Bundesliga

Bochum zwischen Euphorie und Bodenhaftung

Wittek: "Es gibt einiges aufzubereiten"

Bochum zwischen Euphorie und Bodenhaftung

Außer sich vor Freude: Bochumer Freude in Berlin.

Außer sich vor Freude: Bochumer Freude in Berlin. IMAGO/Jan Huebner

Man möchte meinen, dass beim VfL Bochum nach dem wilden 4:3-Coup in Berlin alle Dämme brechen - und man sich glückselig in die Arme fallen würde, ob der nun blendenden Aussichten, auch im kommenden Jahr erstklassig zu spielen. Doch das war nur bedingt der Fall. Klar, die Freude über den so eminent wichtigen Dreier stand den Bochumern ins Gesicht geschrieben, doch es mischte sich auch Demut mit in die Gefühlswelten hinein.

"Es gibt einiges aufzubereiten", sagte etwa Maximilian Wittek bei DAZN und verwies auf den Leistungseinbruch nach Wiederanpfiff, als man ein 3:0 beinahe noch verspielt hätte. Solche Spielverläufe wären alles andere als gut "für die Herzen aller Bochum-Fans", scherzte der 28-Jährige. "Lange geht das nicht so."

Am Ende ging es gut - und "wenn du erfolgreich bist, ist es ok", betonte Interimstrainer Heiko Butscher, der von seinen Emotionen auch ein wenig übermannt worden war. "So eine kranke Scheiße, das ist unfassbar", sagte er der 43-Jährige rückblickend und gab zu, dass sein "Nervenkostüm völlig am Arsch war". Doch genau "deshalb lieben wir diesen Fußball, weil du so ein Spektakel und solche Erlebnisse hast. Das ist der schönste Sport der Welt."

Es sei "Wahnsinn, ein Spiel mit dieser Brisanz für sich zu entscheiden. Es war alles dabei: eine fast perfekte erste Hälfte, dann richtig zittern, zu defensiv geworden, zurückgeschlagen und am Ende alles reingeschmissen." Der Coach weiß, dass es "auch anders hätte kommen können" - zweimal waren die Unioner dran am Ausgleich, nach dem 2:3 und dem 3:4.

Mit einem 1:0 oder 2:0 hätten wir es nicht über die Bühne gebracht.

Kevin Stöger

Das sah auch Kevin Stöger so. "Zum Glück haben wir drei Tore gemacht. Wenn man die zweite Hälfte sieht, dann hätten wir es mit einem 1:0 oder 2:0 nicht über die Bühne gebracht", meinte der Österreicher. Wittek wiederum war sich durchaus bewusst, dass man in der laufenden Saison solche Spiele auch schon in den Sand gesetzt habe. "Jeder, der unsere Saison verfolgt hat, weiß, dass wir schon einige Sachen aus der Hand gegeben haben", sagte Wittek und verwies auf das 1:2 in Köln, als man in der Nachspielzeit gleich zwei Gegentore kassierte.

"Umso wichtiger sei es, dass wir die letzten zwei Spiele doch noch über die Zeit gebracht haben", meinte Wittek. Stöger sagte indes: "Im Endeffekt ging es aber nicht um ein gutes oder schlechtes Spiel, sondern um drei Punkte - und die haben wir geholt." Auch deshalb überwog am Ende die Freude, denn wie Wittek feststellte: "Wir haben heute einen großen Schritt gemacht, das war sehr wichtig. Die Liga halten, alles andere zählt für uns nicht."

Kniffliges Restprogramm

Gegen Hoffenheim (3:2) und nun auch in Berlin habe man es aber geschafft, den Sieg über die Zeit zu bringen, wenngleich man in beiden Spielen nach 3:0-Führung noch zittern musste. Fakt ist: Bochum kann nicht mehr direkt absteigen, könnte aber noch auf den Relegationsrang rutschen - und das Restprogramm ist nicht gerade leicht.

Am kommenden Sonntag (19.30 Uhr) stattet der noch immer ungeschlagene Meister Bayer 04 Leverkusen einen Besuch ab, ehe es beim Saisonfinale in Bremen ernst wird. Für Butscher aber ist klar: "Wir wollen es direkt schaffen und nicht über den Relegationsplatz gehen. Das muss der Anspruch sein."

drm

Bilder zur Partie 1. FC Union Berlin gegen VfL Bochum