"Jetzt werden wir donnerstagabends zu Hause immer 'Germanys next Topmodel' gucken müssen", ärgerte sich Frankfurts Kapitän Schwegler nach dem 3:3 gegen Porto, das das Europa-League-Aus bedeutete. Und auch gegen den VfB war der Schweizer nach seiner fünften Gelben Karte nur Zuschauer, Russ, seinerseits gegen Porto gesperrt, ersetzte ihn im defensiven Mittelfeld.
Drei Wechsel indes nahm VfB-Trainer Thomas Schneider gegenüber der 1:2-Niederlage gegen Hertha BSC vor: Kapitän Gentner kehrte nach fünf Wochen Pause (Oberschenkelverletzung) zurück, Leitner nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre. Und: Cacau durfte erstmals nach 522 Tagen wieder von Anfang an in der Bundesliga stürmen. Khedira, Werner und Abdellaoue saßen zunächst auf der Bank. Taktisch bedeutete das eine Raute im Mittelfeld mit Boka und Leitner auf den Halbpositionen und Harnik neben Cacau im Angriff.
Es dauerte rund 20 Minuten, bis sich die umformierten Schwaben fanden. Die Eintracht hatte besser begonnen, immer wieder über die Flügel den Erfolg gesucht und mit einem Barnetta-Kopfball, den Ulreich klasse entschärfte, die erste dicke Chance verzeichnet (6.). Zunehmend machte sich aber das Fehlen von Schwegler und Rode (Knorpelschaden) im Mittelfeld bemerkbar. Viele Ballverluste machten es dem aggressiven VfB leicht, Bälle zu erobern und dann schnell umzuschalten.
Der 23. Spieltag
So fiel auch das Führungstor: Jung leistete sich einen Fehlpass, Rüdiger spielte Maxim toll an, der Fahrt aufnahm und Harnik am Strafraumrand fand. Der Österreicher legte sich den Ball auf den rechten Fuß und traf flach genau unten links ins Eck (31.). Trapp verhinderte gegen Cacau (35.) den Doppelschlag, Harnik verzog noch einmal knapp (37.) - die Führung war inzwischen absolut verdient. Die SGE, die mit dem Ballbesitzplus wenig anzufangen wusste, forderte einmal vergebens Elfmeter: Joselu war im Duell mit Niedermeier gefallen, Deniz Aytekins Pfeife blieb wohl zu Recht stumm (29.).
Mit Rosenthal für Joselu ging Frankfurt in den zweiten Durchgang, sonst änderte sich erst einmal nicht viel: Der Spielaufbau der Hausherren krankte extrem, der VfB durfte Konter um Konter fahren. Was den Gästen dabei aber fehlte, war die letzte Konsequenz. Und so blieb das fußballerisch sehr mäßige Spiel spannend - was beinahe im Ausgleich resultierte: Aus dem Nichts schlug Jung eine Flanke auf Aigner, dessen Kopfball Ulreich erneut reflexartig parierte (62.).
Diese Szene weckte die Eintracht wieder etwas auf, auch wenn es weiterhin an Tempo im Spiel nach vorne fehlte. Und es wurde aufregend: Aytekin pfiff nach einem Zweikampf zwischen Cacau und Barnetta Elfmeter für die Gastgeber - nahm die Entscheidung in Rücksprache mit seinem Assistenten Benjamin Brandt jedoch mit Recht zurück, Cacau hatte den Ball gespielt (73.).
Verzweifelte Stuttgarter, euphorisierte Frankfurter: Die Sekunden nach dem 2:1 durch Alex Meier. picture alliance
Die Schlussphase brach an, die Dramatik nahm zu. Nach einem Zambrano-Lapsus spielte Boka Maxim frei, der am Fünfer das leere Tor vor sich hatte - und um Meter verzog (78.)! Ein abstruser Fehlschuss, der große Folgen haben sollte. Zunächst kam ein Ulreich-Abschlag wie ein Bumerang zurück, drei (!) Frankfurter hatten freie Bahn, weil Rüdiger bei Russ' Kopfball das Abseits aufhob. Joker Rosenthal behielt die Nerven und glich aus (80.). Und neun Minuten später hieß es 2:1 für Frankfurt! Flum, rechts im Strafraum angespielt, düpierte Niedermeier mit einem Tunnel und legte auf Meier zurück, der einschob.
Ein lange überzeugender, aber offensiv zu inkonsequenter VfB musste damit - mal wieder sehr spät - die achte Niederlage am Stück schlucken, das ist neuer Vereinsnegativrekord. Nur die Tordifferenz trennt die Schwaben noch von Platz 17. Die Eintracht dagegen machte mit ihrem ersten Sieg über Stuttgart seit 2001 einen großen Schritt aus dem Keller.
In Hamburg kann die Veh-Elf am nächsten Samstag (15.30 Uhr) die nächsten Big Points landen. Der VfB erwartet parallel Schlusslicht Braunschweig.