Int. Fußball

Rassismus-Vorwurf: Acerbi spielt vorerst nicht für Italien

Verteidiger bestreitet vehement - Auch Spalletti spricht

Nach Rassismus-Vorwurf: Inters Acerbi spielt vorerst nicht für Italien

Neapels Juan Jesus (li.) beschwert sich bei Schiedsrichter Federico La Penna, da Inters Francesco Acerbi (re.) ihn rassistisch beleidigt haben soll.

Neapels Juan Jesus (li.) beschwert sich bei Schiedsrichter Federico La Penna, da Inters Francesco Acerbi (re.) ihn rassistisch beleidigt haben soll. IMAGO/LaPresse

Inters Abwehrrecke Francesco Acerbi wird für die anstehenden beiden Testspiele der italienischen Nationalmannschaft nicht zum Kader von Coach Luciano Spalletti gehören. Grund dafür: Der 34-malige Nationalspieler soll im Topspiel der Serie A gegen Neapel (1:1) Juan Jesus - selbst ehemaliger Profi der Nerazzurri (2012 bis 2016) rassistisch beleidigt haben.

Der Brasilianer habe sich demzufolge während der Partie bei Schiedsrichter Federico La Penna beschwert. Nach Schlusspfiff hatte Juan Jesus den Vorfall aber wieder heruntergespielt. "Was auf dem Feld passiert, bleibt auf dem Feld", sagte der 32-jährige Verteidiger bei DAZN : "Acerbi hat sich entschuldigt, er ist mit seinen Worten ein bisschen zu weit gegangen. Er ist ein guter Kerl."

Acerbi selbst hatte laut des italienischen Verbands die im Raum stehenden Vorwürfe sofort abgestritten - und sich inzwischen selbst zu Wort gemeldet. Am Montag auf dem Mailänder Trainingsgelände, wo sich einige italienische Journalisten um ihn versammelt hatten, verteidigte sich der langjährige Serie-A-Spieler (unter anderem Chievo Verona, Milan, CFC Genua, Lazio und seit 2022 Inter) und sagte: "Hey Leute, ich habe nichts Rassistisches gesagt, das ist mal klar. Ich kann wirklich mit Sicherheit sagen, dass nichts Rassistisches meinen Mund verlassen hat."

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Doch warum kam von Juan Jesus dann der Hinweis nach Spielende, dass sich Acerbi bei ihm entschuldigt habe? Acerbis Antwort darauf - versehen mit einem Aufruf gegen Fremdenhass: "Ich denke, dass er mich falsch verstanden hat. Warum sollte ich mich entschuldigen? Alles, was ich weiß, ist, dass ich keine rassistischen Phrasen gesagt habe. Ich spiele seit über 20 Jahren Fußball und weiß, was ich von mir gebe. Viele Dinge laufen auf dem Feld ab, das ist normal. Und ich hoffe, dass der Kampf gegen den Rassismus in jedem Teil der Welt weitergeht."

Spalletti entschuldigt sich bei Acerbi - Jesus' Handy "ist aus"

Damit sich die aktuell angespannte Lage - Acerbi könnte im Falle einer Verurteilung des Sportgerichts zehn Spiele gesperrt werden - aber beruhigen könne, habe man den Oldie dennoch aus dem Kader für die anstehende USA-Reise der Squadra Azzurra gestrichen.

Italiens Nationaltrainer Spalletti, der am Montag auf einer Pressekonferenz reihenweise zur Rassismus-Causa befragt worden war, erklärte: "Wir haben das zusammen entschieden. Und ich wäre lieber nicht in dieser Position. Doch wir tragen die große Verantwortung eines Sports, der für unser Land sehr wichtig ist. Und vor dem Hintergrund, was vorgefallen ist, mussten wir handeln - auch wenn die Sachlage nicht vollends geklärt ist."

Wir müssen immer aufpassen, was wir sagen und tun. Besonders, wenn wir Teil der Squadra sind.

Luciano Spalletti

Der erfahrene "und für uns sehr wichtige Spieler" habe ihm versichert, dass kein rassistischer Vorfall passiert sei. "Doch wir müssen immer - egal bei was - vorsichtig sein, was unser Verhalten betrifft. Aufpassen, was wir sagen und tun. Besonders, wenn wir Teil der Squadra sind. Die zwei Stunden auf dem Platz sind wichtig, genauso aber auch die 22 anderen Stunden eines jeden Tages, wenn wir die Nationalmannschaft repräsentieren." Der Napoli-Meistermacher 2023/24 habe außerdem versucht, seinen ehemaligen Schützling Juan Jesus zu erreichen und ihn eventuell zur Geschichte zu befragen. Doch, so Spalletti: "Sein Handy ist aus."

Mancini nachnominiert

Auch bei Inter Mailand wolle man sich zur Aufklärung der Angelegenheit baldmöglichst mit dem Spieler treffen, ließ der Verein verlauten. Gegner Napoli veröffentlichte nach dem Vorfall ein Statement gegen Rassismus auf der Plattform X: "Von Neapel in die Welt schreit es laut: Nein zum Rassismus", hieß es in dem Post. Ein Video zeigt, wie sich die Spieler in ihrer jeweiligen Sprache gegen Rassismus aussprechen.

Als Acerbis Ersatz für die anstehende Reise mit der Nationalmannschaft wurde Gianluca Mancini von der AS Rom nachnominiert, der bislang elf Länderspiele bestritt. Womöglich kommen am Donnerstag gegen Venezuela (22 Uhr, LIVE! bei kicker) und am Sonntag gegen Ecuador (21 Uhr) weitere hinzu.

kon, dpa, mag

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