Junioren

Neue Bruchweg-Boys imponieren mit alten Tugenden

Babatz, Gleiber, Schulz und Co. zwingen Barcelona in die Knie

Neue Bruchweg-Boys imponieren mit alten Tugenden

Feierten den Erfolg mit den Fans: Die Mainzer Youngster um Elfmeterheld Louis Babatz (grünes Trikot).

Feierten den Erfolg mit den Fans: Die Mainzer Youngster um Elfmeterheld Louis Babatz (grünes Trikot). IMAGO/Beautiful Sports

Europapokal-Gesänge am Mainzer Bruchweg, 7143 Fans im ausverkauften ehemaligen Bundesliga-Stadion feierten die neue Generation der Bruchweg-Boys. Mit 8:7 nach Elfmeterschießen (2:2, 1:1) bezwang das Youth-League-Team der 05er den haushohen Favoriten FC Barcelona, zog damit ins Achtelfinale ein und brachte die Kultstätte des Mainzer Fußballs zum Beben. Am frenetischsten gefeierter Held des Abends: Torhüter Louis Babatz, der im Elfmeterschießen zweimal parierte. "Deutsche Torwartschule" schmunzelte der 18-Jährige, der als Reservist im vergangenen Dezember bereits den U-17-WM-Titel bejubeln durfte.

Diesmal fand er sich selbst in der Hauptrolle wieder. Einen Zettel von Torwarttrainer Toma Trocha hatte Babatz zur Vorbereitung an die Hand bekommen. "Aber da stand nichts Entscheidendes drauf", verriet der Teenager lachend. "Nur, dass ich ein bisschen verrückt sein und mein Ding machen soll." Gesagt, getan. "Louis hat es verdient, der Matchwinner zu sein", schwärmte Kapitän Daniel Gleiber, der wiederum um ein Haar zum tragischen Helden geworden wäre. Nach seinen zuvor herausragenden 90 Minuten hatte Gleiber beim Stand von 4:3 bereits den entscheidenden Elfmeter auf dem Fuß, scheiterte aber am Barca-Keeper.

Barca-Talente um Darvich werden für ihr Laissez-faire bestraft

Im Spiel hatten sich die 05er von Beginn an ebenbürtig gezeigt, gingen nach starker Strafraum-Aktion durch Gleiber in Führung. Barcas Ex-Freiburger Noah Darvich nutzte eine Unachtsamkeit der Mainzer Abwehr per Kopf zum Ausgleich, kurz nach der Pause schockte Dani Rodriguez die Gastgeber mit einem Sololauf über drei Viertel des Feldes zum 1:2. Damit schien den Mainzer Youngsters zunächst der Stecker gezogen - doch Barcelona beschränkte sich plötzlich allzu lässig aufs Verwalten des knappen Vorsprungs.

"Wir haben nach dem Rückstand ein bisschen gebraucht", bestätigte Gleiber, "dass Barcelona nicht aufs 3:1 gespielt hat, haben sie nicht so gut gemacht. Sonst wäre es sehr schwierig geworden für uns." So aber sind die Mainzer "griffig geblieben, hatten gute Balleroberungen", wie Trainer Benni Hoffmann treffend analysierte. Und bestraften die Spanier letztlich für deren Laissez-faire. Dauerläufer Philipp Schulz besorgte den Ausgleich nach Vorarbeit von Marcel Kalemba und Gleiber. Vorausgegangen war ein missglückter Befreiungsschlag von Darvich, unmittelbar nach dieser Aktion wurde der deutsche U-17-WM-Kapitän prompt ausgewechselt.

In der schweren Zeit der Profis können wir ein kleiner Lichtblick sein.

Daniel Gleiber

Mit einem spektakulären Distanzschuss, der ans Aluminium klatschte, hätte Gleiber in der 88. Minute beinahe schon die Entscheidung besorgt, die dann im Elfmeterschießen folgte. "Am Ende war es eine Willensleistung, wir haben es eher erzwungen, als es spielerisch zu lösen", betonte Hoffmann. Beim Trainer klang da ein selbstkritischer Unterton mit, doch wie die Mainzer einen spielerisch und individuell potenziell überlegenen Widersacher in die Knie zwangen, war das eigentlich Imponierende an diesem Dienstagabend. "Die 05-Tugenden sind immer die Basis", erklärt Babatz, "das sagt uns auch der Trainer immer wieder."

Die Fans goutierten den denkwürdigen Auftritt ohnehin. "Auf der Tribüne in die strahlenden Gesichter zu sehen, ist einfach Wahnsinn", freute sich Gleiber, "gerade wo die Profis so eine schwere Zeit durchmachen, können wir wenigstens ein kleiner Lichtblick sein."  Für A-Jugend-Meistercoach Hoffmann, der im Punktspielbetrieb die U 23 von Bundesligatrainer Jan Siewert übernommen hat, geht die internationale Reise mit seinen Jungs nun weiter. Auf die Frage nach dem Wunschgegner fürs Achtelfinale am 27./28. Februar muss Gleiber nach dem Coup gegen Barca nicht allzu lange überlegen: "Real Madrid."

Thiemo Müller

Alle Gewinner der Fritz-Walter-Medaille seit 2005