Bundesliga

Bonucci und Union: Ein gescheitertes Experiment

Ein Kommentar

Bonucci und Union: Ein gescheitertes Experiment

Seine Zeit in Berlin war nicht von Erfolg geprägt: Leonardo Bonucci.

Seine Zeit in Berlin war nicht von Erfolg geprägt: Leonardo Bonucci.

Urs Fischer sowie sein Nachfolger Nenad Bjelica waren sich darin einig, indem sie beide Leonardo Bonucci in den höchsten Tönen lobten. "Leonardo ist ein Weltklassespieler. Er sieht als Innenverteidiger etwas, was andere nicht sehen. Das ist ein Luxus, solch einen Spieler in seinen Reihen zu haben", so Letzterer. Ähnliche Worte hatte auch Fischer während seiner Amtszeit gewählt.

Und dennoch ließ Bonucci seine Weltklasse nicht auf dem Platz sprühen, sondern saß zumeist auf der Berliner Ersatzbank und winkte - ein wenig überspitzt gesagt - gefühlt mehr ins Publikum, als dass er Zweikämpfe gewann. Lediglich bei seinem Union-Debüt in der Königsklasse beim 0:1 bei Real Madrid (kicker-Note 2,5) wusste der 36-Jährige vollends zu überzeugen. Nachfolgend konnte er den verletzten Robin Knoche nicht gleichwertig ersetzen.

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Was aber wahrlich trotz gehobenen Alters nicht an der fehlenden Qualität lag, sondern viel mehr an der fehlenden Fitness und kleineren Wehwehchen. Bei Juventus Turin durfte er aufgrund der Streitigkeiten mit Trainer Massimiliano Allegri nicht mehr am Trainingsbetrieb teilnehmen. Daher war von Beginn an zu erkennen, dass für Bonucci quasi eine ganze Vorbereitung ausgefallen war. Gerade im Duell mit wendigen Gegenspielern fehlte bei ihm die Spritzigkeit, die kurzen, schnellen Bewegungen mitzugehen.

Europameister ohne Extrawurst

Und trotz der wenigen Einsätze ordnete sich der Europameister unter, half vor allem den jüngeren Mitspielern bei den Trainingseinheiten und zog zu jeder Zeit voll mit - ohne dabei eine Extrawurst zu verlangen. Seine sympathische und offene Art auf und neben dem Platz hat im ganzen Verein großen Anklang gefunden. Und dennoch muss das Experiment mit dem Italiener als gescheitert angesehen werden, da er sportlich keinen Mehrwert für Union einbrachte.

Nun geht die Reise für Bonucci bei Fenerbahce für mindestens ein halbes Jahr weiter. Aufgrund von Absenzen und Verletzungen haben die Türken händeringend nach einem neuen Innenverteidiger gesucht. Zumindest die Chancen stehen für den "Weltklassespieler" in den ersten Wochen nicht schlecht, auf mehr Einsätze zu kommen. Die braucht er, um sich erneut für die italienische Nationalmannschaft zu empfehlen. Denn er hat noch ein großes Ziel: Die Europameisterschaft in Deutschland in diesem Jahr.

Jannis Klimburg