Champions League

Nagelsmanns überraschendes Sonderlob für einen fast Vergessenen

Warum Pilsen für den Bayern-Trainer ein "Gradmesser" war

Nagelsmanns überraschendes Sonderlob für einen fast Vergessenen

Hat die "sicherlich schwierigste Gruppe" mit seiner Mannschaft gemeistert: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.

Hat die "sicherlich schwierigste Gruppe" mit seiner Mannschaft gemeistert: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. IMAGO/MIS

"Wenn die Ergebnisse in der Bundesliga nicht stimmen", sei es manchmal nicht so leicht darüber zu sprechen, also nutzte Julian Nagelsmann den Rahmen des souveränen 4:2-Siegs bei Viktoria Pilsen am Mittwochabend, um etwas loszuwerden.

"Die Jungs arbeiten in den letzten Wochen extrem konzentriert an den offensiven Abläufen, an der Positionierung, an der Positionstreue. Sie sind da extrem wissbegierig und wollen die Dinge perfekt umsetzen ", sagte der Trainer des FC Bayern. Das Ergebnis sei eine "nach wie vor einfach außergewöhnliche Chancenstatistik".

In Pilsen nutzten Leon Goretzka & Co. die ersten Möglichkeiten gleich, und so ging es "etwas leichter von der Hand als in anderen Spielen", so Nagelsmann, der die Leistung seiner personell gebeutelten Mannschaft sogar "noch mal besser" als beim 5:0 acht Tage zuvor in München fand.

Nur Napoli toppt die Bayern - Nagelsmann freut die "nötige Ruhe"

Nicht trotz, sondern gerade wegen der qualitativen Unterschiede zwischen dem tschechischen und dem deutschen Meister wertete Nagelsmann den Auftritt am Mittwoch als "guten Gradmesser"; nämlich dafür, dass die "klassischen Charakterleistungen" gestimmt hätten: "Simpel ausgedrückt: Du musst gewinnen, und dann hängt viel davon ab, mit welcher Einstellung du ins Spiel gehst."

Mit zwölf Punkten aus vier Spielen verdienten sich die Bayern, deren 13 Vorrundentore nur die SSC Neapel (17) toppt, den frühzeitigen Achtelfinaleinzug, und das in der "sicherlich schwersten Gruppe der Champions League dieses Jahr", wie Nagelsmann explizit und mit einigem Recht erwähnte. "Das war das Ziel, das haben wir erreicht. Deswegen sind wir für heute sehr zufrieden."

Schon am Donnerstag aber rückt das Bundesliga-Topspiel gegen den SC Freiburg (Sonntag, 19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in den Fokus, wofür, so Nagelsmann, der Auftritt in Pilsen "die nötige Ruhe" bringe. Dass der Fokus darauf womöglich schon in der zweiten Hälfte lag, die seine Elf mit 0:2 verlor, nahm er gelassen hin - und rückte lieber die Hausherren in den Mittelpunkt.

Nagelsmann schwärmt vom Ex-Stuttgarter Kliment

"Kompliment an Pilsen, sie haben in der zweiten Halbzeit viel, viel besser gespielt", sagte Nagelsmann und verteilte ein überraschendes Sonderlob: Während er bei seinem Team niemanden hervorhob, geriet er bei Pilsens Joker Jan Kliment regelrecht ins Schwärmen. Gerade der Angreifer habe nach seiner Einwechslung "vorne ein super Spiel gemacht, körperlich sehr, sehr gut. Er hat in der zweiten Halbzeit den Unterschied gemacht, war sehr aktiv und hat unsere Kette sehr beschäftigt."

Der heute 29-Jährige war 2015 als amtierender U-21-EM-Torschützenkönig zum VfB Stuttgart gewechselt, nach dem Abstieg ein Jahr später an Bröndby IF verliehen worden und nach einer schweren Knieverletzung nie mehr richtig beim VfB angekommen. "Er hat mir schon damals in der Bundesliga grundsätzlich gefallen", so Nagelsmann.

Erst im Sommer war Kliment ablösefrei von Wisla Krakau nach Pilsen gewechselt. Gegen die Bayern absolvierte er das erste Champions-League-Spiel seiner Karriere - und traf gleich gegen einen der Topfavoriten. "Die Mannschaft lebt auch", sagte Nagelsmann anerkennend über den Gegner, der "mit 0:4 eigentlich am Boden lag, aber trotzdem in der zweiten Halbzeit Vollgas gegeben hat, um den Fans noch etwas zu bieten".

Dass seine Spieler die Leidtragenden waren, konnte er an diesem Abend mühelos verschmerzen.

jpe

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