Nach dem 1:1 gegen Manchester United zum Auftakt der Zwischenrunde in der Champions League veränderte Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld seine Anfangsformation wie folgt: Salihamidzic musste, wie berichtet, mit einem Kreuzbandriss im Knie passen. Fink durfte wieder von Beginn an ran. Im Sturm kam Jancker an Stelle von Elber. Linke und Tarnat ersetzten Kuffour und Lizarazu. Bei den Nürnbergern gab Neuzugang Paulo Rink, der unter der Woche von Bayer Leverkusen kam, sein Debüt im Angriff. Dafür rutschte Gomis aus der Startelf. Ansonsten brachte Trainer Klaus Augenthaler im Vergleich zum jüngsten 2:0-Sieg gegen Rostock in der Abwehr Nikl für Stehle.
Der Club versteckte sich keineswegs im bayrischen Derby, spielte mutig mit Herz nach vorne, wirkte aber teils zu hastig in den Aktionen. Die Bayern ließen es ruhiger angehen, suchten im Spielaufbau meist Effenberg. Der Regisseur spielte häufig steil auf seine Spitzen, die allerdings ein ums andere Mal im Abseits standen. Nicht so Jancker, der in der 13. Minute allein auf Kampa zugelaufen wäre, hätte ihn nicht Nikl in Manier eines Ringers im Strafraum zu Fall gebracht. Pizarro scheiterte allerdings mit einem schwach und unplatziert geschossenen Foulelfmeter am sicher haltenden Kampa. Diese Situation gab den Franken weiteren Auftrieb und Selbstbewusstsein, das sich in druckvollen und couragierten Angriffen ausdrückte. Insgesamt erspielte sich der Aufsteiger gar ein optisches Übergewicht, allerdings ohne das Gehäuse von Kahn wirklich in Gefahr zu bringen. Am gegnerischen Strafraum waren die Räume sehr eng, die Aktionen oft zu umständlich. Die Bayern spielten zu durchsichtig, hatten auch immer wieder Probleme mit dem aggressiven Pressing des 1. FCN. Am gefährlichsten war der deutsche Meister, wenn der Nürnberger Abwehrriegel mit hohen und weiten Bällen überspielt wurde. Echte Torchancen blieben dennoch Mangelware. Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte erhöhte Bayern die Schlagzahl, nistete sich am Strafraum des FCN ein, ließ aber die nötigen Ideen vermissen, um die vielbeinige Abwehr zu knacken. Nürnberg zollte dem hohen Tempo Tribut, war froh, das 0:0 in die Halbzeit gerettet zu haben. Stefan Effenberg musste zur zweiten Hälfte mit einer Adduktorenzerrung in der Kabine bleiben, für ihn kam Niko Kovac. Die Bayern taten nun mehr fürs Spiel, die Akteure forderten den Ball und waren allesamt agiler. Beinahe wären die Bemühungen in der 54. Minute von Erfolg gekrönt worden, doch Pizarro scheiterte aus vier Metern am Innenpfosten. Nur drei Minuten später kratzte Kampa einen strammen Kopfball des Peruaners von der Linie. Die Münchner waren nun viel präsenter, Nürnberg konnte nur noch reagieren, stemmte sich aber mit viel Kampfgeist und Leidenschaft gegen einen Rückstand. Allerdings brachte der FCB auch zu häufig relativ ideenlos die Bälle einfach hoch und weit in den Strafraum, wo die Franken meist die Lufthoheit besaßen. Ihrerseits kamen die Nürnberger über weite Strecken nicht einmal mehr zu Entlastungsangriffen, die Partie spielte sich nur noch in der Hälfte des FCN ab. Was den Bayern aber nicht gelang, war das Spiel zu öffnen, den Club herauszulocken, um die Räume größer zu machen. So liefen sie sich immer wieder in der engmaschigen Nürnberger Abwehr fest. Auch die zahlreichen Standards brachten keine Gefahr. Je länger die Partie dauerte, desto ratloser wirkte der FCB in seinen Bemühungen, doch noch zum Erfolg zu kommen. Ganz im Gegenteil: Nach 80 Minuten roch der Club Lunte, setzte frech zu Kontern an und kam mit Krzynowek und Larsen zu hochkarätigen Einschusschancen, die aber der hellwache Kahn zunichte machte. Wie auf der anderen Seite sein Gegenüber Kampa, der in der 88. Minute glänzend gegen Sergio parierte, der aus vier Metern geköpft hatte. Hoch verdient sicherte sich der 1. FC Nürnberg mit tollem Kampfgeist und großer taktischer Disziplin einen Punkt im bayrischen Derby. Der FC Bayern verschlief die erste Hälfte und ließ die nötigen Ideen in Hälfte zwei vermissen, um zum Erfolg zu kommen.
Analyse mit Noten folgt am Sonntagabend