Bundesliga

Heidenheim: Keine Mitleidsbekundungen für Lieberknecht und das Lernen aus Fehlern

Maloney fehlt Heidenheim erneut, Beste kehrt zurück

Schmidt: Keine Mitleidsbekundungen für Lieberknecht und das Lernen aus Fehlern

Ans erste Spiel gegen Augsburg dürfte Frank Schmidt nicht gerne zurückdenken.

Ans erste Spiel gegen Augsburg dürfte Frank Schmidt nicht gerne zurückdenken. IMAGO/Jan Huebner

Wie verschieden doch die Wahrnehmungen im Fußball sein können. Augsburg hat mit 29 Punkten einen Zähler mehr als der FCH. Jess Thorup wurde in der Pressekonferenz nach seiner Einschätzung gefragt, mit Augsburg noch in den internationalen Wettbewerb einziehen zu können, Platz acht könnte schließlich reichen. Nicht vorstellbar, wie Frank Schmidt in Heidenheim auf eine derartige Frage reagieren würde, hier richtet sich der Blick nach wie vor nach unten. Thorup startete seine Mission Klassenerhalt exakt beim Hinspiel in Heidenheim, was die Augsburger fast schon sensationell mit 5:2 gewannen.

Was also muss passieren, dass Thorup nicht mehr so gute Erinnerungen an den FCH hat? "Wahrscheinlich ist es das Beste, dass wir punkten", antwortet Schmidt. Das 2:5 hatte wehgetan, nach 2:0-Führung war es doppelt bitter. "Da hatte der Trainereffekt doch noch zugeschlagen", erinnert sich Schmidt sicherlich nicht gerne zurück an diese Partie. Von einer "Revanche" aber wolle er nicht sprechen, es gehe stets um die aktuelle Situation - und die ist weiterhin rosig, elf Punkte beträgt nach wie vor der Vorsprung auf Rang 16.

Beste vor Rückkehr? - Maloney fällt aus, Beck "höchstwahrscheinlich"

Die Distanz zwischen beiden Stadien ist mit knapp 100 Kilometern überschaubar. So konnten die Verantwortlichen des FCH bereits stolz verkünden, dass mindestens 3000 Heidenheimer mitreisen werden, rechnen darf man durchaus mit über 4000. Und die werden hoffen, dass Jan-Niklas Beste wieder auf dem Rasen stehen kann, ins Mannschaftstraining ist er zumindest wieder eingestiegen. Gegen Frankfurt wäre ein Einsatz nach seiner Oberschenkel-Blessur noch zu früh gekommen.

"Wir würden kein Risiko eingehen, wenn wir ihn bringen - sonst hätte er schon vergangene Woche gespielt", sagt Schmidt, was sich nach einer Rückkehr in die Startelf anhört. Lennard Maloney dagegen wird weiterhin ausfallen, Schmidt aber äußerte sich optimistisch, dass der amerikanische Nationalspieler in der kommenden Woche wieder ins Training einsteigen kann. Adrian Beck ist im Training umgeknickt und wird "höchstwahrscheinlich" ausfallen.

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Fehler sind erlaubt, man muss aber daraus lernen

Der FCH hat sich in der Bundesliga schnell weiterentwickelt, daran hat sicherlich auch die böse 2:5-Heimschlappe ihren Anteil daran, vor allem im Verteidigen nach einer Führung. "Ich glaube, nach Augsburg ist uns das nicht mehr passiert, wenn ich mich richtig erinnere", sagt Schmidt. Fehler begleiten sein Team nach wie vor, was er aber als normal erachtet: "Wir sind immer noch die Mannschaft mit den wenigsten Bundesligaeinsätzen. Für viele steht in Augsburg höchstens der 25. Bundesligaeinsatz auf dem Programm, wie für mich als Trainer auch, einige von uns haben noch weniger." Reduziert aber habe man diese Fehler definitiv deutlich, was sich in Zahlen und Punkten nachweisen lässt: In den vergangenen fünf Auswärtsspielen hat der FCH nicht mehr verloren, ein immens wichtiger Baustein im Kampf gegen den Abstieg.

Das nächste Ziel ist nun das Überspringen der 30er-Marke. Schmidt gibt das aber nicht als konkretes Ziel aus, sondern betrachtet die Situation recht nüchtern: "Wenn du 28 Punkte hast, das ist Mathematik, dann hast du in jedem Spiel die Möglichkeit, über diese Marke zu kommen." Man traue sich durchaus zu, in Augsburg etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen, sagt Heidenheims Trainer. Gelingt dies auch noch dreifach, ist dieses Ziel, was keines ist, erreicht.

Keine Mitleidsbekundungen für Kumpel Lieberknecht

Im Kontext der Partie in Augsburg hat Schmidt auch einen Blick nach Darmstadt geworfen. Der Mitaufsteiger war vergangene Woche mit 0:6 gegen den FCA unter die Räder gekommen. Trainiert werden die Lilien von Torsten Lieberknecht, einem Freund Schmidts. "Ich kenne Torsten sehr lange, wir haben in der Jugend-Nationalmannschaft zusammengespielt, die U-20-WM zusammengespielt, wir haben regelmäßig Kontakt - aber ich glaube nicht, dass er in dieser Situation eine Mitleidsbekundung erwartet oder gewollt hätte", sagt Schmidt, schließlich befinde man sich in der Bundesliga. Vielmehr sieht er es aus FCH-Sicht und appelliert schon fast an die eigenen Fans: "Jeder sollte sich mal vor Augen führen, dass so etwas mal schnell passiert ist. Uns ist es noch nicht passiert, was man auch am Torverhältnis sieht", sagt der FCH-Trainer.

Für Heidenheim seien solche Ergebnisse aber stets ein Hinweis darauf, "wie es für einen Aufsteiger laufen kann". Die eigene Platzierung im aktuell noch sicheren Tabellenmittelfeld sei somit alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Nichtsdestotrotz wird man natürlich versuchen, diese komfortable Lage noch komfortabler zu gestalten.

Timo Lämmerhirt

Heidenheims 30-Punkte-Vorhaben: Schmidt "dankbar für die Frage"

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