Grant-Leon Ranos hat auf Klubebene noch nie höher als Regionalliga gespielt, aber schon jetzt eine Länderspiel-Bilanz, die für Aufsehen sorgt - erst recht für einen A-Nationalspieler Armeniens. Der 19 Jahre junge Angreifer, der zur neuen Saison ablösefrei vom FC Bayern II zu Borussia Mönchengladbach wechselt, war am Freitagabend in Cardiff kaum zu bremsen.
Beim furiosen 4:2-Auswärtssieg der Armenier gegen Wales erzielte Ranos einen sehenswerten Doppelpack und steht damit nach zwei Länderspielen bereits bei vier Treffern. Erst am 28. März hatte er in einem Test gegen Zypern (2:2) doppelt getroffen, nun legte er in der EM-Qualifikation nach.
Ranos glänzt doppelt - und sieht fürs Jubeln Gelb
In der 30. Minute löste er sich von seinen Bewachern und köpfte eine Flanke aus kurzer Entfernung sicher zum zwischenzeitlichen 2:1 ein. Und 36 Minuten später ließ er bei einem schnörkellosen Angriff den Ball erst clever durch und versenkte ihn dann, als er ihn hoch in den Lauf gespielt bekommen hatte, mit dem ersten Kontakt aus rund 18 Metern unten rechts im Netz - 3:1. Danach nahm er voller Ekstase sogar eine Gelbe Karte in Kauf, als er sich das Trikot vom Leib riss.
Zumindest verbal teilte sein Trainer diese Stimmung nach dem Schlusspfiff nicht. Ohne eine Miene zu verziehen, sagte der 65-jährige Oleksandr Petrakov angesprochen auf sein neues Juwel lediglich: "Er hat einen sehr guten Charakter, er ist sehr diszipliniert. Wir sind sehr froh, dass wir es geschafft haben, ihn zu finden. Ich hoffe, dass er seinen Weg fortsetzt."
Wales-Trainer "wirklich geschockt"
Ranos, der in der abgelaufenen Regionalliga-Saison in 36 Spielen 20-mal getroffen hatte, wurde am 20. Juli 2003 im niedersächsischen Gehrden geboren und verbrachte seine gesamte fußballerische Ausbildung in Deutschland, kam dank der armenischen Wurzeln seiner Eltern aber für Armeniens Nationalteam infrage. Als er im März erstmals nominiert wurde, sprach er von einer "großen Ehre".
Während der 97. der FIFA-Weltrangliste nach dem knappen 1:2 gegen die Türkei zum Auftakt den ersten Sieg in der EM-Qualifikation einfuhr und von mehr träumt, sind die Waliser konsterniert. "Das habe ich nicht kommen sehen", räumte Trainer Rob Page am Freitagabend nach der verdienten Niederlage ein. "Das hat mich wirklich geschockt." In der Gruppe mit Kroatien ist die Teilnahme an der EM 2024 für den Halbfinalisten von 2016 und Achtelfinalisten von 2021 akut gefährdet.