Bundesliga

Eintracht Frankfurt ist eine der spannendsten Aktien

Eine Einordnung zum Transfer-Geschehen in Frankfurt

Eintracht: Eine der spannendsten Aktien im deutschen Fußball

Neu in Frankfurt: Donny van de Beek, Sasa Kalajdzic und Hugo Ekitiké (v.li.).

Neu in Frankfurt: Donny van de Beek, Sasa Kalajdzic und Hugo Ekitiké (v.li.).

Entspannter als per TGV kann man nicht zwischen Paris und Frankfurt pendeln, die Fahrt dauert keine vier Stunden. An einem hektischen Tag wie dem Deadline-Day verbietet sich eine gemütliche Zugfahrt allerdings. Vielmehr war große Eile geboten, als sich die Eintracht am Donnerstag mit Paris St. Germain im zähen Poker um Hugo Ekitiké endlich geeinigt hatte. Der Spieler musste flugs in den Flieger steigen, erst um 19.01 Uhr wurde der Transfer offiziell per Pressemitteilung bestätigt.

Ekitiké ist Krösches Wunschstürmer

Mit dem 21-Jährigen bekommen die Hessen ihren Wunschstürmer, den sie gerne schon im vergangenen Sommer verpflichtet hätten. Ekitiké wird zunächst ausgeliehen, dem Vernehmen nach greift eine Kaufpflicht, wenn bestimmte sportliche Kriterien erfüllt werden. Offiziell schreibt die Eintracht in der Pressemitteilung von einer "Kaufoption". Das Gesamtpaket liegt bei etwa 20 Millionen Euro. Zur Einordnung: Im vergangenen Sommer hatte Paris für den Angreifer noch 35 Millionen Euro Ablöse an Stade Reims gezahlt. Nur ein Kurz-Einsatz in dieser Saison ließ den Marktwert sinken.

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Trotz seiner 1,90 Meter verfügt Ekitiké über einen explosiven Antritt und eine glänzende Technik. Sportvorstand Markus Krösche ist überzeugt, dass in dem Stürmer ein riesiges Potenzial schlummert. Die Erwartungshaltung ist zu Recht hoch, etwas Geduld ist angesichts der fehlenden Spielpraxis und dem Wechsel in eine fremde Liga dennoch nötig. Wie schnell Ekitiké der SGE helfen kann, ist schwer einzuschätzen. Durch die Leihe von Sasa Kalajdzic (Wolverhampton, keine Kaufoption) und Omar Marmoushs frühzeitige Rückkehr vom Afrika-Cup muss Ekitiké aber auch nicht sofort durch die Decke gehen.

Werden Kalajdzic und van de Beek so gut wie früher?

Noch nicht da, wo er einst war: Sasa Kalajdzic.

Noch nicht da, wo er einst war: Sasa Kalajdzic. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Der dritte prominente Neuzugang heißt Donny van de Beek, der bis zum Sommer von Manchester United ausgeliehen ist, Kaufoption inklusive. In van de Beeks ersten drei Einsätzen für die Adlerträger zeigte sich allerdings, dass er noch ein gutes Stück von der Top-Verfassung entfernt ist, mit der er bei Ajax Amsterdam einst sogar das Interesse von Real Madrid geweckt hatte. Schon beim kommenden Spiel in Köln droht ihm ein Platz auf der Bank.

Auch bei Kalajdzic bleibt abzuwarten, ob er noch einmal so gut wird wie während seiner Zeit beim VfB Stuttgart. Der Zwei-Meter-Hüne verfügt mit seiner Kopfballstärke und seinen Qualitäten im Spiel mit dem Rücken zum Tor über genau das Stürmerprofil, das der Eintracht fehlte. Doch auch er sammelte seit seinem Kreuzbandriss zu Beginn der Saison 2022/23 nur wenig Spielpraxis in der Premier League.

Krösches spannender Kader-Umbau

Unstrittig ist, dass Sportvorstand Krösche einen sehr spannenden Kader mit enormen Wertsteigerungspotenzialen zusammengestellt hat. Schon im Sommer landete er etliche Volltreffer, erinnert sei an Robin Koch, Willian Pacho, Ellyes Skhiri, Hugo Larsson, Fares Chaibi und Marmoush. Auch Niels Nkounkou befindet sich auf einem guten Weg. Die nun dazu gekommenen großen Namen sorgen dafür, dass die Eintracht aktuell wieder einmal eine der spannendsten Aktien im deutschen Fußball ist. Ob es tatsächlich zu einem steilen Kursanstieg kommt, lässt sich aber - wie an der Börse - nicht seriös prognostizieren.

Die Verpflichtung des pfeilschnellen Linksaußen Jean-Matteo Bahoya (18, Angers SCO) aus der zweiten französischen Liga verleiht dem Kader noch mehr Tiefe und verschafft Trainer Dino Toppmöller perspektivisch eine noch größere taktische Flexibilität. Bei seiner Vorstellung am Donnerstag sagte er: "Ich fühle mich auf dem linken Flügel am wohlsten. Ich binde die Abwehrspieler, nutze meine Schnelligkeit im Eins-gegen-eins und bringe dann Flanken rein oder komme mit meinem rechten Fuß zum Torabschluss. Durch meine Ausbildung kann ich aber auf verschiedenen Positionen spielen: Zehner, rechter Flügel oder Stürmer."

Indem Jessic Ngankam, Kristijan Jakic, Jens-Petter Hauge und Paxten Aaronson verliehen wurden, sorgte Krösche dafür, dass der Kader nicht zu groß wird. Die Einsatzchancen des Quartetts wären minimal gewesen. Mit dem Verkauf von Lucas Alario endete zudem ein teures Missverständnis. Lediglich in der Abwehr ist die Personaldecke etwas dünn, Innenverteidiger Aurele Amenda (20, Young Boys) wird erst im Sommer an den Main wechseln. Toppmöller muss hoffen, dass sich keiner der drei Stamm-Verteidiger Tuta, Robin Koch und Willian Pacho verletzt.

Frankfurter Transfer-Offensive: "Platz sechs muss jetzt das Minimalziel sein"

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Platz sechs muss das Minimalziel sein

Trotz aller Fragezeichen hinter dem wahren Leistungsvermögen der Neuzugänge ist klar: Das Verpassen des internationalen Wettbewerbs wäre mit diesem Kader eine herbe Enttäuschung. Der aktuelle sechste Platz muss das Minimalziel sein. Erfüllen die Neuzugänge kurzfristig die Erwartungen, kann Frankfurt vielleicht sogar den vierten oder fünften Rang attackieren. Mit Siegen in den kommenden beiden Partien in Köln und gegen Bochum könnte das Fundament für einen solchen Großangriff gelegt werden.

In der Conference League zählt die Eintracht unter anderem mit Aston Villa und der Fiorentina zum Kreis der Favoriten. Der belgische Tabellenführer Union Saint-Gilloise ist in den Play-offs zur K.-o.-Phase zwar ein unangenehmer Gegner, darf sich für die in den vergangenen Jahren in Europa so erfolgreichen Frankfurter aber nicht als Stolperstein erweisen. Nach den eher dürren Leistungen in der Gruppenphase ist es nun an der Zeit, dass die in Frankfurt so beliebten internationalen Festspiele beginnen.

Julian Franzke

LEIPZIG, GERMANY - JANUARY 13: Mario Götze of Frankfurt in action during the Bundesliga match between RB Leipzig and Eintracht Frankfurt at Red Bull Arena on January 13, 2024 in Leipzig, Germany. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

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