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Ernst Dokupil: "Bei Rapid ist ziemlich viel schief gelaufen"

Erfolgstrainer der 1990er im Interview

Ernst Dokupil: "Bei Rapid ist ziemlich viel schief gelaufen"

Ernst Dokupil findet zur aktuellen Situation bei Rapid kritische Worte.

Ernst Dokupil findet zur aktuellen Situation bei Rapid kritische Worte. GEPA pictures

Herr Dokupil, Sie haben Rapid vor 26 Jahren ins Europacup-Finale geführt, waren später Sportdirektor, verfolgen im Legendenklub weiterhin regelmäßig die Spiele. Wie kann man Rapid wieder in die Spur bringen?

Rapid braucht einen Präsidenten, der etwas darstellt. Nicht einen Stadionverwalter, sondern einen, der sich auch als Fußball-Präsident sieht. Jeder will Rapid an der Spitze sehen, aber dafür braucht es einen, der das auch bewerkstelligen kann. Entweder mit eigenen finanziellen Mitteln oder mit dementsprechenden Verbindungen in die Wirtschaft. Nur sehe ich nicht das Bestreben, so einen zu finden. Offensichtlich geht es allen immer nur darum, den anderen zu verhindern.

Sie sprechen sich seit Jahren für einen Investor aus. Halten Sie den immer noch für die Lösung?

Ja. Ich kenne Michael Tojner nicht, aber was ich so lese, soll er als Unternehmer sehr forsch vorgehen, den könnte ich mir bei Rapid schon sehr interessant vorstellen. Noch einmal: Rapid braucht einen Präsidenten, der in der Lage ist, finanziell zu helfen. Was hat man dem Stronach nicht alles nachgesagt, aber unter ihm ist die Austria zwei Mal Meister und vier Mal Cupsieger geworden.

Was halten Sie von den zwei Listen, die sich Ende November der Wahl stellen?

Ich weiß es nicht. Es durfte bisher ja kein Kandidat seine Pläne vorlegen. Ich wundere mich nur, dass Wrabetz Präsident werden will. Ich kann mich nicht erinnern, ihn einmal auf dem Rapid-Platz gesehen zu haben. Das neue Präsidium wird neue sportliche Ideen haben. Ich glaube nicht, dass es in der Geschäftsführung so bleiben wird, wie es ist. Aber was wird Steffen Hofmann machen? Trainer kann er nicht werden, weil er keine Trainerausbildung hat. Geschäftsführer Wirtschaft kann ich mir auch nicht vorstellen. Bleibt Geschäftsführer Sport. Aber was soll er da viel anders machen?

Christoph Peschek hat in seiner Abschiedsrede betont, dass Zoran Barisic im Sommer einen ordentlichen Betrag zur Verfügung hatte, um neue Spieler zu verpflichten. In Summe waren es vielleicht drei Millionen für neun neue Spieler. Zu wenig für echte Qualität?

International sind das keine Summen, nicht einmal für einen Spieler. Auch nicht national. Das gibt Salzburg für einen Nachwuchsspieler aus. Rapid muss in den zweiten Einkaufsweg, was man dort kriegt, ist halt für Rapid nicht gut genug.

Ferdinand Feldhofer: Nur drei Rapid-Trainer waren schlechter

Reden wir vom Sportlichen. Wie hat Ihnen gefallen, was Sie in den letzten Monaten unter Ferdinand Feldhofer auf dem Spielfeld gesehen haben?

Ohne Schuldzuweisungen machen zu wollen, da ist ziemlich viel schief gelaufen. Die Spiele selbst haben mir nicht gefallen, das ist nicht annähernd das, was ich mir von Rapid vorstelle. Aber ich bin nur noch ein fußballbegeisterter Zuschauer. Unterm Zoki wird halt jetzt wieder das Spiel mit dem Ball-Halten kommen, was mir auch nicht gefällt. Aber das ist Rapid-Sache.

Wer wäre Ihr nächster Rapid-Trainer? Der von Ihnen angesprochene Tojner soll Andreas Herzog forcieren?

Andi Herzog wäre sicher zu haben. Aber mich dürfen Sie zu Herzog nicht fragen, weil er einer meiner Lieblingsspieler war. Er ist schon von Krammer übergangen worden, als dieser einen Nachfolger für Büskens gesucht hat. Damals hat Krammer behauptet, dass er mich um Rat gefragt hat. Obwohl mit Kühbauer und Herzog zwei meiner Lieblingsspieler im Rennen waren, ist es dann Canadi geworden. Dass ich für ihn gestimmt hätte, hat aber eh niemand geglaubt.

Muss der neue Trainer wieder Rapid-Stallgeruch haben?

Seit es damals mit den beiden Deutschen Büskens und Müller schief gegangen ist, wollte man vermeiden, den gleichen Fehler noch einmal zu machen. Deshalb hat es sich ergeben, die Kandidaten immer im eigenen Stall zu suchen. Aber das ist ja kein ungeschriebenes Gesetz, das geht auch anders, wenn kein geeigneter Mann da ist. Und außer Herzog fällt mir jetzt gar kein Trainer mit Rapid-Vergangenheit ein.

Peter Stöger?

Nein, der Peter ist Austrianer, der hat sich in den letzten Jahren einige Male klar deklariert. Und das ist auch okay so.

Kann sich Rapid an der Austria ein Vorbild nehmen?

Nein, weil die werden auch nichts erreichen, außer vielleicht, dass sie finanziell aus dem Gröbsten rauskommen. Aber auch die Austria hat keine Vereinsführung, mit der man die Spitze erreichen könnte.

Das war eine Katastrophe! Allein schon wie der Bursche behandelt wurde und dann einfach an den erstbesten Verein abgegeben wurde.

Ernst Dokupil über Rapids Umgang mit Yusuf Demir

Aber für ihre Möglichkeiten spielt die Austria einen guten Fußball und die Fans sind zufrieden mit den jungen Spielern aus der eigenen Akademie.

Ja, der Fußball ist schön anzuschauen. Aber für Rapid ist das kein Weg, weil bei uns jeder, der einen geraden Schuss zusammenbringt, gleich verkauft wird. Das ist ein Wahnsinn! Ein Spielerverkauf sollte immer eine rein sportliche Entscheidung sein, nicht um ein Budgetloch zu stopfen.

Kritisieren Sie auch den Verkauf von Yusuf Demir?

Das war eine Katastrophe! Allein schon wie der Bursche behandelt wurde und dann einfach an den erstbesten Verein abgegeben wurde. Wobei ich schon weiß, dass da auch die Familie eine Rolle gespielt hat.

Wie würden Sie jetzt vorgehen, wenn Sie die Mannschaft als Trainer übernehmen müssten? Als Sie die Mannschaft 1994 übernommen haben, war sie auch am Boden, 1996 im Europacup-Finale.

Rapid hat jetzt sicher nicht die Spieler, die ich damals vorgefunden habe. Damals gab es drei, vier Führungsspieler, die ich gesehen habe (Anm.: u.a. Konsel, Schöttel, Kühbauer), um die man eine Mannschaft aufbauen konnte. Die sehe ich jetzt nicht. Die Über-30-Jährigen, die sie jetzt gekauft haben, sind das nicht. Von daher ist es schon auch eine Qualitätsfrage.

Schafft es Rapid in die Meisterrunde?

Ich glaube, dass wir, wenn es Zoki gelingt, die Mannschaft halbwegs zu konsolidieren, schon wieder zu Sturm und LASK hinkommen können. Die ersten Fünf sollten wir auch so schaffen. Aber ich kann mich auch irren.

Interview: Horst Hötsch