Ancelotti überrascht: Kein Hummels, kein Ribery, kein Robben
PSG-Coach Unai Emery griff gegenüber dem 0:0 in Montpellier, dem ersten Punktverlust der bisherigen Saison, wieder auf seine vermeintlich beste Elf zurück, in der Yuri, Meunier und auch der deutsche Nationalspieler Draxler keinen Platz fanden. Kurzawa und Dani Alves bekleideten die Außenpositionen in der Viererkette, außerdem kehrte Superstar Neymar nach einer angeblichen leichten Fußverletzung zurück.
Bayerns Trainer Carlo Ancelotti warf nach dem enttäuschenden 2:2 gegen den VfL Wolfsburg die Rotationsmaschine an und wechselte auf sechs Positionen: Süle, Martinez, Alaba (Rückkehr nach Sprunggelenksverletzung), Tolisso, Thiago und James durften von Beginn an ran. Boateng (nicht im Kader), Hummels, Rafinha, Rudy, Ribery und Robben (alle Bank) mussten weichen.
Bayern schläfrig: Neymar spaziert und assistiert
Eine Kostprobe ihrer Klasse gaben die Hausherren gleich in der 2. Minute: Neymar dribbelte von links an gleich drei Münchnern vorbei ins Zentrum und behielt die Übersicht für Kumpel Dani Alves, der aus halbrechter Position im Strafraum freistehend durch Ulreichs Beine einnetzte - schlechter hätte der FCB nicht in die Partie starten können. Die Verunsicherung der Bayern nutzte PSG noch ein paar Minuten in Form eines aggressiven Offensivpressings aus, danach überließen die Franzosen den Gästen das Leder.
Bayern musste sich kurz schütteln, um dann sein dominantes Spiel voll durchzuziehen. Plötzlich stand Paris extrem tief, während die Ancelotti-Elf das Leder flüssig wie vertikal durch die eigenen Reihen laufen ließ - und dabei mehrfach Lücken in der PSG-Defensive aufdeckte: Müller zielte nach einem schnellen Eckball an das Außennetz (12.), Martinez zwang Areola zu einem starken Reflex (19.), Lewandowski nickte das Leder in die Arme des Pariser Keepers (22.) und Alaba fehlten nach einer Lewandowski-Flanke in der Mitte Zentimeter (26.).
Der PSG-Express ist zu schnell für Bayern
Die Gastgeber hatten sich ausgiebig ausgeruht, ehe sie wieder den Vollgasmodus anknipsten - und der hatte es in sich: Cavani zielte bei einem Konter aus 16 Metern noch knapp links vorbei (27.), doch die FCB-Defensive ließ sich in der Folge ein ums andere Mal auf dem falschen Fuß erwischen. Dani Alves schickte den pfeilschnellen Mbappé rechts, Martinez und Süle gaben höchstens Begleitschutz, sodass der Youngster klug an die Strafraumkante ablegte. Cavani schaltete am schnellsten und zirkelte das Leder in den rechten Knick (31.). Beinahe wären die Münchner noch einmal vom Pariser Dreigestirn überfallen worden, doch nach Mbappés Sprint und Neymars Absatz-Ablage scheiterte Cavani an Ulreichs Fußparade (37.). Den zweiten Durchgang musste der Deutsche Meister mit einem 0:2-Rückstand antreten.
2. Spieltag, Gruppe B
Mit der Einwechslung von Rudy und Coman (für Tolisso und James) hoffte Ancelotti auf die Wende, diesen Plan hätte Neymar frühzeitig gleich zweimal endgültig durchkreuzen können: Kurz nach einer guten Martinez-Chance zielte der Brasilianer bei einem Tempogegenstoß frei vor Ulreich hauchzart rechts vorbei (50.), Zentimeter fehlten auch vier Minuten später bei seinem Schuss aus 16 Metern.
Neymar: Aller guten Dinge sind drei
Im dritten Anlauf bekam Neymar dann seinen Treffer. Dani Alves marschierte durch das Mittelfeld und nahm den herausragenden Mbappé mit, der Alaba rechts im Strafraum kinderleicht düpierte und quer legte. Martinez versuchte zu retten, doch Neymar schaltete am schnellsten und drückte die Kugel über die Linie (63.). Nachdem Vidals Tor richtigerweise wegen Abseits aberkannt worden war (66.), schwand der letzte Hoffnungsschimmer auf Seiten der Münchner.
Das 3:0 genügte dem Hauptstadtklub, um zwei bis drei Gänge herunterzuschalten. Trotzdem boten sich den Emery-Schützlingen noch Lücken, um das Ergebnis weiter hochzuschrauben - Dani Alves fehlte aber die letzte Konsequenz (71.), Cavani ein paar Zentimeter (80.). Bemerkenswert dabei: Neymar überließ dem Uruguayer den aussichtsreichen Freistoß - und nahm damit Luft aus dem absurden Zoff in den vergangenen Wochen. Der versöhnliche Abschluss an einem rundum gelungenen Abend für PSG, den sich die Bayern sicher ganz anders vorgestellt hatten.
Am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) gastieren die Münchner bei Hertha BSC, Paris empfängt bereits am Samstag (17 Uhr) Girondins Bordeaux.