Bundesliga

BVB: Marin Pongracic teilt gegen Wolfsburg aus: "Richtig dumm"

Dortmunds Leihspieler spricht offen über Ablösen, sein Gehalt und den Frust in Wolfsburg

Am liebsten hätte er sich van Bommel gepackt: Pongracics fragwürdige Breitseite gegen den VfL

Will am liebsten nicht zurück nach Wolfsburg: Marin Pongracic.

Will am liebsten nicht zurück nach Wolfsburg: Marin Pongracic. imago images

Es sind Sätze, die nicht gut ankommen werden beim VfL Wolfsburg. Bei jenem Klub, bei dem Marin Pongracic noch bis 2024 unter Vertrag steht, bei dem er während seiner Zeit nicht selten durch Undiszipliniertheiten aufgefallen ist. Im Sommer war der Innenverteidiger, der im Januar 2020 von RB Salzburg verpflichtet worden war, in der Innenverteidiger-Hierarchie durch den Einkauf von Sebastiaan Bornauw (Köln) noch weiter zurückgefallen, seine kurz vor Transferende vollzogene Leihe zum BVB ergab Sinn. Nun kassiert der VfL die volle Breitseite vom 24-Jährigen, der mit fragwürdigen Aussagen aufhorchen lässt. Eine Rückkehr nach Wolfsburg lässt sich da nur schwer vorstellen.

Fast zwei Stunden lang redet Pongracic, der bekanntermaßen das Herz auf seiner Zunge trägt, mit dem Künstler und Comedian SSYNIC, mit echtem Namen Samuel Sibilski. Über Dortmund, sein Leben, seine Karriere. Und über den VfL. "Ich war in Wolfsburg abgeschrieben, die hatten gar keinen Bock mehr auf mich", blickt Pongracic zurück auf den vergangenen Sommer, als sich seine Perspektive weiter verschlechtert hatte. Der Kroate weiß eigentlich: "Ich darf nicht zu sehr draufhauen, weil ich immer noch Spieler von denen bin." Und doch tut er es. Mit der Hoffnung, dauerhaft in Dortmund bleiben zu können. "Ich bin ein Jahr ausgeliehen, mit Kaufoption. Die ist nicht allzu hoch. Wenn ich das einigermaßen mache, hoffe ich mal, dass die das machen werden."

Ich will ausrasten, ich will zu van Bommel gehen, will mir den am liebsten packen.

Pongracic

Pongracic plaudert offen auch über alle Summen. 2020 habe der VfL neun Millionen Euro an RB Salzburg für ihn bezahlt, das sei auch nun die Ablöse für ihn, sollte sich der BVB zum Kauf entscheiden. "Die würden gar kein Plus machen", betont er mit Blick auf den VfL. "Für die ist es auch ein bisschen scheiße. Wenn ich jetzt hier durch die Decke gehe, sagen die in Wolfsburg alle: 'Was habt ihr hier gemacht, wen habt ihr hier ziehen lassen?' Das freut mich extrem."

Die Freude dürfte kaum auf Wolfsburger Seite sein angesichts der Sätze, die der kroatische Nationalspieler noch so von sich gibt. "Die haben angefangen, Faxen zu machen", beschreibt Pongracic seine letzten Wochen beim VfL. "Da habe ich gemerkt, die wollen auch, dass ich von mir aus gehe, dass ich Platz mache für andere. Eklig, bei Elf-gegen-elf trainiere ich auf einmal nicht mit, ich kollab so, ich will ausrasten, ich will zu van Bommel gehen, will mir den am liebsten packen." Bei dem damaligen Trainer Mark van Bommel hat der Verteidiger schlechte Karten. Er muss sich offenbar zügeln. "Da musst du dich dann hinsetzen und mit dem reden wie ein Politiker."

Ich habe Scheißoptionen gehabt, richtig dumme Angebote, die keinen Sinn machen.

Pongracic

Pongracic wollte weg, landete, wie er verrät, beinahe beim RSC Anderlecht, dann geht kurz vor Transferende das Fenster in Richtung Dortmund auf. Dort, wo Marco Rose, den er aus Salzburg kennt, Trainer ist. Finanziell, das betont Pongracic, sei er zu keinen großen Einbußen bereit gewesen. Er drückt es so aus: "Es gab wenig Optionen. Natürlich gehe ich nicht irgendwo auf Leihe und spiele für so und so viel Geld weniger. Ich kann nicht auf Riesensummen verzichten, das geht nicht, das macht keinen Sinn. Ich habe Scheißoptionen gehabt, richtig dumme Angebote, die keinen Sinn machen. Ich war hier richtig frustriert in Wolfsburg, aber dachte so, Digga, das kann ich nicht machen. Das entspricht nicht meinem Niveau. Ich kann nicht gefühlt in die 2. Liga zurück, obwohl ich mich hier schon in der 1. Bundesliga bewiesen habe."

Borussia Dortmund erfüllte Pongracic den Wunsch, was beim Spieler große Freude auslöst. "Es ist ja schockierend, wenn man überlegt: Ich bin in Wolfsburg keine Option, aber Dortmund holt mich." Und übernimmt auch noch das komplette Gehalt. Pongracic erklärt es so: "Die (der VfL Wolfsburg; Anmerkung der Redaktion) wollten mich loswerden, aber wollten es mir nicht direkt sagen. Wenn sie es mir direkt sagen, müssen sie in dieser Leihe auch einen Teil von meinem Gehalt übernehmen. Dortmund hat das Gehalt übernommen."

Pongracic würde den BVB laut Pongracic neun Millionen Euro kosten

Spannend wird sein, ob der BVB dann auch die Kaufoption zieht. In der Bundesliga kam der in Landshut geborene Kroate bislang auf sieben Einsätze (viermal Startelf, kicker-Notenschnitt 3,5), in der Champions League war er dreimal als Einwechselspieler dabei, so auch am Mittwochabend gegen Ajax Amsterdam (1:3, kicker-Note 4). Im Pokal stand Pongracic beim 2:0 gegen Ingolstadt in der Startformation (kicker-Note 3). Der Verteidiger muss sich strecken, damit Dortmund im Sommer das Geld für ihn auf den Tisch legt. Neun Millionen Euro. Sagt Pongracic.

Thomas Hiete