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Warum Rapid nicht wiederzuerkennen ist

Schalter umgelegt? Es ist der Umschalter!

Warum Rapid nicht wiederzuerkennen ist

Bei Rapid Wien läuft es aktuell.

Bei Rapid Wien läuft es aktuell. GEPA pictures

Zoran Barisic hat es schon nach dem 3:2-Sieg gegen Sturm Graz am Ende der vergangenen Saison gesagt: "Das sind super Jungs, das kann noch eine super Mannschaft werden." Geglaubt hat dem Rapid-Trainer damals nach einem mühsam ins Ziel geretteten vierten Platz freilich kaum einer.

Bundesliga - 2. Spieltag

Etwas mehr als zwei Monate später lieferten die Grün-Weißen nach dem schon überraschend guten Auftakt beim (unglücklichen) 1:1 in Linz gegen den LASK mit dem 4:0 gegen Altach den überzeugendsten Heimsieg seit langer Zeit. Dass dabei der Rekordsieg im Allianz Stadion verpasst wurde, der seit dem ersten Meisterschaftsspiel am 23. Juli 2016 gegen die SV Ried bei 5:0 steht, war einzig den vielen Auswechslungen geschuldet, wodurch der Schwung der Einsergarnitur verloren gegangen ist. Aber der Reihe nach.

Die starken Neuen

Bis auf Nenad Cvetkovic und Matthias Seidl war das am Samstag immer noch die Mannschaft der Vorsaison. Die beiden tragen nicht unwesentlich zum neuen Gesicht der Grün-Weißen bei. Cvetkovic ist der vor Energie sprühende kompromisslose, zweikampfstarke Abwehrchef mit Mut zum Vorwärtsdrang, der in Hütteldorf lange vermisst wurde.

Seidl, für dessen Verpflichtung Zoki Barisic bereits als Sportdirektor den Weg geebnet hatte, ist endlich der zentrale Mittelfeldspieler, der sich auch die Zehn auf dem Rücken verdienen würde. Technisch versiert kann der Ex-Linzer Bälle exzellent verarbeiten und schnell weiterspielen. "Er ist einer, der nicht kompliziert, sondern einfach spielt, nicht eigensinnig ist, sondern den Mitspieler sieht. Und abschlussstark ist er normal auch", lobte ihn der Rapid-Trainer.

Die verbesserten Alten

Die beiden sind aber nicht alleine für die Steigerung der Rapid-Elf verantwortlich. Nicolas Kühn, Rapids echte neue Nummer zehn, hatte seine Anlagen schon in der Vorsaison angedeutet. Körperliche Defizite ließen ihn da noch als einen "Unvollendeten" erscheinen. So gekonnt er zwei, drei Gegenspieler ausdribbelte, so gut seine Aktionen im Ansatz waren, am Ende schaute wenig bis nichts heraus.

Im Sommer hat er Extraschichten eingelegt, um diese Mängel zu beheben. Und siehe da, gegen Altach konnte er seine Aktionen zu Ende spielen, wurde er erstmals bei Rapid mit zwei Toren belohnt. "Darüber freue ich mich wahrscheinlich mehr als er", mutmaßte Barisic und erklärte auch warum: "Weil er in der letzen Saison noch viele Chancen liegen gelassen hat. Aber ich ermutige ihn, die nächste Chance zu nehmen, keine Angst zu haben vor vergebenen Sitzern." So kann der 23-jährige Deutsche mit etwas Verspätung vielleicht doch noch seinem Talent gerecht werden, das ihm 2019 als bestem DFB-Nachwuchsspieler die Fritz-Walter-Medaille in Gold eingebracht hat.

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"Stark wie in seiner ersten Saison" (Peter Stöger) agiert auch wieder Marco Grüll, in der nunmehr funktionierenden Maschinerie zeigt Nikolas Sattlberger, dass er weiter ist als noch bei seinen ersten Gehversuchen unter Feldhofer vor einem Jahr und auch Leo Querfeld wirkt neben Cvetkovic noch souveräner als vor seiner Verletzung.

"Für mich schaut es so aus, als hätten sich die Rapidler zusammengesetzt und sich nach der ganzen Kritik gesagt: ,Denen da draußen werden wir’s zeigen!’" Zoki Barisic widersprach dieser Theorie: "Ich habe keine Rachegelüste", winkte er ab, "wir geben nicht zu viel darauf, was über uns geschrieben wird. Wir verfolgen einfach unsere Ziele und versuchen unser Spiel zu verbessern. Wir haben uns seriös vorbereitet, haben nicht so viele Verletzung gehabt wie im Vorjahr und es gibt auch viele Junge, die den nächsten Schritt gemacht haben."

Fokus auf das Umschaltspiel

Warum das alles nicht schon im Frühjahr, sondern erst nach der längeren Vorbereitung gelungen ist?„Fortschritte waren auch schon im Frühjahr da“, stellte Barisic klar, "aber die wurden überstrahlt von der Niederlage im Cupfinale. Sich von so einem Nackenschlag zu erholen dauert." Im Sommer hatten die Hütteldorfer Zeit, ihren Fokus auf die Perfektionierung des Umschaltspieles zu legen. "Wir wollen zuallererst Fußball spielen und mit dem Gerät gut umgehen. Aber das Umschaltspiel ist sicher eine unserer Waffen in dieser Saison", bestätigte Barisic. Darüber, wie gut das bereits funktioniert, konnte Altach-Trainer Joachim Standfest nur stöhnen: "Wir haben gewusst, dass die Stärke von Rapid im Umschaltspiel liegt, trotzdem lassen wir in den ersten 45 Minuten fünf, sechs Umschalter zu. In Hütteldorf!"

Dass die starke Leistung mit nur drei Legionären (Cvetkovic, Kühn und der eingewechselte Mayulu), aber sechs Eigenbauspielern (Hedl, Querfeld, Sattlberger, Strunz, Oswald und Moormann) gelang, hat Zoran Barisic besonders gefreut. "Ich sehe im Training, dass ich viele sehr gute Spieler habe, die es sich verdienen würden, zu spielen. Alle im Kader haben ein Riesen-Niveau. Aber lassen wir die Kriche im Dorf. Es gibt auch noch viele Dinge, die wir unbedingt verbessern wollen."

Horst Hötsch

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