Gewiss, das Resultat ist ernüchternd, die 1:2-Niederlage gegen Mitaufsteiger Werder Bremen niederschmetternd. Mittlerweile haben die Königsblauen seit 35 Auswärtsspielen nicht mehr gewonnen (zehn Remis, 25 Niederlagen), der mehr als 40 Jahre alte Bundesliganegativrekord vom Karlsruher SC wurde am Wochenende an der Weser eingestellt. Wegen der bevorstehenden beiden Heimspiele innerhalb von vier Tagen - erst kommt Mainz, dann der FC Bayern - blüht den Schalkern der alleinige Auswärtsnegativrekord erst im neuen Jahr am 21. Januar in Frankfurt.
Famose Anfangsphase und Kraftakt: Moral aller Ehren wert
Und trotzdem gingen die Gelsenkirchener "erhobenen Hauptes" aus der Partie gegen Werder, wie es Stürmer Simon Terodde formulierte. Schon die Darbietung beim Debüt von Thomas Reis als Trainer des FC Schalke beim 0:2 gegen Freiburg war vielversprechend, in Bremen hat die Mannschaft nun noch einmal einen draufgesetzt. Die Anfangsphase war famos, die Bremer Führung unverdient, die auf den Ausgleich drängenden Schalker berappelten sich selbst nach dem Nackenschlag zum 0:2 noch einmal. Statt einzubrechen, führte ein Kraftakt zum späten Anschlusstor von Dominick Drexler, in der Nachspielzeit drängte das Team von Reis auf die Egalisierung des Ergebnisses. Diese Moral war aller Ehren wert.
Trotzdem kommen die Königsblauen nicht vom Fleck, sie stehen weiterhin am Tabellenende, ihre sechs Punkte haben seit Wochen keinen Zuwachs erfahren: Das 1:2 in Bremen war Schalkes siebte Liga-Niederlage in Folge (hinzu kommt das Pokal-Debakel gegen Hoffenheim), das ist einmalig in der Historie des ehemaligen Europapokal-Dauergastes.
Doch es besteht Hoffnung, nicht nur angesichts des zumindest sportlichen Aufwärtstrends unter Reis. Auch die jüngere Bundesligageschichte gibt Anlass, weiter an den Klassenerhalt zu glauben. Als Vorbild dient den Schalkern ihr nächster Gegner - Mainz 05.
Die Aussichten waren düster damals zum Jahreswechsel 2020/21. Mainz 05 hatte nach 13 Saisonspielen nur sechs Punkte auf dem Konto und damit genau so wenig, wie der FC Schalke aktuell nach exakt derselben Anzahl an Ligapartien. Die Rheinhessen schlitterten der 2. Liga entgegen, auch das eine Parallele zur momentanen Lage der Königsblauen. Nach dem Ende der Hinrunde 2020/21 sah es nicht viel besser aus für die 05er: 17 Spiele, sieben Punkte - die Mainzer schienen so gut wie weg vom Fenster.
Auch sie nahmen in ihrer schwierigen Phase damals einen Trainertausch vor. Jan-Moritz Lichte musste gehen, Bo Svensson übernahm den Cheftrainerposten, verlor seine ersten beiden Heimspiele gegen Frankfurt und Wolfsburg jeweils 0:2 und holte in seinen ersten fünf Partien nur vier Punkte. Aber Mainz berappelte sich und schlug noch einen Weg ein, der den Gelsenkirchenern in ihrer vermaledeiten Situation Mut macht. Svenssons Team holte seinerzeit in der Rückserie noch 32 Punkte, beendete die Saison im gesicherten Mittelfeld (Schalke stieg mit 16 Punkten als weit abgeschlagenes Schlusslicht ab).
Ganz so furios muss die Entwicklung bei Schalke nun nicht sein, dem Aufsteiger würde Platz 15 nach 34 Spielen absolut reichen. Mit einer solchen Leistung wie nun in Bremen kann die Aufholjagd durchaus gelingen. Den Auftakt bildet am besten die Heimpartie am Mittwoch gegen Mainz.