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NFL: 49ers im Quarterback-Pech, Eagles im Super Bowl

NFL, Conference Championship in der NFC 2023

49ers im Quarterback-Pech: Philadelphia Eagles spazieren in den Super Bowl

Führte die Philadelphia Eagles souverän in den Super Bowl: Quarterback Jalen Hurts.

Führte die Philadelphia Eagles souverän in den Super Bowl: Quarterback Jalen Hurts. Getty Images

Im Duell der beiden wohl komplettesten Teams der NFL dauerte es nicht lange, bis es spektakulär und diskussionswürdig wurde. Direkt im ersten Drive der Partie spielten die Eagles - gewohnt risikofreudig - einen vierten Versuch aus, den langen Pass von Quarterback Jalen Hurts fing Wide Receiver Devonta Smith sensationell mit einer Hand. Was erst später klar wurde: So schön der Catch war - er war nicht regulär. Der Ball hatte beim Fallen den Boden berührt, San Francisco griff allerdings nicht zu einer Challenge. Miles Sanders war es egal, Philadelphias Running Back stellte mit dem übernächsten Spielzug aus sechs Yards auf 7:0 für die Eagles.

Die erste Challenge folgte nur kurz darauf - allerdings zu Ungunsten der 49ers: Philadelphias Pass Rusher Haason Reddick traf San Franciscos Quarterback Brock Purdy beim Wurf, zunächst entschieden die Referees auf Incomplete Pass. Nachdem Eagles-Coach Nick Sirianni die rote Flagge geworfen hatte und der Spielzug am Monitor überprüft worden war, änderte das Gespann auf Fumble.

Purdy verletzt: 49ers mit dem vierten Quarterback

Doch es wurde noch bitterer für die Gäste: Purdy, San Franciscos dritter Quarterback in dieser Saison, hatte sich in dieser Szene am Ellenbogen verletzt. Nachdem Starter Trey Lance und dessen Backup Jimmy Garoppolo bereits im Verlauf der Saison verletzungsbedingt ausgeschieden waren, war Rookie Purdy ohnehin schon der Ersatzmann des Ersatzmanns. So musste Journeyman Josh Johnson, den die 49ers erst im Dezember notgedrungen als Quarterback Nummer vier verpflichtet hatten, ins Spiel.

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Wenig überraschend hatte der 36 Jahre alte Routinier, der in seiner Karriere bereits bei 13 (!) verschiedenen NFL-Teams unter Vertrag gestanden und Teile seiner Karriere in semi-professionellen Football-Ligen verbracht hatte, große Probleme, sich gegen die starke Eagles-Front zurechtzufinden. Die Hoffnung der 49ers lag damit auf der Defense, die sich im Saisonverlauf als beste der gesamten NFL herauskristallisiert hatte.

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Und tatsächlich schaffte San Fran in dieser Phase, was kaum einem Team zuvor gelungen war: Sie dämmten das Run Game der Eagles ein, lieferten der überragenden O-Line einen mindestens ebenbürtigen Fight und hielten Star-Receiver A.J. Brown weitgehend in Schach. So blieben die Niners im Spiel - und in der Offensive legten sie ihr Schicksal in die Hände des vielleicht besten Running Backs der NFL: Christian McCaffrey. "CMC" half Johnson mit zwei Catches und sorgte dann mit einem bärenstarken 23-Yard-Touchdown-Lauf tatsächlich für den 7:7-Ausgleich.

Es sollte allerdings nur ein kurzes Strohfeuer an Hoffnung bleiben. Philly nämlich schlug umgehend zurück, nachdem sich die 49ers-Defense mehrere Strafen erlaubt hatte und Running Back Sanders aus 13 Yards sein zweiter Touchdown-Lauf des Tages gelungen war. Kurz darauf konnte Johnson beim Snap den Ball nicht sichern und verursachte das nächste Fumble. Für die hervorragende Feldposition bedankte sich Boston Scott, der Running Back stellte aus zehn Yards den 21:7-Halbzeitstand für die Eagles her.

Quarterback-Pech hält an: Auch Johnson muss raus

Josh Johnson

Auch dem vierten 49ers-Quarterback in dieser Saison, Josh Johnson, war das Glück nicht hold. IMAGO/USA TODAY Network

Doch nun sollte es erst so richtig skurril werden: Im ersten Drive des dritten Viertels verletzte sich tatsächlich auch noch Quarterback Johnson bei einer fast identischen Situation wie zuvor Purdy, der daraufhin doch wieder ins Spiel zurückkehrte - aber deutlich angeschlagen allenfalls kurze Pässe warf. Als sein Gegenüber Hurts mit einem Sneak auf 28:7 stellte, war die Entscheidung gefallen.

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San Francisco musste trotz des hohen Rückstands weiter auf das Running Game setzen, da Purdy mit seinem lädierten Ellenbogen am Wurfarm kaum zu "normalen" Pässen imstande war - eine vergleichsweise leichte Aufgabe für die weiterhin souveräne Eagles-Defense. Auch ein Trick-Play-Experiment, bei dem McCaffrey den Quarterback gab, blieb erfolglos. Auf der anderen Seite stellte Philadelphia mit einem Field Goal den 31:7-Endstand her.

Bei den Kalifornieren, mit zwölf Siegen in Folge und extrem breiter Brust angereist, setzte zusätzlich noch Frustration ein: O-Liner Trent Williams zettelte eine handfeste Rudelbildung an, wurde für eine Attacke auf einen Gegenspoeler ebenso wie Eagles-Spieler K'Von Wallace für einen Faustschlag auf einen gegnerischen Helm des Feldes verwiesen - ein unrühmliches Ende für ein ungewöhnliches Championship Game.

Die Eagles stehen damit zum insgesamt vierten Mal im Super Bowl und können beim Endspiel in zwei Wochen ihre erst zweite Trophäe nach 2017/18 (41:33-Spektakel gegen die New England Patriots) gewinnen. Den Gegner für das Endspiel in Glendale, Arizona ermitteln die Kansas City Chiefs und die Cincinnati Bengals in der Nacht auf Montag. Die 49ers müssen hingegen wie im Vorjahr - damals gegen den späteren Sieger Los Angeles Rams - einen Schritt vor dem Super Bowl die Segel streichen.

mib

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