Europameisterschaft

Handball-EM 2024: DHB-Team schlägt Ungarn verdient

Zweiter Hauptrundensieg in Köln

EM-Halbfinale wieder in eigener Hand: DHB-Team schlägt Ungarn verdient

Er nahm eine wichtige Rolle beim Sieg über Ungarn ein: Kreisläufer Jannik Kohlbacher.

Er nahm eine wichtige Rolle beim Sieg über Ungarn ein: Kreisläufer Jannik Kohlbacher. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Nach dem enttäuschenden 22:22 gegen Österreich hatte das DHB-Team auf Abschottungs-Taktik gesetzt. Und personelle Sorgen plagten Bundestrainer Alfred Gislason vor dem dritten Hauptrundenspiel gegen Ungarn, das dank der Steilvorlage Frankreichs so wichtig war, plötzlich auch noch: Timo Kastening hatte sich erkrankt abgemeldet, weswegen für ihn überraschenderweise Rechtsaußen Lukas Zerbe (TBV Lemgo Lippe, ab Sommer beim THW Kiel) übernahm. Der Linkshänder war zwar im der EHF offiziell gemeldeten deutschen Kader, nahm allerdings bis dato nicht am DHB-Training teil.

Hauptrunde in Köln - 3. Spieltag

Ins kalte Wasser wollte ihn Gislason nicht werfen, der abwehrstarke Christoph Steinert vom HC Erlangen stand die meiste Zeit auf Rechtsaußen. Problem war im ersten Abschnitt ein von der EM noch gar nicht bekanntes: Die deutschen Torhüter funktionierten beide nicht. Andreas Wolff stand nach 30 Minuten bei 0/9, U-21-Weltmeister David Späth bei 1/7.

Ungarn agierte wie erwartet mit Wucht aus dem Rückraum und dem steten Blick für die Kreisläufer. Bei 5:3 war die erste Zwei-Tore-Führung dank Bence Banhidi, ungarischer Top-Torschütze bei diesem Turnier, hergestellt (6.).

Heymann drückt dem Spiel seinen Stempel auf

Gislason wollte etwas ändern und stellte phasenweise auf eine 3:2:1-Deckung mit Julian Köster als Indianer auf der Spitze um, doch auch das konnte die Ungarn nicht wirklich stoppen. Köster (vier Tore bei fünf Versuchen vor der Pause) war es, der die deutsche Mannschaft in dieser frühen Phase im Spiel hielt. Nicht wirklich in die Partie fand derweil Juri Knorr, der beim 10:10 sein einziges Tor im ersten Abschnitt vom Siebenmeterstrich erzielte (16.).

Weil auch die Ungarn nur vier Torhüter-Paraden bis zur Pause aufweisen konnten, blieb es ein munteres Scheibenschießen. Erstmals bei dieser EM konnte auch Sebastian Heymann dem deutschen Spiel seinen Stempel aufdrücken. Gegen die passive 6:0-Abwehr der Ungarn erzielte er vier Treffer (bei vier Versuchen). Kurz vor dem Seitenwechsel wurde zudem Kreisläufer Jannik Kohlbacher immer wieder gefunden, sein Doppelschlag bescherte die 18:17-Führung zur Pause.

In der Kabine hatte Gislason offenbar die richtigen Worte an seine Mannschaft gerichtet. Die Abwehr war nun viel besser auf den Gegner vorbereitet, der Vorsprung wuchs schnell auf drei Tore an. Die Ungarn brauchten fast fünf Minuten, ehe sie ihren ersten Treffer im zweiten Abschnitt erzielen konnten. Auch die nun immer lautere Lanxess Arena honorierte die deutsche Schwerstarbeit in der Defensive.

Wolff steigert sich - Ungarn beißt sich die Zähne aus

In der 39. Minute brandete auch Jubel auf, weil Wolff tatsächlich zu seiner allerersten Parade an diesem Abend kam. Der Vorsprung hätte in dieser Phase beträchtlicher wachsen können, doch das DHB-Team ließ größte Chancen leichtfertig aus: Knorr warf den Ball aus der Distanz lässig links am leeren Tor vorbei, Kohlbachers völlig freier Wurf krachte nur an die Latte (24:21, 43.).

Die Ungarn aber bissen sich immer mehr die Zähne an der deutschen Abwehr sowie dem sich steigernden Wolff aus, Linksaußen Rune Dahmke stellte eiskalt auf 27:22 (47.). Diesen Vorsprung behauptete der Europameister von 2016 in der Folge und fuhr letztlich einen verdienten 35:28-Erfolg ein. Auch wegen seiner acht Tore wurde Köster zu Recht als "Player of the Match" ausgezeichnet.

Das EM-Halbfinale klarmachen will die nun als Zweiter in den letzten Spieltag gehende deutsche Mannschaft (5:3 Punkte) am Mittwoch (20.30 Uhr), wenn Kroatien (1:7 Punkte) wartet. Das Team um Kiels Spielmacher Domagoj Duvnjak hat nach der dritten Hauptrunden-Niederlage gegen Island bereits keine Chance mehr auf die Vorschlussrunde. Deutschland wäre bei einem Sieg das Halbfinale am Freitag nicht mehr zu nehmen. Ungarn bekommt es am Mittwoch bereits ab 18 Uhr mit Olympiasieger Frankreich zu tun. 

Deutschland - Ungarn 35:28 (18:17)

Deutschland: Späth (1 Parade), Wolff (9 Paraden) - Köster 8, Golla 4, Heymann 4, Häfner 4, Knorr 4/2, Kohlbacher 4, Steinert 4/1, Dahmke 3, Fischer, Lichtlein, Mertens, Uscins, Weber, Zerbe

Ungarn: Bartucz (3 Paraden), Palasics (2 Paraden) - Ancsin 6, Rosta 6, Bodo 4, Lekai 4/2, Fazekas 2, Imre 2, Banhidi 1, Boka 1, Ligetvari 1, Szita 1, Hanusz, Ilic, Sipos, Szöllösi

Schiedsrichter: Lars Jorum / Havard Kleven (Norwegen)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 6 / 2
Disqualifikation: - / -

Die Österreicher jubelten ausgiebig auf dem Feld

"Ich habe Österreichs Jubel überhaupt nicht verstanden"

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