Bundesliga

Als Frankfurt Bremen überrollte: Borchers' Premiere, Rülanders Pannen-Show und Rehhagels Irrtum

Werder-Desaster im Waldstadion

Als Frankfurt Bremen überrollte: Borchers' Premiere, Rülanders Pannen-Show und Rehhagels Irrtum

Nicht der einzige Fehlgriff: Bremens Keeper Herrmann Rülander bekommt den Ball nicht zu fassen.

Nicht der einzige Fehlgriff: Bremens Keeper Herrmann Rülander bekommt den Ball nicht zu fassen. imago/Horstmüller

Nein, der Zeiger wollte sich einfach nicht schneller drehen, so wie es sich SVW-Coach Otto Rehhagel auf der Trainerbank sehnlichst gewünscht hatte. Werder, das als Aufsteiger und Tabellenfünfter mit einem Punkt mehr auf dem Konto selbstbewusst ins Waldstadion angereist war, sollte ein Debakel erleben. Doch der Reihe nach.

Rülanders Pannenshow

Zunächst erhielt das Selbstbewusstsein der Bremer weitere Nahrung, denn schon nach sieben Minuten gelang Meier die Führung für den kecken Aufsteiger, der 20 Minuten lang alles im Griff hatte. Dann aber brachte nicht nur das Eigentor von Rülander (20.) Werder aus dem Konzept. Der Ersatzkeeper hütete für die etatmäßige Nummer eins, den verletzten Burdenski, das Tor - keine gute Idee, wie eine Recherche des "NDR" später ergab: Rülander hatte einen Autounfall verschwiegen, den 21-Jährigen plagte eine Gehirnerschütterung, der Youngster griff in der Folge noch häufiger daneben.

Das 9:2 nur auf Platz 2: Frankfurts höchste Siege in der Bundesliga

Die Frankfurter Protagonisten: Borchers und Nachtweih

Rülander und seine Vorderleute sahen sich zudem nun auch einer SGE gegenüber, die vom Ausgleich beflügelt mächtig aufdrehte. Vor allem  in Person des nach fünf Wochen Verletzungspause zurückgekehrten Borchers, der bis zur Pause einen lupenreinen Hattrick - seinen ersten in der Bundesliga - schnürte (24., 40., 43.). "Wir haben heute wahnsinnig gut gespielt", meinte der Eintracht-Stürmer, "man muss lange zurückdenken, an die Zeit von Grabowski und Hölzenbein, bis man auf ein Spiel kommt, das wir in dieser Manier gewonnen haben". Dazu passte die damalige kicker-Zeile: "Eintracht wie in alten Zeiten."

Wir haben uns in einen echten Rausch gespielt.

Norbert Nachtweih

Rehhagels aufkeimende Hoffnung, als der einzige Werder-Akteur in Normalform, Reinders, zum 2:4 verkürzte (64.), zerstob schnell. Denn danach brach das Unheil erst so richtig über die Bremer herein. Der wie Borchers ebenso famose Nachtweih (beide kicker-Note 1) traf per Doppelschlag (71., 74.) zum 5:2 und 6:2 - nun ging der Blick des Bremer Trainers wohl schon des Öfteren zur Uhr. Erst recht, als Cha (78., danach wechselte Rehhagel Rülander aus) und Nickel (80.) im Frankfurter Sturmwirbel zum zweiten Doppelschlag ausholten. "Mensch, haben wir die auseinander genommen", staunte Nachtweih ob des eigenen Angriffswirbels. "Wir haben uns in einen echten Rausch gespielt."

Das ist die Eintracht. Hier kann man 2:0 gewinnen oder aber auch acht Tore einfangen.

Otto Rehhagel, der sich verzählt hatte

Ob Rehhagel am Ende wie sein Team den Überblick verloren hatte? "Das ist die Eintracht. Hier kann man 2:0 gewinnen oder aber auch acht Tore einfangen." Weil Cha ebenfalls den Doppelpack schnürte (89.), wurden es neun.

HSV macht das halbe Dutzend voll - Köln, Bayern und Gladbach im Gleichschritt

Spitzenreiter blieb nach dem 14. Spieltag der spätere Meister HSV, der mit sechs verschiedenen Torschützen ein 6:1 gegen Darmstadt feierte. Jeweils doppelt trafen drei Akteure bei den ebenfalls siegreichen Verfolgern: Ein Woodcock-Doppelpack leitete den 3:0-Derbysieg des punktgleichen Tabellenzweiten Köln gegen Düsseldorf ein, zweimal trafen auch Breitner beim 3:0 der Bayern in Stuttgart sowie Mill beim 3:1 der Gladbacher gegen Bielefeld. Insgesamt gab es Tore satt, der 14. Spieltag gehört mit 44 Treffern zu den torreichsten in der Bundesliga-Historie.

Frankfurt-Bremen 9:2 - hier finden Sie die Statistik zum Spiel

jch