Europameisterschaft

Handball-EM: DHB-Auswahl verliert gegen Kroatien deutlich

Erste Pflichtspielniederlage in der Lanxess Arena

Vor Halbfinale gegen Dänemark: DHB-Auswahl verliert deutlich gegen Kroatien

Oft einen Schritt zu spät war die deutsche Abwehr: Hier tankt sich Igor Karacic erfolgreich durch.

Oft einen Schritt zu spät war die deutsche Abwehr: Hier tankt sich Igor Karacic erfolgreich durch. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Erstmals bei diesem Heim-Turnier war für die deutsche Nationalmannschaft vor einem Spiel die Luft etwas raus. Durch vorherige Niederlagen von Österreich (24:26 gegen Island) und Ungarn (32:35 gegen Frankreich) war die DHB-Auswahl bereits für das Halbfinale qualifiziert. In diesem trifft der Europameister von 2016 am Freitag (20.30 Uhr) auf Top-Favorit und Weltmeister Dänemark.

Hauptrunde in Köln - 4. Spieltag

Trotz der bereits feststehenden Qualifikation unternahm Bundestrainer Alfred Gislason im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Kroatien zu Beginn keine personellen Experimente. Der Isländer begann mit seiner ersten Sieben, für den wohl noch immer leicht angeschlagenen Timo Kastening - zumindest wieder im Spieltagskader - begann Christoph Steinert vom HC Erlangen wie schon gegen Ungarn auf Rechtsaußen.

Wolff gleich drin

Eine Veränderung gab es im Vergleich zum vorangegangenen Spiel aber doch: Keeper Andreas Wolff war sofort wieder auf Betriebstemperatur. Gegen Ungarn hatte der deutsche Stammkeeper erst nach 39 Minuten seinen ersten Ball gehalten. Nun raubte der EM-Held von 2016 den Kroaten früh den Nerv. Beim 4:3-Zwischenstand aus deutscher Sicht hatte Wolff bereits vier Paraden vorzuweisen. Der zweite Treffer von Kapitän Johannes Golla brachte die erste Zwei-Tore-Führung (5:3, 6.).

Dann allerdings erlahmte der deutsche Angriff und scheiterte immer wieder an Kroatiens Shootingstar Dominik Kuzmanovic. Der 22-Jährige übertraf Wolff (sechs Paraden) im ersten Abschnitt mit acht Paraden (Fangquote von 36 Prozent). Die DHB-Abwehr stand ordentlich, doch das alte Abschlussproblem war zurück.

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Beim 6:8 lag das deutsche Team erstmals mit zwei Toren in Rückstand. U-21-Weltmeister Renars Uscins, einer der wenigen offensiven Lichtblicke im ersten Abschnitt, tankte sich kurz darauf voller Überzeugung durch und erzielte das 8:8. Goran Perkovac zückte seine erste Timeout-Karte. Und die sollte Wirkung zeigen: In der Folge drehte besonders Kiels nimmermüder Spielmacher Domagoj Duvnjak auf und erzielte drei Treffer in Folge (13:10). 

Wieder aber kam auch ein Bruch ins Spiel der Kroaten, die bis zur Pause viereinhalb Minuten keinen Treffer mehr erzielen sollten und deswegen sogar in Rückstand lagen (13:14). Beim Gastgeber war es nun besonders Sebastian Heymann, der wie gegen Ungarn das Herz in die Hand nahm und im Angriff kluge Entscheidungen traf (drei Tore bei vier Versuchen).

Gislason tauscht munter durch

Nach dem Seitenwechsel tauschte Gislason dann doch munter durch: Mitunter kam David Späth für Wolff ins Tor, auch Spielmacher Nils Lichtlein, Linksaußen Lukas Mertens und Kreisläufer Jannik Kohlbacher mischten fortan mit. Das alte Abschlussproblem plagte auch den zweiten deutschen Anzug, beim 15:17 aus DHB-Sicht hatte Kuzmanovic bereits 13 Bälle pariert. Gislason reagierte mit einer dringend notwendigen Auszeit (39.).

Deutschland kämpfte sich zurück - aber auch weiter oft vergeblich gegen Kuzmanovic an. Nach seiner 15. Parade schickte er einen genialen Konterpass auf Mario Sostaric, der Kroatien in Führung hielt (18:17). Kuzmanovics neuer Gegenüber Späth war allerdings nun auch in den Köpfen des Gegners, fünf der ersten zehn Würfe auf sein Tor konnte der erst 21-Jährige entschärfen.

Kuzmanovic hält 22 Bälle - Olympia als großes Nebenziel

Durch einen 4:0-Lauf setzte Kroatien den Gastgeber mächtig unter Druck, bei 19:23 nahm Gislason seine letzte Auszeit in der Hoffnung, den Fluss beim Gegner stoppen zu können (48.). Der EM-Silbermedaillengewinner von 2020 zeigte sich davon allerdings unbeeindruckt und baute den Vorsprung auf sechs Tore aus (25:19).

Die erste Pflichtspielniederlage einer deutschen Nationalmannschaft überhaupt in der Kölner Lanxess Arena war nicht mehr abzuwenden. Auch weil Kuzmanovic aberwitzige 22 Paraden (Fangquote von 48 Prozent) anhäufte, die ihn zu Recht zum "Player of the Match" machten. Am Ende stand ein verdientes 30:24 für Kroatien.

Deutschlands voller Fokus gehört ab sofort Dänemark. Durch den Halbfinal-Einzug ist das DHB-Team indes bereits direkt für die Handball-WM 2025 in Kroatien, Dänemark und Norwegen qualifiziert. Zudem bietet sich nun die große Chance auf ein begehrtes Direktticket für Olympia. Da Weltmeister Dänemark und Gastgeber Frankreich - auch amtierender Olympiasieger - bereits qualifiziert sind, muss das DHB-Team in der Endabrechnung "nur" die Schweden hinter sich lassen.

Deutschland - Kroatien 24:30 (14:13)

Deutschland: Späth (8 Paraden), Wolff (6 Paraden) - Golla 4, Heymann 4, Dahmke 3, Knorr 3, Köster 2, Lichtlein 2, Uscins 2, Fischer 1, Häfner 1, Kastening 1/1, Kohlbacher 1, Mertens, Steinert, Weber

Kroatien: Kuzmanovic (22 Paraden, davon 2 Siebenmeter), Mandic - Karacic 6, Duvnjak 4, Klarica 4, Glavas 3/1, Maras 3, Nacinovic 3, Jelinic 2, Sostaric 2/1, Cindric 1, Kusan 1, Mihic 1, Lucin, Mamic, Sipic

Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Andreu Marin Lorente / Ignacio Garcia Serradilla (Spanien)
Strafminuten: 4 / 6
Disqualifikation: - / -

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