"Natürlich ist das eine Offensive mit Weltklassespielern bei Paris, die gilt es zu kontrollieren, aber wir haben mehr Erfahrung", sagte Karl-Heinz Rummenigge am Dienstag. Erfahrung, das bringen bei Bayern vor allem Arjen Robben und Franck Ribery mit. Sie galten bislang für solch "große" Spiele als unersetzbar - aufgrund der Routine, Schnelligkeit und des Ehrgeizes.
Doch Trainer Carlo Ancelotti verzichtet beim ersten großen Highlight der Saison überraschend auf beide gleichzeitig, setzt auf andere Kräfte. Damit geht der Italiener ein großes Risiko. Funktioniert sein Team nicht, hat er ein großes Problem, denn mit der Ausbootung der beiden Routiniers für ein solches Spiel wird er sich den endgültigen Groll der beiden Ü-30-Akteure zuziehen. Vor allem die Nichtberücksichtigung des Holländers kommt überraschend, weil Robben gegen Wolfsburg noch einer derjenigen war, der für überraschende Momente gesorgt hat.
Franck Ribery und Arjen Robben fehlen in der Bayern-Startelf in Paris. imago
Dass Ancelotti dazu in der Abwehr auf das Weltmeister-Duo Boateng und Hummels verzichtet ist genauso überraschend. Auch wenn man mit dem Einsatz des Ex-Hoffenheimers Niklas Süle rechnen konnte, einen potenziellen Führungsspieler wie Mats Hummels derart zu "enteiern", kommt einem Kamikazekurs gleich. Dass Boateng es noch nicht einmal in den Kader schaffte? Eine Verletzung wurde am Vortag nicht kommuniziert, also muss man Stand jetzt davon ausgehen, dass es Boateng aus sportlichen Gründen aus dem Kader strich.
Vabanque-Spiel: Ancelotti bietet im Falle einer Niederlage eine enorme Angriffsfläche
Ancelotti geht mit dieser Aufstellung einen unbequemen Weg und bietet im Falle einer Niederlage eine enorme Angriffsfläche. Der "Mister" zeigt, dass er unerschütterlich "seinen" Weg gehen will und auf nichts und niemanden Rücksicht nimmt. Ein Vabanque-Spiel. Geht er mit diesem Team unter könnte dieser Mittwoch der Anfang seines Endes in München sein. Sollte das Spiel erfolgreich ausgehen, hat er an Autorität im Team gewonnen, doch einen Großteil der Führungsspieler wird er nicht mehr hinter sich haben.
Die Analyse, wie sich Ancelotti letztlich doppelt verzockte, und was Thomas Helmer zu der "komischen Aufstellung" sowie zu den Champions-League-Auftritten von Borussia Dortmund und RB Leipzig sagt - in der Donnerstagausgabe des kicker.