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Rapid jubelt trapattonisch: "Was erlauben Strunz?"

Doppelpack gegen Altach

Rapid jubelt trapattonisch: "Was erlauben Strunz?"

Oliver Strunz traf für Rapid im Doppelpack.

Oliver Strunz traf für Rapid im Doppelpack. GEPA pictures

Altach-Trainer Miroslav Klose hatte Giovanni Trapattoni bei den Bayern um ein paar Jahre verpasst, sonst hätte er am Sonntag nach der 0:3-Niederlage im Allianz-Stadion vielleicht den Italiener zitiert: "Was erlauben Strunz?"

Bundesliga - 18. Spieltag

Nicht wegen des Selfies, das Oliver Strunz nach dem Schlusspfiff auf dem Spielfeld von sich gemacht hat. Es waren die ersten beiden Bundesliga-Tore des 22 Jahre jungen Rapidlers, der die Klose-Truppe auf der Verliererstraße nach Hause geschickt hat. "Ich hab' ein bissl Glück gehabt mit den zwei Toren", war der Matchwinner für große Worte "ein bissl müde nach dem harten Kampf".

Zum Glück nicht im Loch

Schon unter Dietmar Kühbauer galt der Erzgrüne, der seit seinem achten Lebensjahr den Rapid-Dress trägt, als Mittelstürmer-Hoffnung. Sein erstes Spiel von Beginn an machte er gegen Altach aufgrund des Überangebots im Angriffszentrum und der Ausfälle von Marco Grüll und Nicolas Kühn aber auf dem rechten Flügel.

In der ersten Hälfte hatte er die beste Chance auf Rapids Führung nach idealem Zuspiel von Guido Burgstaller alleine vor Keeper Jungdal noch ausgelassen. "Das war nicht gut, der Ball sollte schon reingehen", gestand die Nummer 18 der Hütteldorfer. "Aber zum Glück war ich nicht im Loch drin und hab's beim nächsten Mal besser gemacht." In der 52. Minute war er nach einer scharfen Hereingabe von Jonas Auer zur Stelle, in der 81. Minute ließ er in Robben-Manier seinen Gegenspieler aussteigen und schlenzte den Ball mit links ins Netz.

Geduldig gewartet

Verletzungen hatten Oliver Strunz nach seinem Debüt im November 2021 immer wieder zurückgeworfen. "Muskuläre Probleme, ich habe nie was dafür können", rechtfertigt sich der U-21-Nationalspieler, "aber ich habe nie aufgegeben." Nach einem Mittelfußbruch war er im Herbst selbst bei Rapid II in der 2. Liga nur zu vier Einsätzen gekommen, in denen mit zwei Toren aber schnell unterstrich, dass weiter mit ihm zu rechnen ist.

Die kicker-Elf des 18. Spieltags

"Es war ein Prozess, der über Jahre gedauert hat", hat er nie an sich gezweifelt. "Ob's jetzt in einer Woche, in einem Monat oder in einem Jahr passiert, ich habe immer gewusst, was ich kann. Und der Trainer auch. Der Trainer war am Sonntag naturgemäß "froh, dass Verein und Spieler auch die Geduld gehabt haben. Sein Talent haben ja auch meine Vorgänger schon erkannt, jetzt passen Körper und Geist zusammen."

Durchbruch am Flügel

Dennoch musste Zoran Barisic, der mit Guido Burgstaller (am Sonntag Torschütze des 3:0), Ferdy Druijf und Bernhard Zimmermann schon mehr als genug Auswahl im Angriffszentrum hat, erst einmal einen Platz für Strunz finden. Also probierte er ihn in der Vorbereitung auf dem rechten Flügel. "Ich weiß natürlich, dass das nicht seine Einser-Position ist, aber aufgrund seiner technischen Fähigkeiten, seiner Schnelligkeit und seinem robusten Körper habe ich ihm das zugetraut", erklärte der Rapid-Trainer seine "Erfindung". "Dazu ist er einer, der mit seinen Mitspielern gut kombinieren kann und wenn er in die Box zieht, ist auch sehr abschlussstark. Deshalb wundert es mich immer noch, dass er die erste Chance nicht gemacht hat."

Strunz selbst ist die Position vorerst nicht so wichtig. "Im Spiel rochiert man sowieso, da ist man einmal Zehner, einmal Neuner. Hauptsache ich kann offensiv Akzente setzen." Damit ist er für Barisic auch "als Zehner oder Neuneinhalber eine Alternative."

Seit seinem Doppelpack gegen Altach dient Oliver Strunz auch als weiteres Vorbild für die Talente der Rapid II. "Er ist eine Bestätigung für den Rapid-Weg", zeigt Barisic auf. "Genau das, was den Jungen als Beispiel dienen soll. Sie sehen, dass sie ihre Chancen bekommen, wenn sie dort gut spielen." Und auch Zoki Barisic hat - um noch einmal Trapattoni zu bemühen - mit seiner Strunz-Entscheidung bewiesen: Eine Trainer iste nicht eine Idiot.

Horst Hötsch