Während Berlins Trainer Uwe Neuhaus nach dem 2:2 beim FC St. Pauli keinen Grund für personelle Änderungen sah, entschied sich FSV-Coach Benno Möhlmann für drei Wechsel: Im Vergleich zum 1:1 gegen Paderborn spielten Heitmeier, Leckie und Verhoek anstelle von Stark, Bambara und Yun (alle Bank).
Die taktischen Grundausrichtungen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Während die Berliner das Spiel machten und über aggressives Pressing immer wieder in Ballbesitz kamen, zogen sich die Hessen tief in die eigene Hälfte zurück und setzten auf Konter. In der zwölften Minute tauchte der FSV erstmals gefährlich im gegnerischen Sechzehner auf, als Haas bei Leckies scharfem Flachpass eingreifen musste. Das war allerdings für lange Zeit die einzig nennenswerte Offensivaktion der Frankfurter, die sich kaum einmal aus der Berliner Umklammerung befreien konnten.
Der 10. Spieltag
Die Eisernen stellten sich clever an, nutzten die gesamte Breite des Feldes und erarbeiteten sich so ein klares Chancenplus (Mattuschka, 10., Jopek, 13., Terodde, 15.). Das erste Tor entsprang allerdings aus einer Ecke heraus und unter gütiger Mithilfe von Frankfurts Heitmeier. Der 27-Jährige ging im eigenen Fünfer klar mit der Hand zum Ball und verursachte einen Elfmeter. Doppelt bitter für die Hessen, da der bereits verwarnte Heitmeier Gelb-Rot sah und Mattuschka den Strafstoß sicher verwandelte (17.).
Möhlmann reagierte auf die Unterzahl und opferte mit Kapllani einen Stürmer. Bambara kam rein, um das Mittelfeld zu stabilisieren. Am Spielverlauf änderte sich zunächst wenig, da die Eisernen weiter tonangebend waren und über Terodde (21.), Nemec (23.) und Quiring (28.) weitere Gelegenheiten kreierten. Im Gefühl der Überlegenheit schlichen sich bei den Hausherren allerdings zusehends Unkonzentriertheiten ein - das Spiel der Berliner wurde fahrig.
Frankfurt nutzt Berlins Unkonzentriertheiten
Auf den Fersen: Frankfurts Verhoek gegen Karl (re.). picture alliance
Gut für den FSV, der die Chance ergriff und sich in der Partie zurückmeldete. Die Begegnung wurde fortan deutlich ausgeglichener, wenngleich es bis zur Endphase der ersten Hälfte dauerte, ehe wieder gute Möglichkeiten geboten wurden. Weil aber Karl für die Berliner (41.) sowie Görlitz auf der Gegenseite (42.) kein Abschlussglück hatten, ging es mit der knappen 1:0-Führung der Köpenicker zum Pausentee.
Der FSV verdiente sich auch nach Wiederanpfiff ein großes Lob, da über weite Strecken von der Berliner Überzahl nichts zu merken war. Die Hessen kämpften, rannten und standen in der 50. Minute dicht vor dem Ausgleich - Verhoeks Kopfball nach Freistoß von Teixeira ging jedoch drüber. Nur wenige Sekunden später klatschte auf der Gegenseite Stuffs Distanz-Hammer an die Latte (51.), ehe Terodde freistehend im Eins-gegen-Eins an Klandt nicht vorbei kam (57.).
Es war ein munteres Spielchen zweier ebenbürtiger Teams. Das lag nicht nur am großen Engagement der Frankfurter, die mittlerweile sogar die agilere Mannschaft stellten, einen großen Anteil daran trugen auch die Eisernen, die schläfrig und ziemlich verunsichert wirkten. Das Publikum skandierte "Aufwachen! Aufwachen!", Neuhaus reagierte mit den Hereinnahmen von Silvio und Belaid, die für Nemec und Quiring kamen.
Es half alles nichts, die Köpenicker blieben nervös, durften sich aber auch beim FSV für dessen schlechte Chancenverwertung bedanken - Verhoek (70.), Teixeira (73.) und der eingewechselte Roshi (75., 78.) ließen teils beste Möglichkeiten liegen. Je weiter die Zeit voranschritt, desto mehr Risiko gingen die Hessen. Das bescherte den Unionern mehr Freiräume, die sie jedoch nicht nutzten. Mattuschka (81.) und vor allem Belaid (82., 84.) verpassten es allerdings, den Sack endgültig zuzumachen. So ging es in eine aufregende Schlussphase, in der zuerst Bambara an Haas scheiterte (90.) und Mattuschka eine Minute später unbedrängt verzog. Dann war Schluss.
Beide Mannschaften sind am kommenden Spieltag erneut sonntags gefordert: Union empfängt den SC Paderborn (15.30 Uhr), während der FSV Frankfurt zeitgleich bei Jahn Regensburg seine Zelte aufschlägt.