Eigentlich widerstrebte es den Schalkern, Domenico Tedesco den Laufpass zu geben. Jenem Trainer, mit dem sie vor zehn Monaten Vizemeister geworden waren und den sie (genauer: Christian Heidel) erst vor ziemlich genau sieben Monaten mit dem langfristigsten Vertrag ausstatteten, den je ein Coach auf Schalke unterschrieben hat (bis 2022). Die Bosse halten vor allem auch menschlich viel von dem 33-Jährigen, der nicht zuletzt dank seines Fachwissens und seiner akribischen Arbeitsweise sicher bei einem anderen renommierten Klub unterkommen wird.
Aber auf Schalke ging es nun einfach nicht mehr. Bei aller Wertschätzung ist das Gefühl abhanden gekommen, dass es die Mannschaft - wenn man diese von schwierigen Charakteren durchzogene Gruppe überhaupt aktuell als solche bezeichnen kann - unter Tedesco noch geschafft hätte, sich dem immer heikler werdenden Abstiegskampf zu entziehen.
Auch unter dem Eindruck der höchsten Niederlage, die je ein deutsches Team in der Champions League kassiert hat, war die Beurlaubung zwei Tage nach dem 0:7-Debakel bei Manchester City der logische Schritt. Mit Huub Stevens, unterstützt von Mike Büskens, hat der Verein eine gute Interimslösung gefunden, zum jetzigen Zeitpunkt wohl die vielversprechendste.
Erst Training, dann Rauswurf
kicker-Reporter Toni Lieto
Kurios: Am Vormittag durfte Tedesco noch das Training leiten und annehmen, am Samstag gegen Leipzig auf der Bank zu sitzen. Nachmittags beschlossen die Chefs um den Aufsichtsrat und Jochen Schneider, übrigens ausgerechnet am Tag seiner offiziellen Berufung zum neuen Schalker Sportvorstand, dann doch den Rauswurf des Trainers. Es heißt, der schwierige Abwägungsprozess sei der Grund für das morgendliche Tedesco-Training und die spätere Tedesco-Trennung gewesen. Mag sein, aber dieser Ablauf wirkt äußerst unglücklich und passt ins schlechte Gesamtbild, das Schalke 04 derzeit abgibt.