Europameisterschaft

Trotz überragender Bundesliga-Talente: Färöer verpassen EM-Sensation

Knappe Niederlage im letzten EM-Spiel gegen Polen

Trotz überragender Bundesliga-Talente: Färöer verpassen EM-Sensation

Dank an die eindrucksvollen Fans: Färöer-Spielmacher Elias Ellefsen a Skipagötu.

Dank an die eindrucksvollen Fans: Färöer-Spielmacher Elias Ellefsen a Skipagötu. Sascha Klahn

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Es hätte ein Spiel "um die Ehre" werden können - mal abgesehen vom berechtigen Kampf um Platz drei in der Vorrunde. Aber die Färöer (1:3 Punkte) erhielten sich durch ihr sensationelles 26:26 gegen Norwegen eine kleine Chance aufs Weiterkommen. Dafür musste Polen (0:4 Punkte) geschlagen werden. Der deutsche Nachbar war bereits ausgeschieden, wollte seinen Fans zum EM-Abschied aber einen Sieg schenken.

Im Gegensatz zu den Norwegern verstand es Polen vom Start weg, seine großen Rückraumspieler in Position zu bringen, um die kleingewachsenen Färöer-Profis zu überspringen. Speziell Rückraum-Ass Szymon Sicko nutzte seine physische Überlegenheit mit fünf Toren im ersten Abschnitt.

Wieder dreht Kiels kommender Superstar auf

Die Färöer hatten aber noch ihren 21-jährigen Volkshelden Elias Ellefsen a Skipagötu vom THW Kiel, der auch im dritten EM-Vorrundenspiel Dreh- und Angelpunkt beim Außenseiter war. Insgesamt sechs Treffer erzielte er alleine vor der Pause - fünf davon in Folge. Mal mit einem 122-km/h-Hammer aus dem Rückraum, mal per Durchbruch nach feiner Finte.

"Sie haben die Leute gar nicht mehr aus der Halle gekriegt"

alle Videos in der Übersicht

Ihre Rolle im ersten Abschnitt spielen wollten die nordmazedonischen Unparteiischen, die für diese EM bis dato ungewöhnlich viele Zeitstrafen aussprachen. Alleine in den ersten 30 Minuten waren es acht.

Die Partie blieb eng, das Sieben-gegen-sechs der Färöer konterten die Polen immer wieder aus dem Rückraum. Dennoch war beim 11:9 Färöers erster Zwei-Tore-Vorsprung hergestellt - durch Füchse-Linkshänder Hakun West av Teigum per Siebenmeter (19.).

Zwei Unterzahlsituationen binnen kurzer Zeit holten Polen zurück, zur Pause stand es aus Sicht der Färöer "nur" unentschieden. Seinen Anteil daran hatte sicherlich Polens Keeper Jakub Skrzyniarz, der sein Team mit acht Paraden (fast 40 Prozent Fangquote) im Spiel hielt.

West av Teigum trifft Siebenmeter nach Siebenmeter

Nach dem Seitenwechsel führte sich das enge Spiel vor der Pause fort. Sicko blieb ein Faktor, auch so setzten die Polen immer wieder klug ihre Physis ein, um zum Torerfolg zu kommen. Mit der Unterstützung von Schlussmann Skrzyniarz stand in Minute 43 der erste Zwei-Tore-Vorsprung, auch weil die Färöer so gar nicht in ihren Abwehr-Rhythmus fanden (20:22). 

Die Färöer bewiesen aber ihr aus Berlin gewohnt großes Kämpferherz, mit einem genialen Tor hinter dem Rücken glich Ellefsen a Skipagötu (neun Tore) - später zum "Player of the Match" gewählt - beim 23:23 wieder aus. Ein Riesenfaktor in dieser Phase war auch Berlins West av Teigum, der Siebenmeter um Siebenmeter verwandelte (acht bei acht Versuchen, insgesamt zehn Tore). Der Deckungsverband und fehlende Unterstützung aus dem Tor waren diesmal aber das große Problem, nach 53 Minuten drohten die Felle beim nächsten Zwei-Tore-Rückstand davonzuschwimmen.

Und tatsächlich kippte die Partie nun vor 13.321 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Mercedes-Benz Arena auf die Seite Polens. 32:28 stand nach 60 Minuten auf der Anzeigetafel. Der Traum Färöers war ausgeträumt.

Polen - Färöer 32:28 (15:15)

Polen: Kornecki, Skrzyniarz (10 Paraden) - Sicko 10/1, Syprzak 9/3, Jedraszczyk 6, Daszek 3, Czaplinski 1, M. Gebala 1, Pietrasik 1, Szyszko 1, Bis, Kosmala, Olejniczak, Paterek, Przytula, Urbaniak

Färöer: Jacobsen (3 Paraden), Satchwell (3 Paraden) - West av Teigum 10/8, E. Ellefsen a Skipagötu 9, Berg Hansen 2, Mittun 2, Poulsen 2, Horn Rasmussen 1, Hoydal Hildarson 1, Mortensen 1, Gunnarsson Djurhuus, Johansen, Krogh, Mikkelsen, Mikkjalsson, Nordberg

Schiedsrichter: Andreu Marin Lorente / Ignacio Garcia Serradilla (Spanien)
Zuschauer: 13.321
Strafminuten: 14 / 10
Disqualifikation: - / -

"Jetzt schon eine der besten Geschichten der Heim-EM"

alle Videos in der Übersicht