Die Führung: Mexikos Joker Javier Hernandez umkurvt Frankreichs Schlussmann Hugo Lloris. picture-alliance
Frankreichs Trainer Raymond Domenech tauschte im Vergleich zum 0:0 gegen Uruguay zum Auftakt auf einer Position: Gourcuff, von den Kollegen angeblich wenig akzeptiert, musste für Malouda Platz machen, der von Ribery den Part auf der linken offensiven Seite einnahm. Der Bayern-Spieler lief seinerseits auf der ungeliebten Spielmacher-Position hinter der Spitze Anelka auf. Javier Aguirre, der Coach der Mexikaner, sah sich nach dem 1:1 gegen Südafrika zwar ebenfalls nur zu einem personellen Wechsel veranlasst - Moreno verdrängte Aguilar -, stellte aber dafür anderweitig um: Im Gegensatz zum ersten Auftritt nominierte er eine Viererkette (mit Osorio als Rechtsverteidiger) und ein Dreiermittelfeld. Darüber hinaus wanderte die Kapitänsbinde weiter, Marquez übernahm sie von Torrado.
Beide Seiten standen in Polokwane unter Druck, und beide hielten sich von Beginn an bei Ballbesitz nicht lange in der eigenen Hälfte auf. Abtastphase? Fehlanzeige! Während die Franzosen mit ständigen Positionswechseln in der Offensive (Malouda, Ribery, Anelka) und Forechecking für viel Wirbel sorgten, gehörten Mexiko die ersten großen Torchancen: Zunächst verschmähte Vela nach einem langen Ball die beiden mitgelaufenen Kollegen und schoss die Kugel links im Strafraum in die Wolken (8.); vier Minuten später fehlte bei Francos 17-Meter-Schlenzer nicht viel.
Das Tempo blieb hoch, Frankreich spielbestimmend - aber die konterstarke "El Tri" hatte weiterhin die besseren Möglichkeiten: So hätte Salcido aus spitzem Winkel beinahe Gallas' Passivität genutzt, aber Lloris parierte (27.). Und Barrera, der früh für den am Oberschenkel verletzten Vela ins Spiel gekommen war (31.), setzte im Duell mit Frankreichs Schlussmann den Ball per Kopf neben das Tor (33.).
Gegen Ende der ersten Hälfte wurden die phasenweise schwungvoll agierenden Franzosen etwas fehlerhafter, mangels Durchschlagskraft am gegnerischen Strafraum blieben sie in 45 Minuten ohne große Torchance. Mexiko überließ der "Equipe Tricolore" zwar häufig den Ball, schaltete aber nach Eroberung zielstrebig um, strahlte mehr Gefährlichkeit aus und verdiente sich so das 0:0 zur Pause.
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Domenech brachte zum Wiederanpfiff Gignac für den einmal mehr enttäuschenden Anelka - doch seine Schützlinge fanden nicht mehr zurück ins Spiel: Fehlpässe, wenig Zusammenspiel und Abstimmungsprobleme gab's zu sehen. Paradox: In dieser Phase hatte Malouda per Fernschuss Frankreichs erste nennenswerte Möglichkeit, Perez parierte (54.). Ein Strohfeuer, denn insgesamt machte jetzt Mexiko das Spiel - und traf! Marquez' hoher Ball in die Spitze erreichte Joker Hernandez an der Grenze zum Abseits. Allein auf weiter Flur ließ der künftige Manchester-United-Stürmer Lloris aussteigen und schob ein (64.).
Ganz anders als noch vor dem Pausenpfiff hatte die "Equipe Tricolore" keine Ideen mehr, die Akteure wirkten teilweise stehend K.o.! Bestes Beispiel: Abidal, der gegen Barrera im Sechzehner mit seiner Grätsche viel zu spät kam und Mexiko damit das 2:0 ermöglichte. Der eingewechselte Blanco verwandelte nämlich den fälligen Elfmeter platziert im Eck (79.). Es war schon der Endstand, Ribery & Co. hatten jeden Hauch von Kreativität in der Kabine gelassen und ergaben sich in ihr Schicksal.
Nur ein kleines Wunder kann das totale WM-Fiasko für Vizeweltmeister Frankreich noch verhindern, mit einem Sieg am Dienstag (16 Uhr) in Bloemfontein gegen Gastgeber Südafrika blieben noch theoretische Chancen aufs Achtelfinale. Toulalan ist dann gelbgesperrt - wie Juarez auf mexikanischer Seite. Sein Team braucht wie Gegner Uruguay allerdings nur noch einen Punkt fürs Weiterkommen.