Paukenschlag am Donnerstagmorgen - in einer Pressemitteilung lässt der FC Schalke 04 wissen, dass das Kapitel Raul in diesem Sommer endet. Der Vertrag mit dem Routinier wird nicht verlängert.
Über die Gründe berichtete Raul dann am Mittag, auch Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender bei SO4, Sportvorstand Horst Heldt sowie Chef-Trainer Huub Stevens waren im Medienzentrum der Veltins-Arena zugegen.
"Ich habe mich entschieden, ich werde nicht für Schalke weiterspielen. Aber es war eine schwierige Entscheidung, über die ich mir viele Gedanken gemacht habe", sagte Raul, der Schalke für die tolle Zeit Danke sagte und die zwei Jahre auf Schalke "immer in meinem Herzen tragen". Vor allem bei den Fans der Königsblauen bedankte sich der Spanier, besonders sie hätten ihm die Entscheidung nicht erleichtert. "Ich habe sehr viele überragende Momente erlebt", sagte der ehemalige "Königliche" und nannte vor allem den Triumph in Berlin sowie das Weiterkommen in der Champions League gegen Inter Mailand. Er hätte noch viel mehr Tore schießen müssen, um den Fans angemessen danken zu können.
Mehr Zeit für das Familienleben
Es sei jedoch die richtige Entscheidung gewesen, den Klub nun zu wechseln. Raul wird Europa in jedem Fall verlassen, das bestätigte er. Mit seinem Berater werde er die beiden vorliegenden Angebote prüfen. Das Ziel werde jedoch in einer weniger spielstarken Liga liegen als der Bundesliga, auch eine Rückkehr nach Spanien komme nicht in Frage. Die "Marca" spekulierte am Donnerstag über einen Wechsel zu Al-Ahli nach Doha im Katar - und über einen Vierjahresvertrag. Das Selbstvertrauen, in einer starken Liga zu spielen, hätte er durchaus noch gehabt. Doch vor allem der Faktor Familie sei Raul wichtig gewesen. Mit dem Wechsel erhofft er sich, deutlich mehr Zeit mit seinen Angehörigen verbringen zu können. An ein Karriereende habe er aber nicht gedacht.
Tönnies: Raul brachte Glanz nach Schalke
Clemens Tönnies bedankte sich bei "Señor" Raul, lobte ihn als "sportliche Größe, der ein Stück weit Glanz nach Schalke gebracht" habe. Er habe sich stets aufgerieben, gekämpft - und brilliert. Seine Enttäuschung konnte der Aufsichtsratsvorsitzende jedoch nicht verhehlen. "Wenn du uns brauchst, sagen wir 'Herzlich Willkommen'", sagte Tönnies freilich auch, der in naher Zukunft mit Raul auf die Jagd gehen und sich damit einen Wunsch erfüllen will.
Hut ab! Ein richtiger Teamplayer.
S04-Coach Huub Stevens über Raul
Horst Heldt, der am Dienstag von der Entscheidung unterrichtet worden war und die Fans "so früh wie möglich informieren" wollte, sprach von "zwei perfekten Jahren für Schalke 04. Raul hat der Mannschaft ein Gesicht gegeben. Es ist sehr schade, dass er diese Entscheidung getroffen hat". Der Manager betonte, dass sich die Gespräche mit der Raul-Seite "nie um Geld oder Laufzeit" gedreht hätten. Nun gelte es, den Fokus auf die letzten drei Saisonspiele zu legen, um das Ziel Champions-League-Platz zu erreichen. Ein erfolgreicher Abschluss sei schließlich auch Rauls größter Wunsch. Beim letzten Spiel werde Raul verabschiedet, 2013 soll noch eine große Abschiedsparty mit einem Abschiedsspiel veranstaltet werden. Heldts Wunschgegner ist offenbar Real Madrid. Die Trikotnummer 7 werde in der Zukunft erst einmal nicht mehr vergeben. Die Mitglieder sollen zudem darüber entscheiden, ob Raul in die Schalker Ehrenkabine aufgenommen wird.
Pokaltriumph in Berlin
In seine Schalker Zeit fiel für Raul der erste Pokalsieg in seiner Laufbahn. Mit den "Knappen" hatte er in der vergangenen Saison im Berliner Olympiastadion über den MSV Duisburg mit 5:0 triumphiert. Zudem stand S04 mit Raul im Halbfinale der Champions League 2010/11. In der laufenden Runde drangen die Gelsenkirchener in der Europa League bis ins Viertelfinale vor. Der mit 71 Toren erfolgreichste Torjäger aller Zeiten in der europäischen Königsklasse strebt mit Schalke derzeit die Rückkehr in die Champions League an. Die Königsblauen sind momentan Dritter, knapp vor Borussia Mönchengladbach. In der Bundesliga erzielte Raul in 63 Spielen 27 Tore.
Die größten Erfolge seiner Laufbahn
Mit Real gewann Raul zwischen 1992 und 2010 drei Mal die Champions League (1998, 2000, 2002) und wurde sechs Mal spanischer Meister (1995, 1997, 2001, 2003, 2007, 2008). Dazu kamen zwei Weltpokalsiege (1998, 2002). In insgesamt 741 Pflichtspielen erzielte der Torjäger 323 Treffer - er ist damit bester Torschütze der Vereinsgeschichte Real Madrids. In 102 Länderspielen für Spanien markierte er 44 Tore, bestritt drei Welt- (1998, 2002, 2006) und zwei Europameisterschaften (2000, 2004), wurde jedoch bei den großen Triumphe der Selección 2008 und 2010 nicht mehr berücksichtigt. Fünf Mal wurde Raul Spaniens Fußballer des Jahres (1997, 1999, 2000, 2001, 2002), im vergangenen Jahr erzielte er mit einem sehenswerten Lupfer gegen Köln das Tor des Jahres.