhalt" - Trotz und Tränen bei Lieberknecht

Absteiger Darmstadt verabschiedet sich mit Anstand

"Großer Zusammenhalt" - Trotz und Tränen bei Lieberknecht

Emotional: Beim Gang in die Fankurve flossen bei Torsten Lieberknecht die Tränen.

Emotional: Beim Gang in die Fankurve flossen bei Torsten Lieberknecht die Tränen. IMAGO/Jan Huebner

Mit dem Transparent "Danke! Ihr seid und bleibt erstklassig!" verabschiedeten sich die Spieler nach dem 0:4 bei Borussia Dortmund von den rund 6.000 mitgereisten Fans. Rund eine halbe Stunde hatte der SV Darmstadt 98 ordentlich beim Champions-League-Finalisten mitgehalten, ehe sich dessen individuelle Klasse durchsetzte.

Anders als vor Wochenfrist, als man das letzte Heimspiel desaströs gegen Hoffenheim verloren hatte, fiel die Mannschaft aber diesmal nicht auseinander, und das befürchtete Debakel blieb aus. Entsprechend war die Stimmung beim Anhang diesmal überwiegend freundlich und wohlwollend, auch lautstarke "Lieberknecht, Lieberknecht"-Sprechchöre waren zu hören.

Unterstützung der Fans als Verpflichtung

Bei Trainer Torsten Lieberknecht flossen beim Gang zu den Fans die Tränen. "Wenn man als Absteiger heute bei uns in die Kurve gegangen ist, hat man einen großen Zusammenhalt gespürt, eine große Zuneigung, die aus meiner Sicht nicht alltäglich ist im Profifußball", sagte der emotionale Pfälzer, der die Lilien seit drei Spielzeiten betreut. Die Unterstützung der Fans sei auch eine Verpflichtung, "um irgendwann einmal wieder das zu bekommen, was wir heute hier erlebt haben".

Lieberknecht will wieder angreifen. Auf Dauer die Top-20 des deutschen Fußballs herausfordern - das hat sich der SV Darmstadt 98 auch vor einiger Zeit selbst in sein Leitbild geschrieben. Dass die Lilien aber bereits in der kommenden Saison wieder ans Tor zur Bundesliga klopfen, scheint derzeit jedoch ziemlich unwahrscheinlich.

Vier bis sechs weitere Neuzugänge sind geplant

Zu schwach präsentierte sich die Mannschaft zuletzt, zu stark scheint die 2. Liga mit zahlreichen Schwergewichten. Zu schwer wiegen die sich abzeichnenden Abgänge der beiden besten Spieler Tim Skarke (ausgeliehen von Union Berlin) und Marvin Mehlem (Ausstiegsklausel aus dem bis 2025 laufenden Vertrag).

Und auch die beiden bislang feststehenden Neuzugänge Fynn Lakenmacher (24, TSV 1860 München) und Luca Marseiler (27, Viktoria Köln) haben ihr Können bislang nur in der 3. Liga angedeutet. Die Profile für die weiteren Neuzugänge - vier bis sechs sollen es noch werden - hat Lieberknecht mit dem neuen Sportdirektor Paul Fernie herausgearbeitet. Während sich die Spieler am Samstagabend in den Urlaub verabschiedeten, wartet auf Lieberknecht und Fernie in den kommenden Wochen also noch viel Arbeit, um diese Profile mit Leben zu füllen.

Schafft Lieberknecht den emotionalen Umschwung?

Mindestens genauso wichtig wie die personelle Blutauffrischung wird auch ein emotionaler Umschwung sei. Die Mannschaft muss nach den vielen Negativ-Erlebnissen der abgelaufenen Saison wieder an sich glauben. Dass Lieberknecht das kann, hat er in seinen ersten beiden Spielzeiten bei den Lilien gezeigt.

2021 legte die neuformierte Mannschaft - auch Corona-bedingt - einen Fehlstart hin, um dann mit teils begeisternden Leistungen bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg mitzuspielen. Die Enttäuschung, dass dieser dann knapp verfehlt wurde, steckte die Mannschaft weg und stieg im folgenden Jahr auf. Das gibt zumindest Hoffnung für die kommende Spielzeit. Eine Garantie ist es freilich nicht.

Stephan Köhnlein

Bilder zur Partie BV 09 Borussia Dortmund gegen SV Darmstadt 98