1860-Coach Kosta Runjaic nahm vier Tage nach dem überzeugenden 2:1-Sieg in Nürnberg keine personelle Änderung an seiner Mannschaft vor. Das Sturmduo bildeten somit erneut Olic und Mölders, unterstützt von Matmour und Claasen auf den Außenpositionen im Mittelfeld. Union-Trainer Jens Keller wechselte nach dem 4:0 gegen Karlsruhe einmal: Redondo begann im Dreiersturm anstelle von Nikci.
Taktisches Mittel: Lang und weit auf Redondo
Kellers Maßnahme, den extrem schnellen Redondo links offensiv zu bringen, trug sofort Früchte. Der lange Diagonalball in den Rücken der Außenverteidiger erwies sich bereits in der 5. Minute als geeignetes taktisches Mittel: Perdedaj schien die Situation gegen den schnellen Berliner erst bereinigt zu haben, ehe Redondo noch einmal an den Ball kam und den Turbo zündete. Zimmermann wehrte den hoppelnden Ball auf schwer zu bespielbarem Geläuf zur Seite ab, wo Skrzybski den Braten roch und den Abstauber verwertete. Die frühe Führung spielte den Köpenickern in die Karten, konnten sie so doch weiter auf ihre schnellen Angriffe setzen.
In der Folge entwickelte sich ein extrem kampfbetontes Spiel, was sicher auch zum Teil dem miserablen Geläuf zuzuschreiben war. Der durch das Champions-League-Spiel des FC Bayern am Dienstag ohnehin schon beanspruchte Rasen wies an vielen Stellen Löcher auf, der Münchener Regen machte den Platz noch schwieriger zu bespielen.
1860 suchte den Weg zurück ins Spiel - und wurde bei Unions Quaner fündig. Der Angreifer wehrte den Ball nach einem Freistoß von Adlung regelwidrig mit der Hand ab, Schiedsrichter Florian Heft zeigte folgerichtig auf den Elfmeterpunkt. Liendl verwandelt unten links, die Löwen waren wieder im Spiel (25.). Der Ausgleich sorgte für wachsendes Selbstvertrauen bei der Runjaic-Elf, die Partie war in der Folgezeit ausgeglichen - auch weil die Münchener Defensive die schnellen Angriffe der Gäste eine Zeit lang verhindern konnte.
Bis zur 37. Minute: Union konterte, und Redondo traf mit seinem Heber den Querbalken. Der linke Außenstürmer hatte nun Blut geleckt und blieb wachsam: Als Degenek einen schwachen Rückpass in Richtung Torwart Zimmermann spielte, spritzte Redondo dazwischen und spitzelte das Leder mit dem ersten Kontakt am Schlussmann vorbei ins Netz (40.). 2:1 - dann war Pause.
2. Liga, 5. Spieltag
Sturmlauf der Löwen
Der zweite Durchgang begann rasant: Acht Minuten waren gespielt, als Schiedsrichter Heft ein Foul von Schönheim an Mölders sah und den Berliner mit Gelb-Rot vom Platz stellte (53.). Union taumelte nun: Wittek durfte unbedrängt schießen, traf nur den Pfosten. Auch Liendl zielte zu ungenau (60.).
Die Köpenicker waren nun ausschließlich in der Defensive gefordert. 1860 erhöhte den Druck minütlich und erspielte sich Chance um Chance. Adlung (72.), Aycicek (74.), Matmour (75.) und Mölders hatten Einschusschancen im Minutentakt. Union warf sich in jeden Schuss und schlug die Bälle nur noch unkontrolliert nach vorne. Umso überraschender war es, dass sich den Gästen plötzlich trotzdem die Möglichkeit zur Entscheidung bot: Quaner profitierte von einem Fehlpass von Wittek und lief von links alleine aufs Tor zu - traf aber nur das Außennetz (78.).
Union köpfte, grätschte, schlug jeden Ball aus dem eigenen Strafraum, und plötzlich war wieder Quaner auf und davon: Wieder dribbelte der Torjäger von links aufs Tor zu, wieder schoss er links vorbei (87.). Als in der 90. Minute auch Mugosas Versuch nicht den Weg ins Tor fand, war die Niederlage für die Löwen besiegelt.
Die kämpferische Leistung stimmte bei den Hausherren, die Chancenverwertung ließ jedoch zu wünschen übrig. Die Gäste kämpften sich zum sehr schmeichelhaften Dreier und bejubelten mit dem ersten Auswärtssieg der Saison zugleich den zweiten Dreier in Folge. 1860 spielt am Donnerstag beim FC St. Pauli (20.15), Union ist mit großem Selbstbewusstsein am Mittwoch bei den formstarken Würzburgern zu Gast (17.30 Uhr).