Europameisterschaft

Handball-EM: DHB-Team verspielt Bronze und Olympia-Ticket

Drei Niederlagen am Stück zum Ende des Heim-Turniers

EM-Bronze und direktes Olympia-Ticket verspielt: DHB-Team unterliegt Schweden

Durchgesetzt: Oscar Bergendahl.

Durchgesetzt: Oscar Bergendahl. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Im ersten der zwei Finalspiele am Sonntag in Köln musste die Frage beantwortet werden, welche Mannschaft ihre Halbfinal-Enttäuschung besser weggesteckt hatte. Die relativ deutliche Antwort gaben die Schweden, die gegen Frankreich sogar in die Verlängerung hatten gehen müssen, schon in der ersten Hälfte.

Der Finaltag in Köln

Das DHB-Team, das trotz der Rückkehr von Kai Häfner erneut mit U-21-Weltmeister Renars Uscins begann, wirkte nicht frisch in den Beinen - und auch nicht in den Köpfen. Nach einem wilden Start von beiden Mannschaften fand Schweden deutlich schneller zu seinem gewohnten Spiel. Mit gnadenlosem Tempo-Handball, vor dem im Vorfeld nach deutschen Fehlern gewarnt worden war, bauten die Skandinavier schnell einen Vorsprung auf.

Seine Rolle im funktionierenden System nahm Keeper Andreas Palicka ein, der Torhüter von Paris Saint-Germain begann die Partie mit fünf Paraden aus den ersten sieben Würfen auf sein Tor. Die Versuche von Juri Knorr & Co. waren allerdings auch dankbar für den schwedischen Schlussmann, der am Ende auf 19 Paraden (44 Prozent Fangquote) kam und zum "Player of the Match" gewählt wurde.

Schweden durch nichts aus der Ruhe zu bringen

Beim 4:2 hatte Schweden die erste Zwei-Tore-Führung auf dem Konto (6.), beim 6:3 die erste Drei-Tore-Führung (10.), beim 8:4 die erste Vier-Tore-Führung (12.). Der Titelverteidiger spielte es abgezockt, ließ beim verunsichert wirkenden DHB-Team keine Hoffnung aufkeimen. Nach einer Unterbrechung wegen eines medizinischen Notfalls in der Arena zeigte sich ein unverändertes Bild.

Palicka nahm Rechtsaußen Timo Kastening auch noch einen Siebenmeter weg, beim 7:14 war der Rückstand bereits immens angewachsen (22.). Auch das 30. EM-Tor von Julian Köster zum 10:16 riss die Zuschauer nur bedingt aus den Sitzen. Zur Pause führte der Titelverteidiger mit 18:12 und hatte die Medaille sowie das Olympia-Ticket dicht vor Augen.

Nils Lichtlein am Tag nach dem Halbfinal-Aus

Hanning widerspricht Gislason: "Wir haben sie nur viel zu wenig genutzt"

alle Videos in der Übersicht

Nach dem Seitenwechsel stemmte sich die deutsche Mannschaft gegen die drohende Niederlage, von 16:21 verkürzte die DHB-Auswahl auf 21:24 - nach Knorrs Treffer war auch die Arena endgültig zurück (43.). Erneut einen starken Eindruck hinterließ Uscins, der beim 22:26 bereits seinen fünfen Treffer erzielt hatte (46.).

Uscins bringt die Musik endgültig zurück

Und in die Partie sollte spätestens nach dem nächsten Uscins-Treffer zum 29:30 nochmal richtig Musik kommen (54.). Die Schweden aber wussten zum richtigen Zeitpunkt, die Zügel wieder anzuziehen und ließen die Hoffnung der deutschen Fans mit einem Doppelschlag zum 32:29 wieder schwinden (56.).

Am Ende stand ein - gerade mit Blick auf die ersten Hälfte - hochverdientes 34:31 für die Skandinavier. Schweden erweitert durch die Bronzemedaille sein EM-Medaillenset - zuvor hatte der Rekord-Europameister fünfmal Gold und einmal Silber gewonnen.

Die DHB-Auswahl hatte zum dritten Mal nach 1998 (Sieg über Russland) und 2008 (Niederlage gegen Frankreich) um EM-Platz drei gefochten. Durch den Sieg löste Schweden auch sein Direktticket für die Olympischen Spiele im nächsten Sommer - die deutsche Mannschaft hat noch über ein Qualifikationsturnier die Option, doch nach Paris fahren zu dürfen.

Schweden - Deutschland 34:31 (18:12)

Schweden: Palicka (19 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Thulin (1 Parade) - Claar 8, Karlsson 7, Carlsbogard 3, Gottfridsson 3, Lagergren 3, Wanne 3/2, Bergendahl 2, Sandell 2, Darj 1, Nilsson 1, Pellas 1/1, Johansson, D. Pettersson, Wallinius

Deutschland: Wolff (9 Paraden), Späth (1 Parade) - Uscins 8, Golla 4, Mertens 4, Knorr 3, Köster 3, Kastening 2/2, Kohlbacher 2, Steinert 2, Weber 2, Häfner 1, Dahmke, Fischer, Heymann, Lichtlein

Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Ivan Pavicevic / Milos Raznatovic (Montenegro)
Strafminuten: 6 / 0
Disqualifikation: - / -

"Der EM-Modus gehört definitiv hinterfragt"

alle Videos in der Übersicht