Bundesliga

kicker meets DAZN: Wie ein Podcast entsteht

"kicker meets DAZN": Wie ein Podcast entsteht

"Schön, wie du dich noch über deinen eigenen Witz weghaust"

Podcast im Wohnzimmer: Matthias Ginter mit Alex Schlüter und Benni Zander.

Podcast im Wohnzimmer: Matthias Ginter mit Alex Schlüter und Benni Zander. Ben Obst

Bevor beide die Hände hochheben, wird gezählt. "21... 22..." Und klatschen. Und los.

Das hier ist keine Geschichte von zwei Irren, so wird es Gerald Asamoah, Fabian Klos und George Moissidis am Montag ausdrücklich versichert. Schuld am Zählen und Klatschen sind "mindestens zwei Nervenzusammenbrüche" von Benni Zander, entstanden in Freiburg.

Dort waren Zander, die eine Stimme des "kicker meets DAZN"-Podcasts, und Alex Schlüter, die andere, mit SC-Trainer Christian Streich verabredet. Fast eine Stunde wurde im Freiburger Stadion über Fußball, Corona und die Gesellschaft geredet. "Und dann waren wir ganz kurz davor, die Folge nicht ausstrahlen zu können", wie Zander erklärt.

Grund dafür seien technische Probleme gewesen, wegen derer Zander "mittlerweile absolut paranoid" agiert, wenn es um den richtigen Ablauf und das richtige Abspeichern der Interviews im Podcast geht.

"Das verstehe ich schon", lächelt Schalke-Ikone Asamoah im Vorgespräch der Aufzeichnung. Von den Hörern, die das Interview ein paar Stunden später bei Spotify oder auf der kicker-Webseite finden, wird niemand etwas von diesem "Vorgeplänkel" mitbekommen.

Deshalb tritt Schlüter auch nochmal nach in Richtung seines Freundes, natürlich nur verbal und natürlich scherzend. "Das hat Benni versaut. Er saß in Freiburg und hatte mindestens zwei Nervenzusammenbrüche, als er merkte, dass ein Mikro nicht richtig aufgezeichnet hat."

Asamoah zeigt erneut Verständnis: "Okay, okay." Kein Thema, will er wohl sagen, entspannt euch. Das Eis, ganz wichtig bei einem Podcast-Gespräch, ist früh gebrochen. "Dann würde ich sagen, dass wir loslegen, oder?", fragt Zander, wartet ein paar Sekunden und setzt zur Einleitung an, die nun auch der normale Hörer später mitbekommt: "Wir freuen uns riesig, eine echte Schalke-Legende bei uns begrüßen zu dürfen."

Und dann wird gesprochen, eine halbe Stunde. Zander und Schlüter - oder auch Benni und Schlüti, wie sie sich gegenseitig nennen - duzen "Gerald" oder "Asa", das war vorab so geklärt worden. Ohnehin ist es üblich, in einem Podcast auf persönlicherer Ebene zu agieren. So wird es später auch Fabian Klos erfahren. Also "Fabi".

Benni Zander und Alex Schlüter mit kicker-Reporter Matthias Dersch

Podcast im Stadion: Benni Zander und Alex Schlüter mit kicker-Reporter Matthias Dersch. Ben Obst

Als das Gespräch mit "Asa" endet, bereden Zander und Schlüter kurz die nächsten Schritte, in ein paar Minuten steht ja schon das nächste Interview an. Und davor hat auch eins stattgefunden. Und dann muss noch geschnitten und gebastelt werden.

Seit Juli 2019 erscheint der "kicker meets DAZN"-Podcast an jedem Montag. In enger Zusammenarbeit haben der kicker und DAZN, ohnehin seit Längerem Partner, das Projekt ins Leben gerufen, um die Strahlkraft der eigenen Marken zu verteilen und dem regulären kicker-Leser auch mal Inhalt anbieten zu können, wenn er auf dem Laufband steht oder Einkaufen geht. Um dem DAZN-Abonnenten die Bilder, die er sonst am Fernseher, Laptop oder Tablet sieht, auf die Ohren zu spielen.

Dienstags setzt sich das mehrköpfige Team, bestehend aus den beiden Moderatoren sowie Verantwortlichen des kicker und DAZN, zusammen, bespricht erst die vergangene Folge und kümmert sich dann um die neue. Wer sind in den kommenden Wochen die Interview-Gäste? Welcher kicker-Experte erklärt die Lage bei "seinem" Verein? Welche Themen bieten gerade besondere Brisanz?

In jeder Folge führen Zander und Schlüter den Hörer durch die Sendung und begrüßen nach einleitenden Minuten den Gast. Das kann mal Eintracht Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic sein, so wie in der Debüt-Folge, das können aber auch Schiedsrichter Deniz Aytekin oder Fabian Klos sein.

Nach dem Interview analysieren Zander und Schlüter den abgelaufenen Bundesliga-Spieltag und schalten anschließend den kicker-Experten dazu. Zum Beispiel Matthias Dersch, um über den BVB zu reden, oder, wie gerade geschehen, George Moissidis, der den guten Saisonstart des VfB Stuttgart beleuchtet.

Zander, Freiberufler aus Leipzig, sorgt in der Regel für den Kontakt zum nächsten Gast. Sind wie zuletzt mit Klos oder Asamoah sogar zwei dabei, bereitet der eine anschließend das eine und der andere das andere Interview vor. Bei Google-Drive schreiben beide die angedachten Fragen rein, damit der andere sie sehen und gegebenenfalls auch ergänzen kann.

Wenn das erledigt ist, kann der Montag kommen.

Nicht immer ist ein Gespräch vor Ort möglich, wie zum Beispiel schon mit Ilkay Gündogan in Manchester oder im Wohnzimmer von Matthias Ginter. Gerade in Zeiten des Coronavirus findet das Interview eher über Zoom oder Skype statt.

Benni Zander und Alex Schlüter mit Ilkay Gündogan

Zu Gast in Manchester: Benni Zander und Alex Schlüter mit Ilkay Gündogan. kicker

An diesem Montag steht einiges auf dem Programm. Zander sitzt im Aufnahmestudio eines Kumpels in Leipzig, wo das gesamte Equipment, das für einen Podcast benötigt wird, bereits vorhanden ist. Schlüter schaltet sich aus seinem WG-Zimmer in München mit einem Laptop und Mikrofon dazu. Jeder nimmt dabei seine eigene Tonspur auf, die Zander im Anschluss an die Aufzeichnung zusammenschneidet.

Der Tag beginnt mit einleitenden Minuten und dem Rückblick auf ein paar Spiele des Bundesliga-Wochenendes, ehe Zander und Schlüter VfB-Experte George Moissidis für rund zehn Minuten in die Leitung holen und direkt weitermachen mit Gerald Asamoah.

Und zur Sicherheit wird jedes Mal - 21... 22... - geklatscht. Nach Asamoha wartet am Mittag Fabian Klos, der sich aus Bielefeld eingewählt hat.

"Ich habe gerade die Pressekonferenz von Merkel gesehen", sagt der Kapitän von Arminia Bielefeld, bevor das Interview losgeht. "Und", fragt er, "was sagt ihr zu den Maßnahmen?"

Ein bisschen wird geplaudert. Zander und Schlüter bedanken sich bei Klos, dass er sich Zeit für das Gespräch nimmt. "Kein Thema", versichert er, "ich habe heute frei."

Und dann das gewohnte Geräusch. 21... 22... Klatschen.

"Ich habe den Sinn noch nicht verstanden", scherzt Schlüter, "aber es bereitet mir immer gute Laune." Alle lachen, bis es still wird. Wer ist dran?

"Schlüti?", horcht Zander nach. "Du fängst an, ne?" Schlüter entschuldigt sich, noch immer lachend. "Schön, wie du dich noch über deinen eigenen Witz weghaust", blafft Zander. "Jetzt mach los, ey."

Und bitte. "Fabi Klos ist bei uns in der Leitung..."

Alex Schlüter und Benni Zander

Seit Juli 2019 am Mikrofon: Alex Schlüter und Benni Zander für "kicker meets DAZN". Max Josef Gillmeier

Eine halbe Stunde lang reden die drei offen miteinander. Klos nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt sogar mal "Arschloch". Immer wieder wird gelacht, zum Beispiel über das eigentlich gar nicht so amüsante "Fabian-Klos-schießt-kein-Tor-Thema", das den Bielefelder, wie er sagt, nicht belastet.

Während das Gespräch läuft, schreiben sich Zander und Schlüter gegenseitig Nachrichten, um sicherzugehen, wer als nächstes eine Frage stellt und worüber.

"Manchmal", erklärt Schlüter, "hat man nicht so Glück mit den Gästen", auch wenn sie ja vorher selbst ausgesucht wurden. "Bei Fabi Klos wussten wir, dass wir auf Öl stoßen." Soll heißen: Launiger Gast, offenes Buch, unterhaltsames Gespräch.

Sobald alles gesagt ist, reden Schlüter und Zander abschließend noch über ihre Punkte im kicker-Managerspiel und moderieren die Sendung ab. Dann beginnt für Zander der komplizierte Teil. Er bekommt Schlüters Tonspur zugeschickt und muss diese mit den drei Interviews und eigenen Parts zusammenmischen. Das dauert nochmal zwei oder drei Stunden, ehe die fertige Tonspur mit einem einleitenden Text an "Podigee" geschickt wird. Dieser Anbieter verteilt den fertigen Podcast dann an Spotify und Co.

Und am Dienstag beginnt der Prozess in der Redaktionskonferenz wieder von vorn.

Mario Krischel