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Atletico gegen Real: Tor-Show beim Madrider Fehlerfestival

Griezmann macht in der Copa den Unterschied

Tor-Show beim Madrider Fehlerfestival

Die Torhüter patzen, Griezmann strahlt: Szenen aus dem Pokal-Duell zwischen Atletico und Real.

Die Torhüter patzen, Griezmann strahlt: Szenen aus dem Pokal-Duell zwischen Atletico und Real. imago images (2), Getty Images

Wenn das Derbi madrileño binnen weniger Wochen gleich dreimal steigt, tut sich sogar Atletico schwer, gegen den großen Stadtrivalen immer gleich bei mindestens 100 Prozent zu sein. Daher war es kurz vor dem Anpfiff ein cleverer Schachzug, Antoine Griezmann, den neuen alleinigen Rekordtorschützen der Rojiblancos, mit einem mit seiner Toranzahl 174 beflockten Trikot zu ehren. Griezmann und seine Mitspieler noch mal heiß zu machen, die Fans noch mal heiß zu machen. Doch das klappte nicht so richtig.

Acht Tage nach Atleticos 3:5-Niederlage im Halbfinale der Supercopa gelang es den Hausherren anders als beim 3:1-Sieg über Real in der Liga nicht, die anfangs oft pomadigen Königlichen zu überrennen. Galligkeit und Zielstrebigkeit fehlten entweder oder verpufften, Real kontrollierte im Metropolitano das Geschehen.

Die madrider Derbi-Wochen

Jenseits eines starken Dribblings von Jude Bellingham, nach dem der noch abgefälschte Abschluss des Engländers an das Torgestänge der Colchoneros klatschte, brachten aber auch die Blancos nicht genug Zug in ihre eigentlich feine Angriffsstruktur. Der übliche Derbi-Funke, er wollte nicht überspringen. Ein 4:2, auch nach Verlängerung, bahnte sich am Donnerstagabend gewiss nicht an.

Zack, Tor. Einfach so. In der 39. Minute lenkte Antonio Rüdiger eine vermeintlich harmlose, auch zuvor schon abgefälschte Flanke von Rodrigo de Paul unglücklich vor die Füße des durchgelaufenen Samuel Lino ab, der Atletico kurz vor der Pause völlig aus dem Nichts in Führung brachte. Fußball ist ein Fehlersport. Das unterstrich noch in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs ganz dick Atleti-Keeper Jan Oblak, der sich eine Freistoßflanke von Modric untypisch ins eigene Tor faustete.

Real spielte wirklich ganz ansehnlich, Atletico gefiel gelegentlich durch gelebte Zweikampfkunst. Für ein Derbi der besonderen Art reichte das aber immer noch nicht aus. Auch weitere Action bedurfte einer völlig skurrilen Szene, in der Camavinga die nächste Flanke abfälschte, die Real-Keeper Andriy Lunin unglücklich gegen das Bein von Antonio Rüdiger lenkte, sodass Alvaro Morata aus wenigen Metern nur noch ins leere Tor einschieben musste. Slapstick, den man nicht einstudieren kann.

Aber Morata brauchte nicht glauben, dass er an diesem Abend ungeschoren davonkam. In der Schlussphase machte er den Fehler, frei vor Lunin den Deckel nicht draufzumachen, sodass der eingewechselte Joselu im Gegenzug Bellinghams Flanke einnicken konnte. Immerhin mal ein schön herausgespielter Treffer. 2:2, Verlängerung. Wie schon in der Supercopa. Nur ohne das spielerische Niveau.

In der 100. Minute bat dann 174-Tore-Mann Griezmann zum Tanz, der durch ein feines Dribbelsolo samt platziertem Abschluss zum 175-Tore-Mann avancierte. Aber nur, weil Vinicius Junior der Ball zuvor meterweit versprungen war, weil dem Griezmann hinterherhechelnden Brasilianer kein Kollege auch nur ansatzweise Hilfestellung leistete und Lunin auf seiner Torlinie verharrend kaum eine Abschlusswinkel erschwerende Regung zeigte.

Bellingham entscheidend im Abseits

Beim Stand von 2:1 hatte Griezmann seinen Mannen immer wieder signalisiert, mögliche Konter gar nicht auszuspielen, sondern lieber den Ballbesitz zu sichern. Die nächsten 120 Minuten Belastung hatte sich keiner unbedingt geben wollen, selbst wenn es ein Derbi war. Das nächste, dann wieder in der Liga, wartet ja schon in zwei Wochen.

Beim Stand von 3:2 ließen sich die Rojiblancos immerhin in den Schlussminuten der Verlängerung dazu hinreißen, den aufgerückten Stadtrivalen entscheidend auszukontern - der junge Rodrigo Riquelme machte aus einem ziemlich seltsamen Derbi madrileño mit dem 4:2-Endstand endgültig eine unverhoffte Tor-Show. Mit dem 3:3 hätte das ein paar Minuten eher auch Reals Dani Ceballos tun können. Wenn Bellingham zuvor nicht den Fehler gemacht hätte, ein paar Zentimeter im Abseits zu stehen.

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