Bundesliga

Wolfgang "Otto" Kleff: Ein Torwart und Typ wird 75

In 428 Pflichtspielen den "Mythos Borussia" mitgeprägt

Wolfgang "Otto" Kleff: Ein Torwart und Typ wird 75

Feiert heute seinen 75. Geburtstag: Wolfgang Kleff

Feiert heute seinen 75. Geburtstag: Wolfgang Kleff imago images/Werner Otto

Bis heute ist Kleff ein gerne gesehener Gast und Gesprächspartner geblieben. Von seinen Qualitäten als Entertainer durften sich vor kurzem erst wieder rund 100 Fohlen-Fans überzeugen, die zur Veranstaltung anlässlich des Büchsenwurf-Spiels vor 50 Jahren in den Borussia-Park gekommen waren. Mit viel Humor und flotten Sprüchen garnierte Kleff seine Schilderungen vom legendären 7:1 gegen Inter Mailand im Europapokal der Landesmeister am 20. Oktober 1971, Gladbachs Jahrhundertspiel, das später annulliert wurde. "Zum 100-Jährigen", rief Kleff den Gästen am Ende der Jubiläumsveranstaltung noch zu, "treffen wir uns hoffentlich auch wieder hier im Borussia-Park."

Der Torhüter hat seinen Teil zum "Mythos Borussia" beigetragen und denkwürdige Momente der Klubgeschichte hautnah miterlebt. Kleff stand zwischen den Pfosten, als am 3. April 1971 im Bundesligaspiel gegen Werder Bremen der Pfosten brach. Er feierte mit Gladbach 1971 die erste Titelverteidigung in der deutschen Bundesliga. Er war der Torhüter beim rauschhaften 7:1-Spektakel gegen Inter und der große Rückhalt im Pokalfinale 1973 gegen den 1. FC Köln, das Günter Netzer nach seiner Selbsteinwechslung mit dem Tor zum 2:1 entschied. Dieses Spiel gegen die Kölner bezeichnete Kleff einmal als das beste in seiner Karriere. Jupp Heynckes sagte später: "Unser Wolfgang hat das Spiel seines Lebens gemacht."

Legendär: Pfostenbruch am Bökelberg

428 Pflichtspiele absolvierte Kleff für die Borussia zwischen 1968 und 1982. Während seiner Zeit am Bökelberg gewann Gladbach fünf Deutsche Meisterschaften, zweimal den UEFA-Pokal und einmal den DFB-Pokal. Er stand im Kader der deutschen Nationalmannschaft beim Gewinn des WM-Titels 1974 und des EM-Titels 1972. Insgesamt kam der gebürtige Westfale aus Schwerte aber auf "nur" sechs Länderspiele - weil ihm Sepp Maier von Bayern München vor der Nase saß. "Der Sepp war ein klasse Torhüter", blickte Kleff einmal zurück, "aber ich war der bessere Fußballer."

Gladbacher Double 1975

Gladbacher Double 1975: Kleff und Trainer Hennes Weisweiler präsentieren Meisterschale und UEFA-Pokal. imago images/Sven Simon

Auf eine große Feier zum 75. Geburtstag verzichtet Kleff, dessen Ähnlichkeit (und Freundschaft) zu Komiker Otto Waalkes zum Spitznamen "Otto" führte. Die Folgen einer schwer verlaufenen Corona-Erkrankung im Frühjahr machen ihm heute noch zu schaffen, das habe ihn "gelehrt, vorsichtiger zu sein", sagt er. Also wird es am heutigen Ehrentag wohl so laufen wie meistens in den vergangenen Jahren: Zum Geburtstag geht’s im kleinen Familienkreis raus zum gemeinsamen Abendessen.

Jan Lustig