Bundesliga

Adler: "Du bist eine Marionette der virtuellen Meinung"

Interview nach dem Karriereende

Adler: "Du bist eine Marionette der virtuellen Meinung"

Steht den sozialen Medien kritisch gegenüber: René Adler.

Steht den sozialen Medien kritisch gegenüber: René Adler. kicker

Dabei stellt René Adler einen gravierenden Unterschied zwischen der alten Fußballer-Generation und der heutigen Jugend fest. Gerade beim Blick auf den gesteigerten und steigenden Einfluss der Kommunikation im Internet. "Es ist eine logische, eine gesellschaftliche Entwicklung", sagt der 34-Jährige. "Alles wird schneller, aber auch oberflächlicher. Ich mag die sozialen Medien, aber sie sind auch gefährlich. Es scheint, als braucht man heute eher Likes als Talent, um berühmt zu werden."

Weiter führt Adler aus: "Für mich wäre das ein unbefriedigendes Leben. Du bist eine Marionette der virtuellen Meinung. Außerdem ist die Online-Welt für mich eine Welt der Fake News. Niemand postet, dass es ihm schlecht geht. Statt Fehler zu zeigen, legt man lieber einen Filter darüber - das ist surreal. Ich sehe es als geschönte Scheinwelt, aber viele junge Leute glauben, das sei die Wahrheit."

Mancher Spieler scheint mehr Energie darauf zu verwenden, im Internet anstatt auf dem Platz gut auszusehen.

René Adler

Diese Problematik strahle auch - oder insbesondere - auf den Fußball aus. "Früher musstest du zu den Besten gehören, um einen hohen Bekanntheitsgrad zu erlangen", betont Adler. "Bewertungsgrundlage waren keine Likes, sondern die sportliche Leistung. Mancher Spieler scheint mehr Energie darauf zu verwenden, im Internet anstatt auf dem Platz gut auszusehen. Das kann nicht im Sinne des Sports sein, bei dem es eigentlich um den Wettkampf geht." Denn: "Wenn man in dem, was man macht, richtig gut ist, kommt das Geld automatisch. Aber vom Geld getrieben zu sein, halte ich für schwierig."

Wir Fußballer haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten.

René Adler

Und diese Gehälter sollten keinesfalls als selbstverständlich betrachtet werden. "Wir Fußballer sind nur deshalb so begehrt und verdienen nur deshalb so viel Geld, weil die Fans TV-Abos, Tickets und Merchandising-Produkte kaufen. Das sollte jedem von uns klar sein. Und jeder sollte sich bewusstmachen, dass wir Fußballer nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben. Ich hatte nach einer Niederlage auch nicht immer Lust, noch ein Interview zu geben, aber das gehört eben zu unserem Job. Es ist genauso ein Teil des Berufs wie das Warmmachen vor dem Spiel."

René Adler und kicker-Redakteur Georg Holzner

René Adler (l.) im Gespräch mit kicker-Redakteur Georg Holzner. kicker

In der Montagsausgabe des kicker erklärt René Adler neben dem Generationen-Unterschied auch ausführlich die Gründe für sein Karriereende und spricht zudem über Phasen der Verzweiflung, mentale Herausforderungen, besondere Momente, die Nationalmannschaft und seine Zukunftspläne. Und er schwärmt von seinem ehemaligen Trainer Jupp Heynckes.

Georg Holzner

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