DHB-Pokal Männer

Wahnsinn in Köln: Löwen nach Sieg im Siebenmeterwerfen DHB-Pokalsieger

Magdeburg im Endspiel unterlegen

Wahnsinn in Köln: Löwen nach Sieg im Siebenmeterwerfen DHB-Pokalsieger

Überragend im Finale: David Späth präsentiert den DHB-Pokal.

Überragend im Finale: David Späth präsentiert den DHB-Pokal. Getty Images

Ein wahnwitziges Tempo, herrliche Tore und spektakuläre Paraden - die Anfangsphase des Pokalfinals verlief wie die gesamte Partie. Am Ende waren es die Löwen, die das bessere Ende für sich hatten und den zweiten Pokalsieg nach 2018 holten.

Heraus stachen zunächst die beiden Torhüter: Sowohl Joel Birlehm (acht Paraden in der ersten Hälfte) als auch sein Magdeburger Pendant Nikola Portner bekamen so manches Körperteil an den Ball, wobei letzterer mit zunehmenden Spieldauer ein wenig nachlassen sollte. Generell entstand auf der Platte ein Duell auf Augenhöhe. 9:9 stand es nach intensiven 19 Minuten, SCM-Coach Bennet Wiegert nahm die erste Auszeit. Durchatmen.

Vor 19.750 Zuschauern in Köln ging es allerdings nahtlos im Vollgasmodus weiter. Auch weil Juri Knorr bei seinen ersten fünf Wurfversuchen jeweils erfolgreich war, gingen die Löwen mit 11:9 in Front (22.) und bauten den Vorsprung auf 14:11 aus (27.). Kurz vor der Pause zeigte Kohlbacher mit zwei Treffern vom Kreis seine Klasse, das konnte auch der mittlerweile eingewechselte Keeper Mike Jensen nicht verhindern. Mit einem verdienten 16:13 für die defensiv gefälligeren Kurpfälzer ging es in die Kabinen. Löwen-Sportkoordinator Oliver Roggisch hob in der Pause bei "Sky" die Abwehr und Birlehm heraus. "Die Chancen stehen ganz gut", resümierte der Weltmeister von 2007.  

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    Zwar erwischte Magdeburg um Goalgetter Gisli Kristjansson den besseren Start in die zweite Hälfte, doch dem Team von Trainer Sebastian Hinze gelang es zunächst, einen knappen Vorsprung zu verteidigen. Mit seinem fünften Treffer stellte Gensheimer vom Siebenmeterstrich auf 21:19 (42.), während sich der SCM an der aggressiven Löwen-Abwehr permanent abrackerte. 

    Doch die Löwen verpassten ihrerseits die Chance ein ums andere Mal, sich wieder auf drei Tore abzusetzen. Da Birlehm gegen das immer stärker werdende Magdeburg nicht mehr so überzeugend agierte, kam Mikael Appelgren in der 49. Minute ins Spiel und verhinderte kurz darauf beim Stand von 23:22 den Ausgleich.

    Späth hält die Löwen am Leben

    Er fiel trotzdem, in der 52. Minute hieß es dank Kristjansson 24:24 - erstmals seit der 19. Minute war der SCM wieder auf Augenhöhe und ging durch Michael Damgaard sogar kurzzeitig in Front. Fünf Minuten vor Abpfiff nahm Wiegert beim Stand von 25:25 das nächste Timeout, kurz darauf auch Hinze. Die heiße Schlussphase in diesem Handballkrimi, sie konnte beginnen.

    Jubel mit dem DHB Pokal, v.l. Torwart Joel BIRLEHM (RNL), Torwart Mikael APPELGREN (RNL), Torwart Da

    Späth überglücklich: "Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll"

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    Ein turbulentes Hin und Her mit Zeitstrafen für Kristjansson und Kohlbacher endete schließlich in einem Showdown: Bei 27:27 hatte Smits Sekunden vor Abpfiff aus sieben Metern die Riesenchance auf den Sieg, doch der dritte Keeper David Späth brachte seine Farben in die Verlängerung.

    Jensen entnervt Gensheimer

    Stand in der Schlussphase im Rampenlicht: Uwe Gensheimer.

    Stand in der Schlussphase im Rampenlicht: Uwe Gensheimer. IMAGO/Eibner

    Der Löwen-Keeper blieb gleich auf der Platte - und ließ in den ersten fünf Minuten keinen einzigen Treffer zu! Während Magdeburg den 20-Jährigen unter anderem auch bei einem weiteren Siebenmeter nicht überwinden konnte, zeigten sich die Löwen vorne kaltschnäuzig und gingen mit 30:27 in die kurze Pause. Nach einem Griff ins Gesicht von Knorr bekam Lucas Meister kurz nach Wiederanpfiff auch noch eine Zeitstrafe aufgebrummt, damit waren die Weichen auf Sieg für die Löwen scheinbar gestellt.

    Von wegen. Gensheimer ließ gleich vier Chancen auf den Matchball gegen Keeper Jensen liegen, unter anderem verwarf er zwei Siebenmeter. Mit Ablauf der Spielzeit verwandelte Smits zum 31:31 - das Siebenmeterwerfen musste entscheiden.

    Nur Birlehm pariert - Lagergren behält die Nerven

    Nachdem die ersten sieben Spieler (auch Gensheimer) getroffen hatten, parierte Birlehm gegen Kristjansson, Lagergren behielt als fünfter Schütze die Nerven - dann war der Wahnsinn endgültig vorbei. Pokalsieger 2023: die Rhein-Neckar Löwen!

    "Ich bin so froh, weil wir in den letzten Wochen so viel Scheiße gefressen haben", sagte Birlehm danach mit Tränen in den Augen: "Es ist ein so unglaubliches Gefühl." Hinze sprach von einem "unfassbar geilen Handballspiel. Wir sind Pokalsieger, es ist unglaublich."

    Gensheimer bejubelte unterdessen eine ganz persönliche Pleitenserie. Bei seiner zehnten Teilnahme beim Finalturnier war er erstmals erfolgreich. "Ich bin einfach nur zusammengesackt. Ich habe eine paar Dinger liegen gelassen. Wir wollten es hier genießen - und jetzt ist es meine persönliche Premiere."

    Rhein-Neckar Löwen - SC Magdeburg 36:34 n.S. (16:13,27:27,31:31)

    Tore Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 8/4, Knorr 6, Kohlbacher 5, Kirkelökke 4, L. Nilsson 4, Forsell Schefvert 2, Gislason 1, Lagergren 1
    SC Magdeburg: Smits 9/4, M. Damgaard 5, G. T. Kristjansson 5, Meister 5, D. Pettersson 2, Ph. Weber 2, Bergendahl 1, Hornke 1, Musche 1
    Schiedsrichter: Suresh Thiyagarajah (Gummersbach)/Ramesh Thiyagarajah (Gummersbach)
    Zuschauer: 19750 (ausverkauft)
    Strafminuten: 6 / 10
    Disqualifikation: Kohlbacher (63./3. Zeitstrafe) / -

    Christoph Laskowski

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